57 rheinische Arbeitgeber befragtDiese Kölner Firma bietet bis zu 70 Urlaubstage

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Urlaubstage

Die meisten befragten Unternehmen bieten ihren Angestellten 30 Urlaubstage pro Jahr.

  • Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat 57 Unternehmen aus Köln und der Region nach der Zahl der Urlaubstage ihrer Mitarbeiter gefragt.
  • 50 Firmen haben geantwortet, dabei ergibt sich ein klares Bild.
  • Zu den Unternehmen, bei denen der meiste Urlaub möglich ist, gehören zwei Kölner Firmen und eine Düsseldorfer Firma.

Köln – Vor die Wahl zwischen einem höheren Gehalt und mehr Urlaub gestellt, würde sich eine Mehrzahl der Befragten in einer Umfrage des Jobportals Indeed für mehr Geld entscheiden. Dennoch sagten 44 Prozent, die Zahl der Urlaubstage sei ein entscheidendes Kriterium für die Wahl des Arbeitsplatzes. Der gesetzliche Urlaubsanspruch für Vollzeitangestellte beträgt bei einer Fünf-Tage-Woche in Deutschland 20 Tage. In der Regel müssen Unternehmen aber weitere Urlaubstage bieten, um auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können. Wie viel Urlaub haben die Angestellten der großen Arbeitgeber in Köln und der Region? Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat bei 57 Unternehmen nachgefragt.

Obwohl der gesetzliche Urlaubsanspruch für Vollzeitangestellte lediglich 20 Tage im Jahr beträgt, sind im Rheinland eher 30 Urlaubstage die Regel. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ unter 57 Unternehmen aus der Region, die zwar nicht repräsentativ ist und keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, aber einen guten Überblick über das Urlaubsangebot der Firmen bietet.

50 Unternehmen haben geantwortet

Die größten Arbeitgeber der Region – dazu gehören etwa die Stadt Köln, Ford, Bayer und Rewe – liegen mit jeweils 30 Urlaubstagen zehn Tage über dem gesetzlichen Mindestanspruch. 36 von 50 Unternehmen, die auf die Anfrage reagiert haben, bieten ihren Angestellten diese Menge.

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Das Ergebnis unserer Umfrage

30 Urlaubstage mit Zusatzoptionen: Congstar (bis zu 70), Lanxess (bis zu 50), Vodafone (bis zu 40)

30 Urlaubstage: AWB, Axa, Bastei Lübbe, Bayer, Berner Group, Carglass, Ceconomy, Covestro, DEG, DER Touristik, DEVK, Dt. Sporthochschule, Dt. Luft- und Raumfahrtzentrum, Deutz, Eurowings, Flughafen Köln/Bonn, Ford, GAG, Henkel, Ineos, KVB, Kölnmesse, Metro, Microsoft, Netcologne, Pfeifer & Langen, QSC, RWE, Rewe, Rhein-Energie, Stadt Köln, Dt. Telekom, Toyota, Tüv, Vaillant, Yello Strom

Weniger als 30 Urlaubstage: Deutsche Bahn (28; 29 nach drei, 30 erst nach fünf Jahren), Deutsche Post (26 bis 30), Electronic Arts (28), Fond Of (28), Gothaer (im Schnitt 29,54), Pixum (28; 30 erst nach zwei Jahren), Ströer (im Schnitt 27,9), Trusted Shops (28), Vapiano (27 in Restaurants, 29 in der Zentrale)

Keine Angabe oder Antwort: HRS, Indus, Studitemps, Obi, Klosterfrau, Uni Köln, Dorint, Matratzen Concord, Butlers

Weniger Urlaubstage bieten nur neun Firmen, allerdings liegt auch hier die geringste Menge – 26 sind es in manchen Verträgen der Deutschen Post – deutlich über dem gesetzlichen Mindestanspruch. In mehreren Unternehmen starten Mitarbeiter auch mit einer vergleichsweise niedrigen Zahl von Urlaubstagen und erhalten mit andauernder Betriebszugehörigkeit weitere Tage hinzu: Das trifft zum Beispiel auf die Deutsche Bahn und den Online-Fotoservice Pixum zu, die zu Beginn 28 Urlaubstage bieten.

Interessant wird es für Mitarbeiter vor allem dann, wenn sie auf Gehalt verzichten können, um im Gegenzug das Urlaubstagekonto in die Höhe zu schrauben. Drei Unternehmen haben solche Modelle in ihren Antworten geschildert. Beim Düsseldorfer Telekommunikationskonzern sind dadurch zehn zusätzliche Urlaubstage möglich.

Eine Besonderheit bietet Vodafone seinen Mitarbeitern, die aus der Elternzeit zurückkommen: Diese können ihre Arbeitszeit für sechs Monate um 25 Prozent absenken – bei gleichbleibendem Gehalt.

Congstar bietet bis zu 70 Urlaubstage pro Jahr

Die Angestellten des Kölner Spezialchemiekonzerns Lanxess haben üblicherweise 30 Tage Urlaub, können jedoch 20 weitere Tage hinzugewinnen, wenn sie auf 15 Prozent ihres Gehalts verzichten.

Die meisten freien Tage sind aber bei der Telekom-Tochter Congstar möglich. Die rund 200 Mitarbeiter verzeichnen im Idealfall 70 Urlaubstage pro Jahr. Das ist zum einen deshalb möglich, weil sie Gehalt und Bonuszahlungen in Urlaub umwandeln können, zum anderen können sie weiteren Urlaub im Rahmen des Programms „Congstars helfen Congstars“ erarbeiten: Jeder Mitarbeiter erhält die Möglichkeit, 600 Euro im Jahr als Anerkennung an seine Kollegen zu verteilen. Auch dieses Geld, das in Schritten von 25 bis 150 Euro verteilt wird, kann umgewandelt werden. Außerdem können sie bis zu zehn Urlaubstage aus dem Vorjahr ins neue Jahr mitnehmen.

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Der gesetzliche Urlaubsanspruch und Feiertage in ausgewählten Ländern

Christoph Müller, Arbeitsrechtsexperte der Kölner Wirtschaftskanzlei Görg, weist auf einige Fallstricke im Zusammenhang mit Urlaubsansprüchen hin: So lege immer der Arbeitgeber fest, wann der Urlaub genommen wird, sagt Müller. „Dabei hat er aber die Wünsche des Arbeitnehmers zu berücksichtigen.“ Wer jedoch ohne Absprache Urlaub nehme, riskiere im schlimmsten Fall eine fristlose Kündigung.

Tipp für den Kündigungsfall

Ein weiterer Fehler, der häufig gemacht werde, passiere, wenn Unternehmen ihren Mitarbeitern nicht genommenen Urlaub auszahlen wollen. Das sei nur bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses möglich. Es gebe jedoch keine gesetzliche Grundlage dafür, Mitarbeitern den Urlaub abzukaufen. Selbst wenn eine Zahlung geleistet werde, bestünden die Ansprüche fort.

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Auch für den Fall einer Kündigung hat Rechtsanwalt Müller einen Tipp: Erfolgt die Beendigung des Arbeitsverhältnisses in der ersten Jahreshälfte, besteht nur ein anteiliger Urlaubsanspruch – bei einer Kündigung zu Ende Mai beispielsweise fünf Zwölftel des vertraglich festgelegten Urlaubs. Endet ein Arbeitsverhältnis jedoch in der zweiten Jahreshälfte, also nach dem 30. Juni, haben Angestellte Anspruch auf den vollen Urlaubsumfang.

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