Abo

Chef des Kölner Brauerei-Verbands„Kölsch muss man mit Champagner vergleichen“

Lesezeit 4 Minuten
Kölsch 17

Kölsch vorm Dom

Köln – Für die Kölnerinnen und Kölner ist ihr Kölsch, egal welcher Marke, ein Stück Heimat und Identität. Ein Grund von vielen für den Kölner Brauerei-Verband, dass das Kölsch so schützenswert ist. „Das Besondere am Kölsch ist, dass es etwas anders schmeckt als ein kräftiges Bier aus dem Norden oder ein helles Bier“, sagt Christian Kerner, Chef des Verbands und Rechtsanwalt im Podcast „ekonomy mit K“. „Spezielle, regionale Produkte zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht so sind wie alle anderen.“

Daher macht sich Kerner auch keine Sorgen um den Stellenwert des Kölschs. Trotzdem: der Konsum von Bier im Allgemeinen wie auch Kölsch ist in den letzten zehn bis 15 Jahren zurückgegangen, Kerner sagt aber, dass sich der Rückgang bei Kölsch in Grenzen hielte. Anders während der Corona-Pandemie, als aufgrund von Gastronomie-Schließungen oder ausbleibender Großveranstaltungen wie Karneval oder Fußballspielen, der Absatz absank „Natürlich wird jetzt wieder mehr Bier getrunken, aber wir sind noch nicht auf dem Stand von 2019“, sagt Kerner. „Das wird sicherlich noch bis zum nächsten Jahr dauern.“ Wenn sich die Situation weiter gut entwickelt, ist er guter Hoffnung.

Einen Strich durch die Rechnung machen könnten allerdings noch diverse Unwägbarkeiten, die branchenübergreifend zu Preissteigerungen bei Energie und Rohstoffen führen – und auch teilweise zu kritisierten Preissteigerungen in der Gastronomie. Zwar kennt Kerner die einzelnen Berechnungsgrundlagen der Brauereien nicht, er ist sich aber sicher, dass sie kalkuliert haben, ob eine Preiserhöhung vermeidbar gewesen wäre. „Die Kölner Brauereien haben allerdings das letzte Mal vor vier Jahren die Preise erhöht“, sagt er. „Die Brauereien achten schon sehr darauf, was sie an ihre Kunden weitergeben können.“

Alles zum Thema Kölsch

Strikte Kölsch-Regeln

Wann ein Kölsch tatsächlich ein Kölsch ist, erklärt Kerner problemlos: „Es ist ein obergäriges, hopfenbetontes, helles Bier – und es muss in Köln gebraut sein.“ Ausnahmen gibt es dabei mit Wiehl und Brühl allerdings. Zwei Brauereien hätten bereits vor der sogenannten Kölsch-Konvention Kölsch außerhalb des Stadtgebiets gebraut.

Die Kölsch-Konvention ist eine interne Wettbewerbsregel: „Die Kölner Brauereien haben sich im Jahre 1986 darauf verständigt, bestimmte Regeln hinsichtlich des Brauens von Kölsch einzuhalten.“ Diese Regeln gelten allerdings lediglich innerhalb des Verbandes. Viel wichtiger sei Kerner zufolge die „geschützte geografische Angabe“ (g.g.A.) nach Recht der Europäischen Union (EU), die ebenfalls die Herkunft des Kölsch zementiert.

Fälschungen werden verboten – wenn möglich

„Man muss Kölsch vergleichen mit Champagner oder Parmaschinken oder Aachener Printen – die haben die gleichen geschützten geografischen Angaben“, sagt Kerner. „Das ist ein Verbraucherschutzmerkmal, damit man weiß, dass nicht irgendwer aus Afrika, Amerika oder Asien das Bier gebraut und es Kölsch genannt hat.“


Podcast „ekonomy mit K“

Das komplette Gespräch mit Christian Kerner können Sie auf allen gängigen Podcast-Plattformen wie Apple Podcasts, Spotify oder Deezer hören. Suchen Sie dort dazu nach „ekonomy mit K“ oder „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Unter anderem finden Sie dort auch Interviews mit Just-Fit-Gründer Frank Böhme, Art-Invest-Chef Markus Wiedenmann oder Mühlenkölsch-Chefin Melanie Schwartz.

Wenn Sie dem Podcast folgen, verpassen Sie keine der künftigen Ausgaben. Alternativ können Sie das Gespräch auch hier hören.

Eine Übersicht aller Podcasts des Kölner Stadt-Anzeiger gibt es hier: https://www.ksta.de/podcast


Taucht eine Fälschung auf, schaut der Verband zunächst auf die Herkunft. Kommt das Produkt aus Deutschland, gehe man mit einer Abmahnung und einer Unterlassungserklärung vor. In der EU schalte man zudem das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen: „Das Lanuv ist für die Überwachung der g.g.A. zuständig und leitet ein Ordnungsverfahren ein“, das funktioniere trotz derer aufwendigen Aufgaben gut, lobt Kerner. „Übersee ist für uns zu aufwendig“, ergänzt er. „Der Aufwand in den USA liegt bei schätzungsweise 50.000 Dollar und mehr – das ist für uns in keiner Relation zu sehen.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Nicht auf einem anderen Kontinent, dafür in Österreich, wird aktuell „Sölsch“ gebraut – ein Bier aus dem Skiort Sölden, das nicht nur mit seinem Namen, sondern Kerner zufolge auch zu Beginn offensiv auf Kölsch angespielt hat. „Mittlerweile haben die ihre Homepage geändert.“ Man habe lange versucht, eine einvernehmliche Regelung mit der Brauerei zu finden – zum Beispiel eine Umbenennung des Bieres, so Kerner. Die Österreicher zeigten sich zunächst auch einsichtig, ruderten aber plötzlich zurück und produzierten weiter unter demselben Namen. „Dann hatten wir kein Verständnis mehr und haben das Lanuv eingeschaltet, die jetzt den Vertrieb des Bieres in Nordrhein-Westfalen verboten haben.“ Kerner hofft nun, dass das Verbot auch deutschlandweit und in Österreich kommt.

KStA abonnieren