ExportMexikos Wirtschaft boomt - trotz Trump

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  • Das Land profitiert ausgerechnet vom Aufschwung in den USA - Auch deutsche Unternehmer gelassen

Mexiko-Stadt – Gut ein Jahr ist Donald Trump jetzt im Amt, und in Mexiko hat inzwischen Gelassenheit die Panik abgelöst, die das südliche Nachbarland vor einem Jahr ergriffen hatte. Weder hat der US-Staatschef die Mauer an der Grenze zu bauen begonnen, noch ist die Nordamerikanische Freihandelszone (NAFTA) gekippt. Auch die mexikanischen Migranten wurden nicht in Massen deportiert. Trump lässt Twitter-Tiraden keine Taten folgen. Darauf hoffen die Mexikaner jetzt.

Den Optimismus nähren auch überraschend positive Wirtschaftsdaten. Mexikos Ökonomie hat dem Trump-Sturm 2017 getrotzt. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs um 2,1 Prozent, die Börse legte seit Januar 2016 gut zehn Prozent zu, und der Peso hat sich vergangenen Monat als die stärkste Währung aller Schwellenländer gezeigt. "Die mexikanische Wirtschaft hat eine große Widerstandsfähigkeit gezeigt", sagt Carlos Serrano, Chefökonom bei BBVA Bancomer. Schließlich kamen zum Trump-Effekt noch die zurückgehende Ölproduktion und das große Erdbeben vom 19. September hinzu, das Teile der Hauptstadt Mexico City in Mitleidenschaft gezogen hat.

Treibende Kraft für das Plus war bezeichnenderweise der Aufschwung in den USA, der zu einem Anstieg der mexikanischen Exporte geführt hat. Exemplarisch dafür steht der von Trump hart kritisierte Automobilsektor. 2017 steigerte Mexiko die Produktion um neun Prozent auf 3,8 Millionen Fahrzeuge. Und die Ausfuhren stiegen sogar um zwölf Prozent auf 3,1 Millionen Autos. Davon gingen 75,3 Prozent in die USA - Trump hin oder her.

Am Wochenende machte US-Außenminister Rex Tillerson im Rahmen seiner Lateinamerika-Reise in Mexiko Station. Und es wirkte so, als sei er von seinem Chef vorgeschickt worden, um die verletzten Seelen der Nachbarn zu streicheln. "Mexiko, USA und Kanada sind miteinander eng verbunden. Und wenn wir mit einer Stimme sprechen, dann haben wir großes Gewicht", versicherte er. Auch der US-Außenamtschef weiß, dass für beide Seiten die enge Verbindung von Vorteil ist. Neben der engen wirtschaftlichen Zusammenarbeit kooperieren beide Länder in wichtigen Sicherheitsfragen, dem Kampf gegen das organisierte Verbrechen und die Einwanderung vor allem von Migranten aus Zentralamerika.

1900 deutsche Firmen

Deutschland ist Mexikos wichtigster Handelspartner in der EU. In der zweitgrößten Volkswirtschaft Lateinamerikas sind über 1900 Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung registriert. Sie erwirtschaften etwa acht Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Auch bei den deutschen Unternehmen herrscht inzwischen "relative Gelassenheit" vor, wie aus Wirtschaftskreisen verlautet. Das zeigt sich auch an der Konjunkturumfrage der Deutsch-Mexikanischen Industrie- und Handelskammer (CAMEXA). 68 Prozent der Mitglieder wollen dieses Jahr in Mexiko investieren. 55 Prozent der Firmen planen, Mitarbeiter einzustellen. Ohnehin würde das Ende der NAFTA keine dramatischen Folgen habe, versichert CAMEXA-Geschäftsführer Johannes Hauser. Denn die ersatzweise greifenden Zollregeln der Welthandelsorganisation würden Mexikos Industrieexporte in die USA mit durchschnittlich 2,5 Prozent nur gering belasten.

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