„Besser in Aktien weltweit investieren“Experten geben Tipps zu Geldanlagen und Sparen

Lesezeit 7 Minuten
immobilien_dpa

Sind Immobilien eine gute Anlage? Unsere Experten raten, sich den Einzelfall anzuschauen. Denn durch die hohen Preise sind die Mietrenditen gesunken.

  • Wie lege ich in unsicheren Zeiten mein Geld am besten an? Setze ich auf Aktien oder bleibe beim Sparbuch? Sollte ich in ein Finanzprodukt investieren oder Vermögen aufteilen?
  • Experten vom Bundesverband deutscher Banken haben bei einer Telefonaktion Fragen von Leserinnen und Lesern des „Kölner Stadt-Anzeiger“ rund um das Thema Sparen und Geldanlage beantwortet.
  • Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Mein Aktiendepot besteht aus drei Einzelaktien des DAX. Soll ich die Werte halten oder verkaufen?

Aktienanlagen sollten breit gestreut und langfristig angelegt sein, um das Verlustrisiko zu mindern. Mit nur drei Einzelwerten gehen Sie ein großes Risiko ein. Achten Sie darauf, nicht nur auf deutsche Titel zu setzen, sondern legen Sie besser weltweit und branchenübergreifend an. Dafür kommen beispielsweise global aufgestellte Aktienfonds oder ETFs infrage.

Ich habe 400.000 Euro auf einem Sparkonto. Wie sicher ist das Geld bei der Bank?

In Deutschland haben wir eines der stärksten Einlagensicherungssysteme weltweit. Pro Person und Bank sind Bankeinlagen bis 100.000 Euro durch die gesetzliche Einlagensicherung abgesichert. Darüber hinaus gehören die meisten Kreditinstitute den freiwilligen Einlagensicherungssystemen von Banken und Sparkassen an, wodurch auch höhere Beträge geschützt sind. Fragen Sie dazu bei Ihrer Bank noch einmal nach.

Ich bin junger Vater und möchte monatlich etwa 1.500 Euro langfristig sparen. Wir sind schuldenfrei und leben im eigenen Haus. Was raten Sie mir?

Denken Sie zunächst an die Risikoabsicherung Ihrer Familie. Was danach übrig bleibt, könnten Sie in einen oder mehrere Fondssparpläne anlegen. Da Sie noch jung sind, kann der Aktienanteil ruhig hoch sein: Auf lange Sicht gleichen die Kursgewinne zwischenzeitliche Verluste aus und erzielen attraktive Renditen.

20.000 Euro liegen als Rücklage nahezu unverzinst auf dem Konto. Sollte ich für das Geld nicht besser Aktien kaufen?

Nein, wenn das Geld Ihre Liquiditätsreserve darstellt, sollten Sie es auf dem Bankkonto belassen. Sie bekommen zwar aktuell kaum Zinsen dafür, aber das Geld ist sicher und täglich verfügbar.

Im Herbst erhalte ich 100.000 Euro aus einer Lebensversicherung. Nächstes Jahr gehe ich in Ruhestand und benötige davon monatliche Beiträge, um meine Rente aufzubessern. Ich möchte kein Risiko eingehen, Aktien kommen für mich nicht infrage. Wie lege ich das Geld am besten an, wenn ich trotzdem etwas Rendite möchte?

Wenn Sie absolut kein Risiko eingehen wollen, kommen ein Tagesgeldkonto oder Festgeld in Betracht. Im Internet können Sie die Zinsangebote vergleichen. Nennenswerte Zinsen dürfen Sie aber nicht erwarten. Mit vergleichsweise geringen Risiken könnten Sie etwa in offene Immobilienfonds anlegen, diese erzielten in der Vergangenheit etwa zwei bis drei Prozent Rendite. Sie müssten zwar geringe Kursschwankungen aushalten, aber um eine Rendite zu erhalten, werden Sie auf absehbare Zeit nicht an etwas Risiko vorbeikommen. Überlegen Sie, ob das für einen Teilbetrag, der mindestens fünf Jahre angelegt werden sollte, für Sie infrage kommt.

