Köln teurer als LeverkusenBenzin- und Dieselpreis auf Allzeithoch

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Tankstelle

Köln – Genau eine Woche und einen Tag ist es her, da meldete der ADAC: „Spritpreis fällt erstmals seit zwei Monaten“. Nichts scheint heute so unwirklich wie diese Nachricht. Denn einen Tag später eröffneten russische Truppen das Feuer auf die Ukraine, mit drastischen Folgen für den Energiemarkt. Der Krieg in der Ukraine sorgt seit einer Woche täglich für Rekordpreise an deutschen Zapfsäulen.

Im Vergleich zur Vorwoche sei es sowohl bei Benzin als auch bei Diesel zu „enormen Preissprüngen“ gekommen, erklärt der ADAC. Ein Liter Super E10 kostete im Wochendurchschnitt 1,827 Euro, im Vorwochenvergleich ein Anstieg um 8,6 Cent. Diesel verteuerte sich innerhalb einer Woche um 10,1 Cent auf durchschnittlich 1,756 Euro pro Liter. Der Preis wird vom ADAC stets mittwochs mitgeteilt.

Tagespreise sind sogar noch deutlich höher

Der ADAC misst durchschnittliche Preise, andere Statistiken ziehen registrierte Tagespreise heran, so dass es teilweise zu Abweichungen kommt. Laut dem Internetportal „Finanzen.net“ lagen die Preise am Donnerstag mit 1,86 Euro für Super E10 und 1,80 Euro für Diesel sogar noch höher als vom Verkehrsclub ADAC ausgewiesen.

Grafik Spritpreisentwicklung

Grund für den enormen Preisanstieg sei der Krieg in der Ukraine und die damit einhergehende Verunsicherung auf den globalen Rohstoffmärkten. Ein Barrel der Sorte Brent knackte zuletzt die Marke von 110 Dollar (99 Euro).

IW: 15 Prozent des Diesels kommen aus Russland

Laut Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ist ein Grund für den Kraftstoff-Preisanstieg, dass Russland ein wichtiger Lieferant für Diesel ist: 15 Prozent des in Deutschland vertankten Diesels stammten im Jahr 2019 aus russischen Raffinerien, wie das IW am Donnerstag mitteilte. Aufgrund der vielen Diesel-Pkw in Deutschland und Europa besteht in der gesamten EU eine Produktionslücke – die europäischen Raffinerien können nicht genug Diesel herstellen, um den Bedarf zu decken, wie das IW ausführte.

Russland hingegen verzeichne bei der Dieselproduktion einen Überschuss. Ein Importverbot für Diesel aus Russland besteht nicht. „Der russische Diesel wird weiter geliefert“, sagte der Geschäftsführer des Außenhandelsverbandes für Mineralöl und Energie (AFM+E), Hans Wenck, der „Mitteldeutschen Zeitung“. Allerdings käme es an den internationalen Rohstoffmärkten derzeit zu einem „Käuferstreik“: Aus Solidarität mit der Ukraine würden Händler weniger Diesel aus Russland kaufen. „Es entsteht eine Dieselknappheit, obwohl eigentlich ausreichend Diesel vorhanden ist“, sagte Wenck. Eine ähnliche Situation gebe es beim Erdöl: Russisches Öl sei aufgrund geringerer Nachfrage derzeit rund 18 Dollar günstiger als die Nordseesorte Brent.

Grafik Anteile am Spritpreis

Angesichts der hohen Spritpreise forderte der ADAC Entlastungen für Autofahrer. So solle die Anhebung der steuerlichen Entfernungspauschale von 38 Cent künftig bereits ab dem ersten Kilometer gelten. Aktuell wird die Pauschale erst ab dem 21. Kilometer berechnet. Wie ein ADAC-Sprecher im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagte, rechneten die Experten kurzfristig auch nicht mit einem Sinken der Benzin- und Dieselpreise. „Die Unsicherheiten sind zu groß“, so der Sprecher.

Köln teurer als Bergisch Gladbach oder Leverkusen

In Köln lagen die Preise laut dem Portal „Clever Tanken“ am Donnerstag mit durchschnittlich 1,81 Euro für Diesel und 1,85 Euro für Super E10 auf Bundesniveau. Bonn lag bei beiden Kraftstoffsorten einen Cent darunter. Leverkusen lag mit 1,78 Euro (Diesel) und 1,83 Euro (Super E10) etwas darunter. Für Bergisch Gladbach meldet das Portal für den Donnerstag 1,76 Euro beziehungsweise 1,83 Euro. Der ADAC-Sprecher rät Autofahrern außerdem, verstärkt die Preisschwankungen an Tankstellen zu nutzen.

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Am teuersten ist der Sprit demnach morgens gegen sieben Uhr, am günstigsten tanken Autofahrer abends zwischen 18 und 19 Uhr sowie zwischen 20 und 22 Uhr. „Wir sehen in diesen Phasen bis zu sieben Cent niedrigere Preise als morgens früh“, sagte der ADAC-Sprecher.

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