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IHK-KonjunkturumfrageFrühjahrs-Hoffnung bei Unternehmen in Köln und Region ist verpufft

3 min
Industrie in Wesseling mit den Unternehmen Evonik (u.r), Lyondell Basell (l.)

Industrie in Wesseling: Laut IHK-Konjunkturumfrage sind Lage und Aussichten wenig hoffnungsvoll.

Die Industrie in Köln und der Region blickt düster in das dritte Rezessionsjahr in Folge. Nun wächst die Sorge, dass der Arbeitsmarkt betroffen sein könnte.

Sowohl Lage als auch Aussichten der Unternehmen im Bezirk der Industrie- und Handelskammer Köln (IHK) haben sich erneut verschlechtert. Gab es, was die Indizes angeht, im Frühjahr 2025 noch Hoffnung, die Talsohle könnte erreicht oder durchschritten sein, folgt auf die jüngste Umfrage unter 2300 Unternehmen eine herbe Ernüchterung.

„Im Herbst dieses Jahres fallen nicht nur die Blätter von den Bäumen, sondern auch der Konjunkturindex fällt deutlich“, sagt Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln, und fügt hinzu, dass auch die Stimmungskurve bei den Unternehmen spürbar nach unten zeige. Der Grund: Der IHK-Konjunkturklimaindikator fällt um 3,8 auf jetzt 89,1 Punkte. Das langjährige Mittel von 104,7 ist in weite Ferne gerückt.

„Die Lage verschärft sich immer mehr. Die Deindustrialisierung ist im vollen Gange und die Politik schaut zu. Der Wohlstand in unserem Land ist in Gefahr“, so Vetterlein. Von einem „Herbst der Reformen“ sei nur wenig zu sehen. „Ohne Reformen gibt es aber keine Trendwende, sondern geht es tiefer in den Keller.“

Geschäftslage und Investitionen

Die Lageeinschätzung der Unternehmen verharrt zum vierten Mal in Folge im negativen Bereich, das heißt, es gibt mehr Firmenlenker, die die Lage ihres Geschäfts unterm Strich schlechter als besser einschätzen. So geben 32 Prozent der befragten Unternehmer an, die Geschäfte liefen aktuell schlecht oder schlechter, im Frühjahr sagten das noch 29 Prozent der Firmen. Nur jeder fünfte Befragte spricht von einer guten oder besseren Lage. Der Negativtrend, der kurz nach Beginn des Jahres überwunden schien, hat sich erneut fortgesetzt.

Weniger als jedes vierte Unternehmen hat positive Investitionsabsichten. Vetterlein schränkt aber auch diese Zahl ein. Die meisten Investitionen dürften ihm zufolge Instandhaltungs- oder Ersatzinvestitionen sein. Kapazitäten auszuweiten sei heute eher eine Seltenheit.

Geschäftserwartungen

Die Aussichten bleiben pessimistisch. Als größten Risikofaktor für den wirtschaftlichen Erfolg sehen die Unternehmen die Inlandsnachfrage (63,4 Prozent). Als weitere Faktoren werden die hohen Arbeitskosten (54,9 Prozent) und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (48,7 Prozent) genannt. Die Krise schlägt sich zunehmend auch auf dem Arbeitsmarkt nieder. Der Beschäftigungsindikator liegt mit -13,2 Punkten noch tiefer im roten Bereich. Mehr als ein Viertel der Unternehmen plant, den Personalstand zu reduzieren. Nur in einzelnen Branchen, wie dem Bau (hier vor allem Tiefbau) und den personenbezogenen Dienstleistungen, zeigt sich eine leicht positive Tendenz.

Industrie

Die Industrie in Köln und dem Umland ist aktuell das Sorgenkind. 44 Prozent der Unternehmen aus diesem Sektor berichten von einer schlechten Geschäftslage – damit ist fast der Tiefpunkt der Coronazeit erreicht. Auch die Kapazitätsauslastung ist auf ein neues Tief gefallen. Sie liegt bei 73 Prozent und damit weiterhin unter dem langjährigen Mittel von 78 Prozent. Lediglich jedes vierte Unternehmen berichtet von einer Auslastung von mehr als 85 Prozent, das sagte im Frühjahr noch fast jedes dritte Unternehmen. 

Die Verbesserung der Auftragslage aus dem Frühjahr ist dahingeschmolzen. Nur noch 15 Prozent der Befragten sprechen von steigenden Auftragseingängen. 56 Prozent aber berichten von sinkenden Aufträgen, das ist eine Verschlechterung gegenüber dem Frühjahr um fast zehn Prozentpunkte.

Stadtgebiet Köln

Die Geschäftslage der Kölner Unternehmen hat sich im Vergleich zum Frühjahr um 5 Punkte verschlechtert. Nur 20 Prozent bewerten ihre Lage als „gut“, 29 Prozent als „schlecht“. Für das kommende Jahr erwarten 24 Prozent eine Verschlechterung, nur 14 Prozent eine Verbesserung. Die Investitionsbereitschaft zeigt einen leichten Anstieg, bleibt jedoch mit -8,7 Punkten negativ. Weniger als ein Viertel der Firmen plant zusätzliche Investitionen, ein Drittel eine Verringerung. 

Die größten Risiken für die Kölner Wirtschaft sehen die Unternehmen in der Inlandsnachfrage (63 Prozent), den Arbeitskosten (54 Prozent) und den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (50 Prozent). Entsprechend sind auch die Beschäftigungsaussichten enttäuschend: 25 Prozent der befragten Unternehmen geben laut IHK an, Stellen abbauen zu wollen, lediglich 15 Prozent möchten Arbeitsplätze schaffen.