Ein Betrieb in Steinbüchel zeigt, wie sogar die sozialen Medien bei der Ausbildungssuche eine entscheidende Rolle spielen können.
Arbeitsagentur stellt Bericht vorRückgang bei den Ausbildungsplätzen in Leverkusen – mehr Bewerbungen

In der Kfz-Werkstatt von Sven Günther stellten Nicole Jordy (Agentur für Arbeit), Stefanie Krieger (IHK Köln) und Marcus Otto (Kreishandwerkerschaft Bergisches Land, von links) die Jahresbilanz zum Ausbildungsmarkt vor.
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Bei der Verkündung der Jahresbilanz auf dem Ausbildungsmarkt standen, wenig überraschend, gerade die jungen Menschen sowie die Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger im Fokus. Nicole Jordy, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Bergisch Gladbach, betonte, dass der Ausbildungsmarkt weiterhin eine „wichtige unternehmerische Säule“ sei.
Die veröffentlichten Zahlen im Bezirk der Arbeitsagentur, Oberberg, Rhein-Berg und Leverkusen zeigen aber, dass die Situation alles andere als ideal ist. Bei der Agentur für Arbeit wurden für im laufenden Jahr 3135 Berufsausbildungsstellen gemeldet, im Vergleich zu den vergangenen Jahren jeweils weniger. 2023 wurden noch mehr als 600 weitere Stellen gemeldet, das Minus beläuft sich auf rund 17 Prozent.
Mehr Bewerberinnen und Bewerber um Ausbildungsplätze in Leverkusen
Allerdings sei es auch nicht verpflichtend, sich bei der Arbeitsagentur für die Statistik zu melden – nur von knapp zwei Dritteln der Betriebe werde die Möglichkeit wahrgenommen, hieß es.
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In Leverkusen kommen insgesamt 183 Bewerberinnen und Bewerber auf 100 durch die Arbeitsagentur erfasste Stellen. Allerdings zeigt die Entwicklung, dass die „Schere immer weiter auseinandergeht“, so Jordy. In Leverkusen ist die Anzahl der gemeldeten Plätze für Ausbildung und duales Studium um 13 Prozent gesunken, dafür stieg die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber um 24 Prozent.
Im Rheinisch-Bergischen Kreis gab es zwar auch eine Positiventwicklung bei den Bewerberinnen und Bewerbern, die belief sich bei insgesamt 1526 Meldungen jedoh lediglich auf ein Plus von zwei Prozent.
Dass bei 854 gemeldeten Plätzen für Ausbildung und duales Studium derzeit noch 386 Interessierte auf der Suche sind, zeigt, dass das Verhältnis von Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt längst nicht ideal ist. Auf 100 Stellen kommen in Rhein-Berg 182 Bewerberinnen und Bewerber.
Wie es mittlerweile auch gelingen kann, sich einen Ausbildungsplatz zu sichern, zeigt Sven Günther auf. Vor mittlerweile knapp vier Jahren übernahm der Kraftfahrzeugtechnikermeister die Werkstatt seines Vaters in Steinbüchel. Derzeit beschäftigt er neben einem Gesellen insgesamt drei Auszubildende – eine von ihnen schrieb den Inhaber auf dem Konto der Werkstatt auf den sozialen Medien an, erkundigte sich wegen der Möglichkeit einer Ausbildung. Nun ist sie im ersten Lehrjahr.
Ein Kollege wurde wiederum durch eine Digital-Plattform zur Kfz-Werkstatt Günther vermittelt. Der Azubi sei unsicher gewesen, ob er bei seinem eigentlichen Ausbildungsbetrieb erfolgreich sein würde, suchte den Kontakt zur Kreishandwerkerschaft – und so kam der Kontakt zur Werkstatt in Steinbüchel zustande. Online-Angebote gibt es aber längst nicht mehr nur, um einen Ausbildungsplatz zu finden.
Günther erklärt auch, wie mittlerweile etwa die bei vielen einstigen Auszubildenden verpönten Berichtshefte auch digital genutzt werden. Das sei nicht verpflichtend, erklärt Marcus Otto, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land – allerdings sei die Quote der digitalen Nutzung schon ausgesprochen hoch. Auch mit Veränderungen wie diesen sollen die Ausbildungen modern gestaltet werden, jedoch macht sich auch 2025 die Negativentwicklung auf dem Ausbildungsmarkt in zahlreichen Bereichen bemerkbar.

