Kaufkraft-RankingKreis Olpe schlägt Düsseldorf und Köln

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24.10.2023, Nordrhein-Westfalen, Köln: Zwei Männer gehen nach einem regnerischen Tag in der Abendsonne am Rheinufer entlang. Foto: Oliver Berg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Zwei Männer in der Abendsonne am Rheinufer.

Welche Städte und Kreise wohlhabend oder arm sind, hat das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) untersucht. Viele Städte in NRW stürzen dabei im Ranking deutlich ab. 

Wo leben die wohlhabensten Deutschen und wo ist die Kaufkraft im Bundesgebiet besonders schwach – das hat jetzt das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) untersucht. Das Ergebnis: In keiner Kommune Deutschlands ist die Kaufkraft pro Kopf so hoch wie in Starnberg. In dem bayerischen Landkreis findet sich das höchste verfügbare Jahreseinkommen mit gut 32.800 Euro. Das sind 34,7 Prozent mehr als der Bundesdurchschnitt.

Dabei hängt die Kaufkraft in der IW-Berechnung für 400 deutschen Landkreise, Kreise und Städte nicht nur vom Einkommen ab, sondern auch von den regionalen Lebenshaltungskosten. Dahinter steckt der Gedanke, dass Unterschiede bei den Lebenshaltungskosten einen Teil der Einkommensunterschiede ausgleichen könnten. Für das Ranking hat das Institut die Werte bereinigt.

Gelsenkirchen ist bundesweites Schlusslicht

Und so ist Starnberg schon beim nominalen Einkommen Nummer eins und der Vorsprung schlicht so groß, dass er von den hohen Lebenshaltungskosten, die dort 14,1 Prozent über dem Bundesschnitt liegen nicht ausgeglichen wird. Auch auf den nächsten vier Plätzen liegen Städte, Kreise oder Landkreise, die schon beim nominalen Einkommen ganz weit vorne liegen: Der Hochtaunuskreis 27,1 Prozent über dem Bundesschnitt, Baden-Baden mit 26,5 sowie die Landkreise Miesbach und München mit 19,8 und 18,6 Prozent.

Am unteren Ende rangiert Gelsenkirchen mit dem niedrigsten preisbereinigten verfügbaren Jahreseinkommen. Mit 18.886 Euro liegt es 22,5 Prozent unter dem Bundesschnitt. Die rote Laterne hat die Stadt schon vor der Preisbereinigung. Die um 5,1 Prozent unterdurchschnittlichen Kosten dort ändern daran nichts mehr. Dahinter folgen Offenbach am Main, Duisburg, Herne und Freiburg, die 21,7 bis 16,2 Prozent unter dem Bundesschnitt liegen.

Blickt man nach Nordrhein-Westfalen, so sitzt die höchste Kaufkraft nicht in Düsseldorf, Münster oder Köln, sondern im Kreis Olpe. Hintergrund: Große Städte sind für viele attraktiv, doch die Lebenshaltungskosten sind dort hoch. Im Umland und in kleineren Städten ist die Kaufkraft oft besser, wie die Studie zeigt. Im Kreis Olpe liegt das verfügbare Einkommen laut IW bei 28 442 Euro. Dahinter folgen der Rheinisch-Bergische Kreis (27 621 Euro), der Hochsauerlandkreis (27 578 Euro) und der Kreis Gütersloh (27 472 Euro).

Düsseldorf (25 676 Euro) landet bundesweit nur auf Rang 103, auch andere Großstädte wie Köln, Bonn und Münster werden in der Rangliste wegen der hohen Lebenshaltungskosten weit nach unten gedrückt. Ganz hinten landen im NRW-Vergleich Herne (20 054 Euro), Duisburg (19 604 Euro) und wie gesagt Gelsenkirchen (18 886 Euro). In den drei Städten können die geringen Einkommen nicht durch die niedrigen Lebenshaltungskosten ausgeglichen werden.

Viele Städte stürzen drastisch ab

Im Vergleich zu früheren Erhebungen des IW fällt auf, dass die Großstädte aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten teils mehr als 200 Plätze abstürzen: Bei Stuttgart sind es 259 Plätze: Rang 301 statt 42. Für Frankfurt am Main geht es vom 118. Platz auf den 370. und Hamburg sackt vom 64. auf den 297. Rang. Auch Köln büßt kräftig ein: 183 Plätze vom oberen Mittelfeld auf Rang 349. Aus der Gruppe der sieben größten Städte können sich nur München und Düsseldorf nach der Preisbereinigung in der reicheren Hälfte halten. Düsseldorf fällt dank nur 8,5 Prozent überdurchschnittlicher Kosten nur von Platz 19 auf 103. Bei München dämpft das auf Rang zwei herausragend hohe nominale Einkommen den Fall trotz der bundesweit höchsten Kosten. So bleibt die bayerische Landeshauptstadt mit Rang 24 beim preisbereinigten Einkommen zumindest in der erweiterten Spitzengruppe.

Doch es gibt auch kleinere Städte und Landkreise, die durch hohe Kosten um viele Plätze nach unten stürzen. Darunter Heidelberg, Ingolstadt oder der Landkreis Freising. Und Freiburg wird durch seine hohen Lebenshaltungskosten gar bis fast ganz nach unten durchgereicht: Platz 396 statt 270.

Viele Landkreise steigen auf

Die nach der Zahl der nach oben gekletterten Ränge größten Aufsteiger sind allesamt Landkreise. Allen voran Tirschenreuth, das durch niedrige Preise 140 Plätze gut macht und von Rang 200 auf 60 springt. Der Landkreis Vulkaneifel verbessert sich um 139 Plätze, Cochem-Zell um 135 und die Landkreise Hof und Regen um 133 beziehungsweise 132. Große Städte sucht man in dieser Gruppe vergebens. Auch auf dem Land hätten die Menschen oft ein gutes Einkommen, sagt IW-Studienleiter Christoph Schröder. (mit dpa)

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