Wirtschaft im RheinlandViele Unternehmen bleiben angesichts der Krisen pessimistisch

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Ansicht des Chemparks in Leverkusen.

Die chemische Industrie ist energieintensiv – und leidet unter den hohen Preisen. (Symbolbild)

Seit einem Tiefpunkt im Herbst haben sich die Erwartungen der Unternehmen leicht verbessert – die Situation bleibt aber angespannt.

Auch wenn sich die wirtschaftliche Lage bei den Unternehmen im Rheinland seit Herbst etwas entspannt hat, blicken viele von ihnen noch immer mit Sorge in die Zukunft. Das hat die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammern im Rheinland ergeben.

Ein Drittel der 2800 befragten Betriebe rechnet demzufolge damit, dass sich ihre Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten verschlechtern werden. Etwa die Hälfte erwartet eine gleichbleibende Entwicklung. Nur 16 Prozent gehen von einer Verbesserung aus.

Lage in der Bauwirtschaft hat sich verbessert

Der Krieg gegen die Ukraine, die Energiekrise und die hohe Inflation haben die Wirtschaft in der Region zuletzt spürbar gedämpft. Im Frühjahr verbesserte sich die Situation etwas, doch noch immer betrachten 18 Prozent der Unternehmen ihre Lage als „schlecht“, rund die Hälfte nennt sie „befriedigend“.

Je nach Branche zeigen sich dabei deutliche Unterschiede: „Insbesondere die energieintensiven Industriebranchen – also Chemie-, Kunststoff-, Papierindustrie – berichten überwiegend von einer schlechten Geschäftslage“, sagte Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer der Kölner IHK, bei der Vorstellung der Zahlen am Dienstag. „Gleiches gilt für den Einzelhandel, der mit der Konsumzurückhaltung, die schon im Herbst zu erkennen war, weiterzukämpfen hat.“

Deutlich besser gehe es derzeit Dienstleistern, zum Beispiel aus der IT- oder Finanzbranche, und dem Großhandel. Vergleichsweise gut läuft es weiterhin für die Baubranche. Sie bewertet ihre Lage am optimistischsten – und das, obwohl sie unter der gestiegenen Zinsbelastung leidet. Dafür sind Materialien jedoch weniger knapp als im Vorjahr, die Erzeugerpreise sinken seit ihrem Höchststand im vergangenen Sommer.

Energiepreise und Fachkräftemangel als größte Probleme

Problematisch ist für die Bauwirtschaft allerdings der Fachkräftemangel: 71 Prozent der befragten Bauunternehmen sehen ihn als Geschäftsrisiko an. Auch in der Logistik (66 Prozent) und in der IT-Branche (61 Prozent) ist der Mangel groß.

Bedeutendstes Problem der Wirtschaft bleiben branchenübergreifend die hohen Energie- und Rohstoffpreise: Sie werden von 72 Prozent der Unternehmen als Geschäftsrisiko eingeschätzt. Auch hier ist die Tendenz aber leicht rückläufig, im Herbst waren es noch 84 Prozent gewesen.

Wirtschaftsleistung im Rheinland bei 380 Milliarden Euro

Seit der Herbstumfrage haben sich die Investitionspläne der Unternehmen im Rheinland im Mittel leicht verbessert, sie variieren jedoch noch immer stark. Während im Papiergewerbe, der IT-Branche und der Finanzwirtschaft Investitionen ausgeweitet werden sollen, sei in der Kunststoffindustrie, dem Bau und der Metallindustrie mit einem Rückgang zu rechnen, heißt es bei der IHK.

Ein ähnlicher Trend hatte sich Anfang Februar bereits bei einer Umfrage der Kölner IHK im eigenen Kammerbezirk gezeigt, der neben Köln auch Leverkusen, den Rhein-Erft-, Rheinisch-Bergischen und Oberbergischen Kreis umfasst. Die aktuelle Umfrage beinhaltete zusätzlich noch Daten aus Aachen, Bonn/Rhein-Sieg, Düsseldorf, dem Niederrhein und Wuppertal-Solingen-Remscheid. Die IHKs im Rheinland decken flächenmäßig insgesamt zehn Prozent der deutschen Bevölkerung ab. Die Wirtschaftsleistung der Region liegt mit 380 Milliarden Euro etwa auf dem Niveau des Bruttoinlandsproduktes von Österreich oder Dänemark.

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