Zinsen für Kontoüberziehung steigenSo teuer ist der Dispokredit bei den Banken im Kölner Raum

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Auf einem Kontoauszug sind die Zinsen für den Dispositionskredit rot markiert.

Auf einem Kontoauszug sind die Zinsen für den Dispositionskredit rot markiert. Was kostet mich die Kontoführung?

Fast alle befragten Banken haben seit Jahresbeginn die Dispozinsen erhöht. Der Spitzenreiter nimmt über 14 Prozent.

Nach der mehrmaligen Anhebung des Leitzinssatzes durch die Europäische Zentralbank (EZB) haben die meisten Geldhäuser ihre Dispozinsen teils kräftig in die Höhe geschraubt. Von elf befragten Kreditinstituten in Köln und dem Umland haben zehn bereits im laufenden Jahr die Dispozinsen erhöht, das elfte Institut, die Volksbank Oberberg, machte in der Umfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ vom vergangenen Freitag keine Angabe zu früheren Konditionen.

Spitzenreiter in der Region ist die Sparkasse Leverkusen. Dort werden bei der Inanspruchnahme des Dispositionskredits 14,35 Prozent Zinsen fällig. Im Februar dieses Jahres war der entsprechende Preis um 7,4 Prozent (nicht Prozentpunkte!) angehoben.

Die Volksbank Köln-Bonn ist mit 13,93 Prozent das zweitteuerste Geldhaus in Köln und Umland. Laut einer Sprecherin wurde der Dispozins erst Anfang Mai von 13,66 auf 13,93 erhöht, was einer Preiserhöhung von zwei Prozent entspricht. Zur Begründung wird angeführt: „Der Sollzinssatz ist fest an einen Referenzzinssatz gebunden. Die Anpassung erfolgt daher ein zu eins analog der Entwicklung des Referenzzinssatzes und ist keine preis- oder geschäftspolitische Entscheidung. Wir geben jede Veränderung – Erhöhung und Reduzierung – eins zu eins weiter“, sagte eine Sprecherin auf Anfrage.

Kleine Sparkasse bundesweit unter den teuersten Banken

Einziges Institut unserer Umfrage, das den betreffenden Zins im laufenden Jahr gegen den Trend gesenkt hat, ist die Sparkasse Radevormwald-Hückeswagen. Das öffentlich-rechtliche Geldhaus verlangt nun 13,25 Prozent Dispozins. Im April war der Satz rückwirkend um ein Achtel gesenkt worden. Tatsächlich war aber unmittelbar zuvor der Zinssatz der Sparkasse auf 15,14 Prozent gestiegen, die Rolle rückwärts sei mit Blick auf die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen und „im Interesse unserer Kundschaft“ vollzogen worden. Damit war die kleine Bank bundesweit unter den teuersten. Im Laufe des Jahres wird die Sparkasse Radevormwald-Hückeswagen von der Kreissparkasse Köln übernommen. Diese nimmt aktuell 10,68 Prozent, im April wurde der Satz um knapp ein Achtel erhöht.

Die Sparkasse Köln-Bonn nimmt aktuell 13,17 Prozent und hat erst im April um sieben Prozent erhöht. Die Deutsche Bank nimmt 12,79 Prozent (plus drei Prozent im April), die Commerzbank erhöhte bereits im Februar leicht auf 12,2 Prozent. 

Die Volksbank Oberberg mit Sitz in Wiehl verlangt aktuell 11,4 Prozent und machte keine Angaben über etwaige Veränderungen, die letzte habe es 2021 gegeben. Die genossenschaftliche Direktbank PSD West erhebt 10,95 Prozent und verteuerte im April um zehn Prozent. Am preiswertesten ist aktuell die Sparda-Bank West, die im Januar um ein Zehntel erhöhte, mit 10,5 Prozent Dispozins aber noch die günstigste in dieser Umfrage ist.

Steigende Lebenshaltungskosten zwingen Verbraucher in den teuren Dispokredit
Ramona Popp Verbraucherzentrale Bundesverband

Die Begründungen der Banken ähneln sich stark. So orientieren sich die Institute meist am sogenannten Euribor-Dreimonatsgeld. Die Abkürzung Euribor steht für „Euro Interbank Offered Rate“. Es ist ein Referenz-Zinssatz und dient der Orientierung, zu welchen Konditionen sich Banken untereinander Geld leihen. In der langen Niedrigzinsphase lag der Drei-Monats-Euribor sieben Jahre lang unter null Prozent. Im Laufe des Jahre 2022 und 2023 stieg er von etwa -0,5 Prozent vor den EZB-Erhöhungen kontinuierlich auf aktuell 3,28 Prozent (Freitag). Er wird einmal täglich ermittelt.

Teure Dispozinsen: Für Bankkunden eine doppelte Belastung

Für Bankkunden sind die starken Erhöhungen aktuell eine doppelte Belastung. Denn durch die Inflation ist das Geld derzeit bei vielen Privathaushalten deutlich knapper als noch vor eineinhalb Jahren. Die gestiegenen Lebenshaltungskosten sind der Hauptgrund für ein überzogenes Konto und die Nutzung von teuren Überziehungskrediten. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV). Demnach hat etwa jeder siebte Verbraucher von Anfang September bis Anfang Dezember 2022 einen Dispokredit genutzt – knapp die Hälfte gab als Grund dafür die gestiegenen Lebenshaltungskosten an.

Knapp jeder zehnte aller Umfrageteilnehmer sieht sich nicht in der Lage, die gestiegenen Lebenshaltungskosten auf Dauer zu tragen. 14 Prozent der Befragten mit Dispokredit beziehungsweise Kontoüberziehung rechnen damit, ihr Konto erst nach mehr als sechs Monaten wieder auszugleichen.

„Die gestiegenen Lebenshaltungskosten sind für Verbraucher:innen ein Überschuldungsrisiko und treiben immer mehr Menschen zur Aufnahme eines Dispokredits. Das ist allerdings ein viel zu teurer Kredit, um mittel- oder langfristig finanzielle Engpässe auszugleichen. Hier muss die Politik handeln und die Verbraucherinnen und Verbraucher davor schützen, dass der Dispokredit zur Kostenfalle wird“, sagte VZBV-Vorständin Ramona Pop kürzlich.

Der VZBV fordert die Bundesregierung auf, eine nur kurzfristige Nutzung des Dispos zu fördern, ungerechtfertigte Kosten zu vermeiden und eine effektive Hilfe bei Überschuldung sicherzustellen. Nötig seien unter anderem eine Begrenzung des Disporahmens, ein Zinseszins-Verbot, um explodierende Zinsen zu verhindern und ein leichterer Zugang zu kostenfreien Schuldnerberatungen. Die Fraktion der Linkspartei im Bundestag hat erst im Februar gefordert, Dispozinsen auf maximal fünf Prozent über dem EZB-Leitzins zu begrenzen. Damit läge der Dispozins aktuell bei 8,75 Prozent.

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