Mein Aktiendepot ist nach dem Corona-Crash immer noch im Minus und ich bin mir unsicher, ob ich verkaufen oder auf weitere Kurssteigerungen warten soll. Was meinen Sie?

Ob eine Aktie aktuell im Plus oder Minus steht, sollte zweitrangig bei der Entscheidung sein, einen Wert zu behalten oder zu verkaufen. Entscheidend ist, ob ein Titel eine positive Entwicklung erwarten lässt. Überprüfen Sie also die Qualität Ihrer Aktienpositionen. Wenn Sie die Aktien heute auch noch kaufen würden und das angelegte Geld weiterhin langfristig zur Verfügung steht, dann spricht das eher dafür, die Aktien zu halten.

Jeden Monat lege ich, 43 Jahre, 500 Euro auf ein Sparbuch. Ist das sinnvoll?

Regelmäßiges sparen ist grundsätzlich eine gute Idee. Es stellt sich die Frage, wie lange Sie das Geld ansparen bzw. anlegen möchten. Bei einem langfristigen Anlagezeitraum haben Sie mit Fondssparplänen bessere Renditechancen als auf dem Sparbuch, die besten mit einem Aktienfondssparplan. Über Kursschwankungen profitieren Sie vom Cost-Average-Effekt: Bei niedrigen Kursen kaufen Sie mit Ihrem Sparbetrag mehr, bei hohen Kursen weniger Anteile. Dadurch haben Sie langfristig einen günstigen Durchschnittskurs.

Sind Immobilien als Anlage geeignet?

Das hängt vom Einzelfall ab. Die Preise für Immobilien sind in den letzten Jahren stark gestiegen, vor allem in den Großstädten. Durch die hohen Preise sind die Mietrenditen gesunken. Bedenken Sie auch, dass Rücklagen für die Instandhaltung und den Werterhalt der Immobilie benötigt werden. Und ein Verkauf der Immobilie ist meist keine schnelle Angelegenheit.

Warum gibt es bei offenen Immobilienfonds eine Mindesthaltefrist?

Für Neuerwerber offener Immobilienfonds gilt eine 24-monatige Mindesthaltefrist sowie eine 12-monatige Kündigungsfrist, wobei bereits während der zweijährigen Mindesthaltefrist gekündigt werden kann. Dies dient zum Schutz aller Anleger des Fonds. Denn Immobilien sind langfristig orientierte Anlagen und mit der Haltefrist werden kurzfristige Spekulationen vermieden.

Soll ich (62 Jahre) meine private Rentenversicherung von 66.000 Euro lieber einmalig auszahlen lassen oder die monatliche Rente von 390 Euro wählen, fünf Jahre garantiert?

Das ist eine Wette auf Zeit und hängt auch davon ab, ob Ihre gesetzliche Rente und andere Einkünfte für den Lebensunterhalt reichen. Bei der monatlichen Rentenauszahlung erhalten Sie jährlich 4.680 Euro, nach etwa 15 Jahren haben Sie also 66.000 Euro bekommen. Leben Sie länger, sind Sie der Gewinner dieser Wette, denn die Rentenzahlungen erhalten Sie lebenslang, egal wie alt Sie werden.

Das könnte Sie auch interessieren:

Wenn Sie sich das Geld auszahlen lassen, müssen Sie es sicher und gewinnbringend anlegen. Bei einer angenommenen Rendite von 2 Prozent und gleichzeitiger Entnahme der jährlichen 4.680 Euro wäre das Kapital nach knapp 17 Jahren aufgebraucht. Aufgrund der niedrigen Zinsen würde ich eher zur monatlichen Rentenzahlung tendieren.

Soll ich 100.000 Euro, also mein gesamtes Vermögen, in einen Immobilienfonds investieren?

