Lösung für HandwerkermangelKölner verkaufen Solar-Start-up für Millionen

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Die beiden Installion-Gründer Florian Meyer-Delpho (l.) und Till Pirnay.

Die beiden Installion-Gründer Florian Meyer-Delpho (l.) und Till Pirnay.

Das Kölner Start-up „Installion“ vermittelt Handwerker für die Installation von Photovoltaikanlagen. Die Idee bringt den Gründern Millionen.

Das ganze Land giert nach günstiger, erneuerbarer Energie. 2022 ist die Gier am größten. Russland startet einen Krieg in der Ukraine, die Energiepreise schießen in den Himmel. „Da ist der Markt für Photovoltaik-Anlagen komplett explodiert“, sagt Florian Meyer-Delpho am Donnerstag am Telefon. „Die Leute haben blind gekauft.“ Drei Jahre zuvor schon haben sich Meyer-Delpho und Mitgründer Till Pirnay mit ihrem Start-up Installion in Position gebracht, um von einem solchen Solarboom kräftig zu profitieren.

Lichtblick: Ökostromanbieter kauft Installion

Und sie profitieren jetzt mit dem millionenschweren Verkauf ihres Unternehmens. 2019 antizipieren sie einen Engpass an Handwerkern und Monteuren von Photovoltaik-Anlagen und Wallboxen für Elektromobilität. Sie gründen Installion mit einer einfachen Idee: Sie vermitteln die Handwerksfachleute an die Verkäufer der Anlagen – kommunale Energieversorger oder Solar-Vertriebe, die kein eigenes Montagepersonal haben. Installion fungiert als Plattform für die Unternehmen und will ihnen Papierkram ersparen. „Für mich sind Handwerksmeister gleichzusetzen mit den Chefärzten dieser Welt“, sagt Meyer-Delpho. „Alles, was man ihnen abnehmen kann, muss man ihnen abnehmen.“ Industrie, Gewerbe und Dienstleister sehnen sich nach fähigen Fachkräften, da kommt Installion als Schnittstelle recht. Photovoltaik-Anlagen im Wert von 10,3 Millionen Euro wurden über die Plattform im vergangenen Jahr installiert.

Jetzt hat der Hamburger Ökostromanbieter Lichtblick das Kölner Start-up komplett übernommen. Für einen mittleren zweistelligen Millionen-Betrag, bestätigt Meyer-Delpho einen Bericht des „Business Insider“. Die beiden Gründer hielten zuletzt noch jeweils 13 Prozent an Installion. Der Deal macht sie zu reichen Männern. Ob ihm das Label „Photovoltaik-Millionär“ gefalle? Nein, das nehme er so nicht für sich in Anspruch. Aber ja: „Wir sind sehr zufrieden. Von so einem Exit wird man nicht ärmer.“

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Florian Meyer-Delpho: „Überzeugter Photovoltaiker“

„Was mich antreibt, ist eine coole Idee zu haben, die den Markt antizipiert und ihn hochpeitschen kann“, sagt der Kölner wenige Tage nach dem Verkauf. Meyer-Delpho, der seit 2004 in der Branche tätig ist, bezeichnet sich als „überzeugten Photovoltaiker“. Und er hatte schon so manche Idee, die ihn zu einem der profiliertesten Energiewende-Unternehmer macht, die mindestens Köln und NRW zu bieten haben. Installion ist das dritte Unternehmen Meyer-Delphos in nur zwölf Jahren, das er profitabel verkauft hat. Greenergetic vermarktete Photovoltaik-Anlagen, Stromspeicher, Wärmepumpen und andere Energielösungen – und wurde von der ehemaligen RWE- und heutigen Eon-Tochter Innogy übernommen. Auch PVxchange, ein Großhändler für Komponenten von Photovoltaik-Anlagen, fand einen neuen Eigentümer.

2022 hat sich die Zahl der Angestellten bei Installion verdoppelt, 50 bis 60 Prozent sollen in diesem Jahr hinzukommen, aktuell gibt es 160 Angestellte. Dazu gehören auch etliche Handwerkerinnen und Handwerker. Denn die Kölner beschränkten sich nicht darauf, zwischen Verkäufern und Monteuren zu vermitteln, sie bauten sich auch eigene Handwerksbetriebe auf. 16 sind es an zwölf Standorten bundesweit. Von nun an werden die Handwerker exklusiv für die neue Mutter Lichtblick tätig sein.

Der Solarmarkt boomt weiter. Das zeigt auch der Kölner Deal. Selten wird ein nur drei Jahre altes Unternehmen von einem etablierten Energieversorger für einen so hohen Betrag übernommen. Blind kauft die Solarkundschaft jedoch nicht mehr. Die Panik von 2022 ist abgeklungen. „Im vergangenen Jahr konnten die Lieferanten ihre Preise aussuchen. Das ist nicht mehr der Fall“, sagt Meyer-Delpho. Weiter gelte hingegen: „Den mit Cash vollgepumpten Energieunternehmen geht es brillant.“

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