Für Online-BestellungenRewe eröffnet neues High-Tech-Logistikzentrum in Köln

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Im Kölner Norden wurde am Freitag das neue Logistikzentrum von Rewe eröffnet.

Köln – Eine Tüte Milch, ein Päckchen Zucker, Müsli, fünf Bananen und eine Tiefkühlpizza: Um eine solch bunte Online-Bestellung aus verschiedenen Kühlzonen für den Kunden zusammenzustellen, muss eine Lagerfachkraft normalerweise ganz schön Strecke machen. Bis zu 15 Kilometer kommen in einer Schicht zusammen. Im neuen Hightech-Lager des Handelskonzerns Rewe braucht sich der Kommissionierer kaum mehr von der Stelle zu bewegen: Er muss nicht zum Regal, die Ware kommt zu ihm – über automatisierte Shuttle-Technologie.

80 Millionen Euro hat die Rewe-Gruppe in das nach Unternehmensangaben „erste technologisierte Food Fulfillment Center“ in Köln-Niehl investiert, das an diesem Freitag offiziell eröffnet wurde. Mit diesem Auslieferungslager namens Scarlet One – das Gebäude steht an der Scarletallee – will der Konzern in eine neue Dimension vorstoßen: Schneller, effektiver, günstiger soll die Bearbeitung von Bestellungen damit werden.

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Lieferfahrzeuge vor dem Rewe-Zentrum

„Scarlet One ist ein Meilenstein im Rahmen unserer Digitalisierungsstrategie“, so Rewe-Chef Lionel Souque – und sieht den Konzern damit als Spitzenreiter und Trendsetter in der Branche. Nirgendwo sonst in Kontinentaleuropa gebe es ein moderneres Lebensmittel-Auslieferungslager, sagte Souque bei der Eröffnung des Centers, zu der auch NRW- Wirtschafts- und Digitalminister Andreas Pinkwart und die Kölner Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes kamen.

Starkes Zeichen von Rewe

Dass Rewe eine solche Investition in die Zukunft tätige, sei ein starkes Zeichen für den Wettbewerb in Kontinentaleuropa, sagte Pinkwart. Hier sei Köln „ganz vorne“. Der Handel stehe vor großen Herausforderungen, aber auch Chancen – gerade wenn man an „Smart Home“ denke, so Pinkwart: Der intelligente, vernetzte Kühlschrank bestelle künftig schließlich automatisch Lebensmittel nach. Scho-Antwerpes sprach von einem Leuchtturm für Köln, NRW und Europa.

„Scarlet One“ ist kein klassisches Lager, in dem große Mengen gelagert werden, sondern eine Art Umschlagplatz, in dem nur gewisse Mengen der 20 000 gängigen Produkte immer vorrätig sind. Dafür nutzt der Konzern auch Big Data: Man weiß genau, an welchen Tagen welche Produkte gefragt sind. 

Montags etwa bestellen viele Kindertagesstätten und Büros Milch, Gemüse und Obst. Zum Wochenende hin gehen viele Bestellungen von Familien ein, die ihren Wochenendeinkauf online tätigen, sagt Axel Schulze, Chef aller Rewe-Digital-Auslieferungslager.

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Die großen Warenmengen lagern im nicht weit entfernten Logistikstandort in Langel. Geht etwa eine Online-Bestellung eines Kunden aus Köln ein, wird die Ware in „Scarlet One“ teilautomatisiert aus hohen Regalen über spezielle Aufzüge und Rollenförderbänder mit einer Gesamtlänge von 3,4 Kilometern zum Kommissionierer gebracht. Versorgt werden können von hier aus Kunden in Aachen, Bonn, Köln und Düsseldorf.

Verfügbarkeit und Auswahl spiele eine Rolle

Neben Wirtschaftlichkeit spielen Verfügbarkeit und Auswahl eine Rolle: „Wir können Kunden durch das neue Lager auch bei Fleisch oder Käse einen Service bieten, wie sie ihn nur von der Bedientheke kennen“, so Rewe-Digital-Chef Christoph Eltze. Noch ist mehr Luft als Ware in „Scarlet One“ – man will aber genug Fläche vorhalten, wenn der Online-Handel in Deutschland anzieht.

Bislang wird nur ein Prozent der bundesweit verkauften Lebensmittel online bestellt, das könnte sich aber schnell ändern. Noch ist der Online-Lebensmittelhandel auch für Rewe nicht profitabel. Vor allem die Lagerung und der Transport frischer Ware wie Obst und Gemüse sowie gekühlter Ware erfordern hohen Aufwand.

Bewährt sich die Technik, könnte das Center Vorbild für mehrere neue Rewe-„Fulfillment-Center“ in Ballungsräumen sein, so Souque. Die acht herkömmlichen Online-Lager der Gruppe können nicht aufgerüstet werden, man müsse dann neu bauen. Derzeit beliefert Rewe Kunden in 75 Städten und hat bereits 2017 die 100-Millionen-Euro-Marke im Online-Lebensmittelhandel geknackt.  

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