Stadtplanerin über Köln„Keine andere Großstadt lässt Verkehr so wild ins Zentrum“

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Auto in Sichtweite des Doms

  • Professor Christl Drey ist Architektin und Stadtplanerin. Sie ist Vorsitzende des Hauses der Architektur Köln.
  • Im Interview spricht sie über die Besonderheiten der Kölner Innenstadt – und wieso sie der Meinung ist, dass sie autofrei werden sollte.

Frau Drey, aus Ihrer Perspektive als Stadtplanerin: Was sind Stärken der Kölner Innenstadt?Drey: Die Innenstadt bildet das Herz einer jeden Stadt. Sie ist die Struktur, die am meisten Identität stiftet. Wenn wir an Köln denken, ist sie das erste Bild, was wir vor Augen haben. In Köln haben wir in der Innenstadt klar ablesbare Strukturen: Sie ist bewohnt und durchmischt, wir haben alte und neue Quartiere, es gibt unheimlich viele Kulturbauten. Die Grundstruktur ist toll. Das ist nicht in vielen Städten so.

Wie werden sich die Einkaufsstraßen verändern?

Die Zeit der großen Kaufhäuser ist vorbei. Das Gute an Hohe Straße und Schildergasse ist, dass es hier noch immer viele kleine Ladenparzellen gibt. Sie sind deutlich wandelbarer als große Häuser. Aber die Innenstadt als Ganze ist nicht planbar. Sie ist auch das Herz eines kapitalistischen Marktes, vor allem auch des Immobilienmarktes.

Und die großen Häuser?

Baulich ließe sich da natürlich einiges machen. Wenn das Kaufhof-Gebäude zum Beispiel einen Innenhof hätte, wäre die Struktur schon kleinteiliger. Aber für so einen Umbau bräuchte es einen finanzstarken Investor.

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Städte wie Gent und Oslo verbannen Autos aus den Innenstädten. Ein Vorbild für Köln?

Ja natürlich. Bei der Qualifizierung des öffentlichen Raumes hinken wir mächtig hinterher. Hier könnten wir viel lebenswerten Raum zurückgewinnen. Keine andere westeuropäische Großstadt lässt den Verkehr so wild in ihre Kernstadt fließen wie Köln. Auch durch Parkplätze wird extrem viel Raum verschwendet. Städte wie Rom sind seit Jahren im Kern autofrei.

Händler haben Sorge, dass sie das Kunden kosten könnte.

Das ist Quatsch. Die gleichen Sorgen gab es damals auch bei der Schaffung der Fußgängerzonen – bewahrheitet haben sie sich nicht. Ganz Europa kommt mit der Bahn vor dem Dom an. Für Anlieferungen finden sich alternative Konzepte. Köln ist eine Stadt mit einem feingliedrigen römischen Aufbau. Es ist absurd, dass wir noch immer so viele Autos hineinlassen.

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