Immer mehr Verbraucher hinterfragen Dienste der großen Tech-Konzerne – und suchen nach europäischen Alternativen mit mehr Datenschutz.
Paypal, Google und Co.Warum sich viele Menschen von US-Techriesen abwenden

Ein junger Mann tippt auf einem Smartphone eine WhatsApp-Nachricht. (Symbolbild)
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Jahrelang war es Standard, mit Google zu surfen, mit Paypal zu zahlen und per WhatsApp zu kommunizieren. Doch inzwischen wächst bei vielen Menschen das Unbehagen – und mit ihm das Interesse an europäischen Alternativen. Datenschutz, digitale Souveränität und technologische Abhängigkeiten rücken stärker in den Fokus.
Die Bedenken sind vielschichtig. Viele Nutzer hätten inzwischen ein schlechtes Gefühl in der Magengegend – nicht nur bei Produkten aus China, sondern auch aus den USA, sagt Florian Glatzner vom Verbraucherzentrale Bundesverband. Zwar sei das Problembewusstsein bei Unternehmen und Behörden meist ausgeprägter als bei Privatpersonen, doch auch im Alltag beginne ein Umdenken, wenn auch langsam. Oft stehe der Bequemlichkeit ein wachsendes Misstrauen gegenüber.
Support-Ende für Windows 10 sorgt für Frust
Dass das Vertrauen in große Tech-Konzerne bröckelt, liegt nicht nur an Datenschutzfragen. Auch praktische Entscheidungen stoßen sauer auf: etwa die von Microsoft angekündigte Beendigung des kostenlosen Windows-10-Supports zum 14. Oktober. Wer Sicherheitsupdates will, muss zahlen. Wer auf Windows 11 umsteigen möchte, braucht häufig neue Hardware. Das sorgt nicht nur für unnötige Kosten, sondern laut Kritikern auch für eine neue Welle von Elektroschrott.

Ein Computerbildschirm zeigt das Update auf Windows 10 mit einer Lupe. 2019 liefen die Updates für Windows 7 aus, jetzt trifft das gleiche Schicksal Windows 10. Im Oktober 2025 stellt Microsoft die kostenfreie Unterstützung für Windows 10 ein..
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Auch beim beliebten Bezahldienst Paypal wurde zuletzt eine Schwachstelle offengelegt‘: Sicherheitssysteme versagten, betrügerische Lastschriften konnten nicht rechtzeitig gefiltert werden. Zahlreiche Banken stoppten daraufhin Zahlungen. Ein weiterer Anlass für viele, Alternativen wie die europäische Wallet „Wero“ oder die Neobank „Revolut“ zu testen.
Wero erlaubt Geldtransfers über Handynummer oder E-Mail in Echtzeit. Der Dienst war zunächst nur über Banken-Apps verfügbar, ist mittlerweile aber auch eigenständig nutzbar. In Deutschland ist der Bekanntheitsgrad jedoch noch gering – ebenso wie beim französischen KI-Start-up Mistral AI, das mit „Le Chat“ auf Open Source und Datenschutz setzt. Auch hierzulande gibt es mit Aleph Alpha ein ernstzunehmendes Pendant, allerdings eher im B2B-Bereich.
Zu stark von USA und China abhängig – Politik setzt auf digitale Souveränität
Das Thema beschäftigt längst nicht nur einzelne Nutzer. Eine Bitkom-Umfrage zeigt: 68 Prozent der Deutschen sehen das Land im Bereich Künstliche Intelligenz zu stark von den USA und China abhängig. 60 Prozent wünschen sich mehr Unabhängigkeit von amerikanischen KI-Anbietern.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) rät Verbrauchern, bei digitalen Produkten genauer hinzusehen: Wer hat Zugriff auf die Daten? Wie transparent ist der Umgang mit Sicherheitslücken? Die Empfehlungen zielen auf einen verantwortungsvolleren Konsum, der nicht nur technisch, sondern auch politisch motiviert ist.
Ein Zeichen setzen wollen auch Deutschland und Frankreich: Für den 18. November laden sie gemeinsam mit der EU-Kommission zum Gipfel für digitale Souveränität nach Berlin. Bundeskanzler Friedrich Merz betont die wirtschaftliche Notwendigkeit dieser Initiative. „Das ist wichtig für die Widerstandsfähigkeit unserer Volkswirtschaften“, sagte er am Freitag (29. August) nach einem Treffen mit Präsident Macron. (red/dpa)