Benzin, Gas und StromSo trifft der Krieg die Verbraucher

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Zapfsäulen an einer Tankstelle

Zapfsäulen an einer Tankstelle

Köln – Der russische Krieg gegen die Ukraine lässt die Energiepreise rasant steigen, und das, obwohl Russland seine Gas- und Öllieferungen noch nicht einmal gedrosselt hat. Vor allem Autofahrer sind arg gebeutelt, doch auch andere Energien werden teurer, was Haushalte zu spüren bekommen. Ein Überblick über die Folgen für Verbraucher.

Wie entwickeln sich Benzin- und Dieselpreise? Der Ukraine-Krieg hat die Spritpreise erstmals über die Schwelle von zwei Euro steigen lassen. Im bundesweiten Tagesdurchschnitt des Montags kostete Superbenzin der Sorte E10 2,008 Euro je Liter, bei Diesel waren es 2,032 Euro, wie der ADAC am Dienstag in München mitteilte. Und damit ist wohl noch nicht das Ende erreicht: Der nächste kräftige Anstieg zeichnete sich am Dienstag bereits ab. „Aktuell beobachten wir einen weiteren Preisschub“, sagte Kraftstoffmarkt-Experte Jürgen Albrecht vom ADAC. „Am Dienstagmittag war Benzin rund zehn Cent teurer als am Montag, Diesel sogar zwölf Cent. Es ist daher zu befürchten, dass auch der Tagesdurchschnitt deutlich anziehen wird. Da Ölpreis und Dollar am Dienstag bis zum Mittag relativ stabil waren, können sie nicht als Rechtfertigung für diesen drastischen Anstieg dienen.“

Was kosten Diesel und Benzin in Köln und Umgebung? Das Internetportal „Clever-Tanken“ weist täglich die Durchschnittspreise für Kraftstoffe in den 100 größten Städten Deutschlands aus. Die Angaben basieren auf den Daten, die von der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe beim Bundeskartellamt ermittelt werden. So kostete ein Liter Benzin der Sorte Super E10 am Dienstag in Köln im Schnitt 2,014 Euro, Diesel entsprechend 2,051 Euro. In Bergisch Gladbach blieb der Benzin-Preis mit 1,966 Euro noch unter der Zwei-Euro-Marke. Diesel kostete dort am Dienstag im Schnitt 2,027 Euro. Auch Leverkusen blieb mit 1,984 Euro für Super E10 unter der Marke, Diesel kostete dort 2,032 Euro. In Düsseldorf wurden 1,984 Euro für Benzin und 2,018 Euro für einen Liter Diesel-Kraftstoff ermittelt.

Warum steigt der Spritpreis so drastisch? Hintergrund sind Unsicherheiten durch den Krieg, die aber verschiedene Effekte haben. Haupttreiber des bisherigen Anstiegs an der Zapfsäule waren die Ölpreise, die im Zuge des Konflikts in der Ukraine nach oben schossen. Am Montag hatte die für Europa wichtige Sorte Brent zwischenzeitlich bis zu 139 Dollar pro Fass (159 Liter) gekostet, bis zum Abend schmolz ein großer Teil der Preissprungs wieder ab. Bis Dienstagmittag hatten sich die Ölpreise nach den heftigen Anstiegen der Vortage stabilisiert – allerdings mit Tendenz nach oben. Der momentan starke Dollar verstärkt den Effekt der steigenden Ölpreise noch einmal, da Öl in Dollar gehandelt wird. Hinzu kommt, dass der Dieselpreis durch eine hohe Nachfrage nach dem ähnlichen Heizöl weiter angetrieben wird und Importeure die Einfuhr von Diesel aus Russland zurückfahren. Dass derzeit so extreme Spritpreis-Rekorde erreicht werden, liegt auch daran, dass der Effekt durch den Krieg auf Rekordniveaus aufsetzt. Auf Jahressicht ist der Anstieg gewaltig: Im Durchschnitt des März 2021 hatte Diesel noch 1,315 Euro pro Liter gekostet, bei Super E10 waren es 1,454 Euro.

Wie können Verbraucher entlastet werden? ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand forderte zusätzliche Hilfen für die Verbraucher. „Kurzfristig sollte die Bundesregierung eine befristete Mehrwertsteuersenkung auf Kraftstoffe und Heizöl prüfen“, sagte er.

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Werden nun auch Gas und und Strom teurer? Die deutschen Stadtwerke rechnen mit weiter steigenden Strom- und Gaspreisen für Haushaltskunden. „Die Tendenz ist klar: Die Preise werden steigen und je nach Vertragsbeginn und -dauer wird das gegebenenfalls erst mit Verzögerung auch bei den Haushalten ankommen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU), Ingbert Liebing.

Was wird für Verbraucher teurer, sollte es ein Öl-Embargo geben? Die deutsche Chemie-Industrie warnt vor den Kosten eines möglichen Öl-Embargos gegen Russland. Zwar stamme lediglich ein Drittel der Ölimporte in Deutschland aus russischen Quellen. Dennoch gehe man davon aus, „dass ein Einfuhrembargo durch steigende Kosten in vielen Lebensbereichen zu spürbaren gesamtgesellschaftlichen Belastungen führen würde“, teilte der Verband der Chemischen Industrie mit. Wie schnell Preissteigerungen bei Alltagsprodukten für Verbraucher ankommen, lasse sich nur schwer sagen. Rohöl steckt in vielen Gütern wie Kunststoffen, Arzneien, Waschmitteln, Spielwaren und Textilien.

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