Nein, man sollte grundsätzlich nie alles in nur ein einziges Finanzprodukt investieren. Um Ihr Geld bestmöglich anzulegen, sollten Sie verschiedene Anlageklassen kombinieren. Denn eine Anlageform, die sowohl hohe Rendite, kein Risiko und ständige Verfügbarkeit gewährleistet, gibt es nicht. Um herauszufinden, welche Anlagemischung für Sie die richtige ist, lassen Sie sich am besten von Ihrer Bank detailliert beraten.

Wie geht es mit dem Euro weiter? Ist er sicher?

Ja, der Euro ist stabil und wir gehen davon aus, dass Europa auch künftig zusammenhalten wird, um gemeinsam zwischen USA und China zu bestehen. Die Beschlüsse vom Juli waren zwar schwierig, aber das Ergebnis ist ein gutes. Mit einem Gesamtumfang von 1,8 Billionen Euro für die nächsten sieben Jahre verabschiedete die EU das größte Finanzpaket der Geschichte.

Was halten Sie von Gold, lohnt sich das noch?

Gold bringt weder Zins noch Dividende. Wer sein Vermögen breit streuen will, kann Gold jedoch grundsätzlich mit einem kleinen Anteil beimischen, da Gold als „Krisenwährung“ zur Absicherung gilt. Gold sollte aber nicht den Schwerpunkt bilden. Die Höhe des Goldanteils hängt ab vom Gesamtvermögen und der persönlichen Anlagementalität ab.

Auf dem Sparbuch schlummern 11.000 Euro, die ich nicht länger unverzinst liegen lassen möchte. Ich dachte an internationale Aktienfonds, da ich damit schon etwas Erfahrung habe. Weitere Liquidität ist vorhanden. Was meinen Sie?

Wenn Sie das Geld langfristig investieren können und nicht anderweitig benötigen, ist das ein guter Ansatz. Aufgrund der aktuellen Marktlage sollten Sie den Betrag allerdings nicht auf einmal investieren. Besser wäre es, wenn Sie in mehreren Tranchen, also zeitversetzte Teilbeträge anlegen würden, beispielsweise je 1.000 Euro monatlich für 11 Monate. So kaufen Sie zu unterschiedlichen Kursen ein.

Mein Kreditinstitut will „Strafzinsen“ für meine recht hohen Bankeinlagen haben. Wie kann ich das vermeiden?

Sprechen Sie mit Ihrem Berater und suchen sie gemeinsam nach Alternativen. Letztlich sollten Sie Ihre Bankeinlagen reduzieren. Eine Reserve sollte für absehbare Ausgaben und Notfälle verfügbar gehalten werden. Den Rest könnten Sie, sofern Sie langfristig darauf verzichten können, anlegen. Sachwerte eignen sich gut, dazu gehören unter anderem Wertpapiere wie Aktien oder Fonds und Immobilien.

Ich habe viel über ETFs gelesen, was sind die Unterschiede zu klassischen Aktienfonds?

ETFs sind börsengehandelte Indexfonds, die den zugrunde liegenden Index nachbilden, zum Beispiel den DAX oder Dow Jones. Der Wert entwickelt sich praktisch wie der Index, er kann nicht besser abschneiden als der Index, aber auch nicht schlechter. Da bei einem ETF keine aktive Anlageentscheidung getroffen werden muss, sind die Kosten deutlich niedriger als bei konventionellen Fonds. Die Kosten sollten jedoch nicht das einzige Auswahlkriterium sein. Vergleichen Sie die Wertentwicklung nach Kosten von ETFs im Vergleich zu Aktienfonds in einem Zeitraum von fünf bis zehn Jahren. Wer nun in Zukunft besser abschneidet, kann freilich niemand vorhersagen. Daher ist die Lösung eine breite Streuung Ihrer Geldanlagen.

Ich habe viel Bargeld zu Hause versteckt, denn auf der Bank gibt es ja keine Zinsen. So langsam kommen mir aber Zweifel…

Ihre Zweifel sind verständlich, denn sicherer ist Ihr Geld auf einem Bankkonto aufgehoben. Einbrecher können auch die „geheimsten“ Verstecke finden. Denken Sie auch an andere Faktoren wie Feuer oder Wasserschaden.

KStA abonnieren