Ehemaliges StahlwerkKölner Immobilien-Milliardär kauft Areal Böhler in Düsseldorf

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Areal Böhler

Areal Böhler gehört nun dem Kölner Unternehmen Jamestown.

Rund 156 Millionen Euro zahlen der Immobilienunternehmer Christoph Kahl und sein Konzern Jamestown für das geschichtsträchtige Ensemble

Der Kölner Immobilienunternehmer Christoph Kahl und sein Konzern Jamestown haben eines der geschichtsträchtigsten Areale in Düsseldorf erwerben. Der österreichische Stahl- und Technologiekonzern Voestalpine wollte sich vom Areal Böhler trennen. Im Dezember vergangenen Jahres hatten beide Unternehmen exklusive Verkaufsverhandlungen aufgenommen (der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete). Nun ist der Verkauf vollzogen.

Niedergang mit der Ölkrise

Den Kaufpreis inklusive Übernahme der Standortverwaltung geben beide Unternehmen mit insgesamt 156 Millionen Euro an. Die Jamestown Areal Böhler GmbH & Co. KG ist somit Betreiber des Areal Böhler. Das ehemalige Stahlwerk an der Stadtgrenze von Düsseldorf zu Meerbusch-Büderich blickt auf eine lange Geschichte zurück. 1914 kaufte die österreichische Firma Gebr. Böhler das Gelände, und schon 1915 lief die Stahlproduktion in Folge des Ersten Weltkriegs auf Hochtouren – ebenso wie auch im Zweiten Weltkrieg. Mit der Ölkrise 1974 begann der Niedergang des Stahlwerks, mehr als 4000 Arbeiter bangten um ihre Jobs. 1993 wurde die Stahlproduktion eingestellt und das Gelände umstrukturiert.

Gewerbe, Kreative und Architekten siedelten sich an. Heute finden in den denkmalgeschützten Gebäuden Veranstaltungen wie Mode- und Kunstmessen wie etwa kommende Woche die Art Düsseldorf statt sowie Unternehmensevents namhafter Dax-Konzerne. Die großen Produktionshallen aus Backstein und der 81 Meter hohe Schornstein zeugen bis heute von der Geschichte.

Große Indoor-Surfhalle geplant

Auf dem 230.000 Quadratmeter großen Areal stehen rund 40 Gebäude mit Nutzflächen von rund 125.000 Quadratmetern. Mittlerweile sind 180 Firmen und selbstständige Gewerbe mit rund 1200 Beschäftigten auf dem Areal angesiedelt. Bis auf eine Halle mit rund 10.000 Quadratmetern ist das Gelände so gut wie voll vermietet. Größter Mieter bleibt mit fast 30 Prozent der Gesamtflächen Voestalpine sowie ein Catering-Unternehmen und Rheinriff. Das Unternehmen wird bald eine der weltgrößten Indoor-Surf-Hallen mit 6000 Quadratmetern eröffnen, in der neben einer neun Meter breiten, stehenden Surfwelle sechs Beachvolleyballplätze und ein moderndes Tagungszentrum entstanden sind.

Platz für Start-ups aus dem Klimabereich

Investor Jamestown sieht auf dem Areal großes Potenzial. Man wolle den Bestand an altindustriellen Gebäuden erhalten und bei Bedarf modernisieren. „Zudem wollen wir Büro- und Entwicklungsflächen für Gründer und Start-ups aus dem Bereich Klimatechnologie schaffen, die dort Forschung und Entwicklung betreiben können“, sagte Sebastian Kahl, Sohn von Jamestown-Gründer Christoph Kahl Ende des letzten Jahres. Der 27-Jährige wird den Gewerbe- und Messestandort gemeinsam mit dem bisherigen Standortleiter Patric Gellenbeck führen.

Zudem forciert Jamestown den Ausbau des Photovoltaik-Netzes und die Speicherung von gewonnenen Energien in Wasserstoff für die nachhaltige Beheizung der großen Industriegebäude. Zudem soll ein Parkhaus für die Messehallen gebaut und die Gastronomie ausgebaut werden.

Milliarden-Verkauf an Google in New York

Das Immobilienunternehmen Jamestown, in den 1980ern von Christoph Kahl in Köln gegründet, hat sich auf US-Immobilien spezialisiert. Der Konzern verwaltet derzeit weltweit ein Immobilienvermögen von rund 13 Milliarden Euro. Die Revitalisierung von alten Industriearealen gehört dabei zu den Kernkompetenzen. So hat Jamestown in New York (Chelsea Market und Industry City), Boston und Lissabon (Innovation and Design Building) und Atlanta (Ponce City Market) bereits Areale saniert und weiter entwickelt. Zu den bekanntesten Transaktionen gehörte der Verkauf des Chelsea Market und des darüber liegenden Bürogebäudes in New York City an den Tech-Giganten Google. 2018 veräußerte Kahl die Büroimmobilie für 2,4 Milliarden Dollar, die er 2003 für 280 Millionen Dollar erworben hatte.

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