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„Backen ist ein Business“Kölner Jura-Studentin buhlt mit Gemüsekuchen um Investorendeal

4 min
Isabell Forster sitzt auf einer Arbeitsfläche. Sie trägt eine rosafarbene Schürze und löffelt Kuchen aus einem Glas.

Die Kölnerin Isabell Forster hat das Food-Start-up Better Cakez 2024 gegründet. 

Derzeit verkauft die Kölner Food-Start-up-Gründerin Isabelle Forster ihre veganen, glutenfreien Snack-Küchlein noch online. Bald sollen sie im Supermarkt erhältlich sein.

„Ja, Kuchenbacken ist ein Business“, sagt Isabelle Forster. Was in manchen Ohren wie ein nettes Hobby oder ein lästiges To-do an Geburtstagen klingt, hat die Kölnerin zum Geschäft gemacht, aber nicht in einer klassischen Konditorei. Jüngst wurde sie mit ihrem 2024 gegründeten Start-up „Better Cakez“ beim Kölner Macherinnen-Award als beste Newcomerin ausgezeichnet. Am Montag, 22. September, will sie auch die Jury der Gründer-Show „Die Höhle der Löwen“ von ihrer Idee überzeugen: Küchlein im Glas, „die sündhaft lecker schmecken – aber gesünder sind“ als das Standardprodukt, nämlich vegan, glutenfrei und frei von Industriezucker und Palmöl - so lautet das Konzept.

Ihr Alleinstellungsmerkmal: „Da ist viel Gemüse drin versteckt“, sagt Forster. Mit bis zu 30 Prozent bilden Kürbisse, Zucchini oder auch Rote Beete die Basis der Produkte. Das kann erstmal abschreckend wirken, doch Forster entwarnt: „Ich hasse Rote Beete, aber im Kuchen schmeckt man sie nicht. Sie macht den Teig super saftig.“ 

Süßer Gemüsekuchen im Glas kostet 3,99 pro Stück

In den sozialen Medien trifft sie mit ihrem noch jungen Unternehmen einen Nerv. Knapp 17.000 Menschen verfolgen dort ihre Arbeit in der Backstube, ihre Videos erreichen teils ein Millionenpublikum. Mit pinken Handschuhen und rosa Schürze berichtet sie vom Alltag als Gründerin, finanziellen Herausforderungen oder auch, warum die Better Cakez mit 3,99 Euro pro Stück einen recht stolzen Preis haben. „Unsere Zutaten sind wahnsinnig teuer, wir verwenden frisches Biogemüse, Chiasamen, hochwertigen Kakao und Nussmousse. Und jeder, der schon einmal eine Kürbissuppe gemacht hat, kann sich vorstellen, wie lange es dauert, Kilos an Kürbissen zu verarbeiten“, sagt die 29-Jährige. 

Dass sie einmal eine Backstube führen und 19 Mitarbeitende beschäftigen würde, war in Forsters ursprünglichem Lebensentwurf zunächst nicht vorgesehen. In Köln studierte sie Jura. Doch vor dem ersten Staatsexamen kämpfte sie mit gesundheitlichen Problemen. „Mir sind die Haare ausgefallen, ich war schon im Perückenladen, konnte kaum noch gehen vor Schwindel, hatte Hautprobleme.“ Die Diagnose: eine Gluten- und Laktoseunverträglichkeit. „Ich dachte, das sei ein Witz, aber ich war so verzweifelt, dass ich tatsächlich auf entsprechende Produkte verzichtete.“ 

Ein Glas gefüllt mit einem Schokokuchen und brauner Glasur.

Die Kuchen im Glas bestehen zu bis zu 30 Prozent aus Gemüse, verarbeitet werden unter anderem Rote Beete, Kürbis und Zucchini.

Forster ging es besser, dafür hatte sie ein Genuss-Problem: „Ich liebe Kuchen, seit ich klein bin.“ Mehl, Milch und Quark waren plötzlich tabu, die alternativen Fertigprodukte begrenzt. Also habe sie abends nach der Uni in ihrer Küche experimentiert und eigene, verträgliche Rezepte kreiert. „Mein Freundeskreis war so begeistert, dass alle dafür plädierten, die Kuchen auch für andere herzustellen“, erzählt sie. Aus einer Schnapsidee sei ein Plan gereift: „Ich bin aus dem Examen herausgekommen und wusste: Jetzt suche ich nach einer Bäckerei.“ Sie nahm das Risiko in Kauf und entschied sich für ihre Leidenschaft statt Jura.

„Viel Geld hatte ich nicht auf der hohen Kante liegen“, sagt Forster, und ihre Eltern hätten ihr die finanzielle Unterstützung fürs Studium gestrichen. „Man hat gemerkt, die haben kein Interesse an dem, was mich 24 Stunden am Tag beschäftigt.“ Irgendwann habe sie ihren Vater, „ein Zahlenmensch“, doch mit einem Finanzierungsplan davon überzeugen können, dass hinter Better Cakez mehr als nur Backen stecke. Inzwischen seien ihre Eltern ihre größten Fans.

Finanzierung durch Stipendien und Kredite

Bei Geldgebern hatte sie schneller Erfolg. Die Anfangszeit überbrückte Forster mit dem Gründungsstipendium des Landes Nordrhein-Westfalen in Höhe von 1200 Euro, das sicherte zumindest ihre monatlichen Lebenshaltungskosten. „Ich habe mir auch von Freunden Geld geliehen.“ Das Interesse in den sozialen Medien verhalf ihr außerdem zu einem Kredit bei einer Kölner Bank. „Dann war das finanzielle Problem erst einmal gelöst, aber der Druck stieg. Wir brauchten Einnahmen.“

Bislang generiert Better Cakez diese lediglich aus dem Onlinehandel. Aufgrund der guten Auftragslage verlagerte Forster die Produktion im Sommer von einer kleinen Backstube in Frechen in größere Produktionshallen nach Leipzig. Die nächste Hürde ist der Schritt in den Einzelhandel. Mit einigen größeren Ketten sei sie bereits im Gespräch. „Das schönste Gefühl wird sein, in den Supermarkt zu gehen, und einen Kuchen von mir zu sehen.“

Um das zu erreichen, geht sie vor den prominenten Investoren bei „Die Höhle der Löwen“ mit einem 150.000-Euro-Deal für zehn Prozent der Firmenanteile ins Rennen. Viel mehr will Forster nicht preisgeben, weder über aktuelle Umsatzzahlen, noch über ihren tatsächlichen Kapitalbedarf. Nur so viel: Um das Geschäft mit den Gemüsekuchen auch langfristig zu stemmen, „braucht man wesentlich mehr Geld.“