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Bonner KonzernPost setzt nach Streetscooter-Aus noch stärker auf E-Fahrzeuge

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Streetscooter

Der Elektro-Transporter Streetscooter der Deutschen Post DHL ist ein Erfolgsmodell. 

Bonn – Die Deutsche Post DHL erhöht ihre Nachhaltigkeitsziele und will bis 2030 sieben Milliarden Euro in klimaneutrale Logistik investieren. Wie der Bonner Konzern am Montag mitteilte, sollen bis dahin 60 Prozent der Zustellfahrzeuge elektrisch betrieben sein. Das entspreche weltweit mehr als 80 000 Wagen. 2020 waren 18 Prozent der Flotte elektrifiziert. „Wir machen aus unserem gelben Konzern ein grünes Unternehmen“, sagte Vorstandsvorsitzende Frank Appel. Bereits 2017 hatte die Post angekündigt, die CO2 -Emissionen des Unternehmens bis 2050 auf netto null zu senken.

Da eine Elektrifizierung auf weiten Strecken derzeit noch nicht möglich sei, will der Logistikkonzern zusätzlich in nachhaltige Treibstoffe investieren. Bis 2030 sollen 30 Prozent des Bedarfs im Fernverkehr und in der Luftfracht mit Kraftstoffen aus nachhaltigen Rohstoffen und erneuerbaren Energien gedeckt werden.

Appel sieht keinen Widerspruch

Konzernchef Frank Appel sieht in der Strategie keinen Widerspruch zur Entscheidung, den Bau des eigenen Elektrotransporters einzustellen. Man könne „sehr stolz sein, dass wir mit dem Streetscooter ein Signal gesetzt haben“, sagte er. Er sprach von einer „Initialzündung“ für die Branche. Die Deutsche Post hatte das Aachener Unternehmen 2014 übernommen. Anfang 2020 kündigte der Logistikkonzern dann an, die Produktion des Streetscooter einzustellen. Dieses Jahr sollen noch 5000 Fahrzeuge dazukommen – danach will die Deutsche Post die benötigten Elektrofahrzeuge von anderen Herstellern einkaufen. Appel bestätigte am Montag, dass es dazu bereits Gespräche gebe, nannte aber keine Namen.

Insgesamt will die Deutsche Post ihren jährlichen CO2 -Ausstoß bis 2030 von derzeit 33 auf 29 Millionen Tonnen reduzieren. Der Konzern wächst durch den Boom im Onlinehandel derzeit stark. Ohne Nachhaltigkeitsprogramm würde der Ausstoß nach eigenen Angaben stattdessen auf 46 Millionen Tonnen ansteigen. Bei der Berechnung des eigenen ökologischen Fußabdrucks setzt der Konzern dabei auf eine neue, strengere Berechnungsmethode, die auch Umweltfaktoren bei der Treibstoffproduktion berücksichtigt. Derzeit ist der Transportsektor nach Unternehmensangaben für 16,2 Prozent aller weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. 0,4 Prozent davon entfallen auf die Deutsche Post als weltweit größtem Logistikkonzern.

Kosten auf Verbraucher umlegen

Frank Appel setzt darauf, dass die Bemühungen seines Konzerns positiv auf die Logistikbranche ausstrahlen werden. Würde auch die Konkurrenz ihre Investitionen hochschrauben, könnte die gesamte Branche ihre Mehrkosten künftig an die Verbraucher weiterreichen. Geschehe das nicht, habe man 2030 zumindest einen „nachhaltigen Wettbewerbsvorteil“.

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Neben den Umweltmaßnahmen kündigte die Deutsche Post weitere Neuerungen an: So soll die variable Vergütung des Vorstands künftig zu 30 Prozent an die Erreichung der Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsziele gekoppelt werden. Außerdem verpflichtet die Post sich, künftig ein Prozent ihres jährlichen Nettogewinns in eigene soziale Programme und Initiativen zu stecken. Darüber hinaus wollen die Bonner den Anteil weiblicher Führungskräfte im Management bis 2025 von derzeit 23,2 Prozent auf mindestens 30 Prozent zu erhöhen.

Vorstandsziele nicht erreicht

Auf Vorstandsebene blieb der Konzern hier zuletzt hinter seinen selbstgesteckten Zielen zurück: Ursprünglich war geplant gewesen, bis zur diesjährigen Hauptversammlung neben Finanzchefin Melanie Kreis eine weitere Frau in den Vorstand zu berufen. Das sei nicht mehr zu schaffen, sagte Appel nun. Man werde die Zielgröße von 25 Prozent aber weiter „mit genau der gleichen Energie“ verfolgen.

Umweltschützer reagierten verhalten auf die Pläne der Deutschen Post. Greenpeace-Verkehrsexperte Tobias Austrup sagte, wenn der Konzern es ernst meine, dann müsse „bis zum Jahr 2030 der ganz überwiegende Teil der Fahrzeuge elektrifiziert sein – vom Zustellfahrzeug bis zum LKW.“ Die geplanten 60 Prozent seien „weit weniger als das, was nötig und möglich ist“.