Kölner Konzern trotzt KriseLanxess schafft stärkstes Schlussquartal seit acht Jahren

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Die Zentrale des Kölner Chemie-Konzerns Lanxess am Deutzer Rheinufer

Die Zentrale des Kölner Chemie-Konzerns Lanxess am Deutzer Rheinufer

Köln – Der Kölner Spezialchemiekonzern Lanxess hat im vierten Quartal des Jahres 2020 geglänzt. Wie das Unternehmen am Dienstag per Ad-hoc-Mitteilung bekanntgab, beträgt der operative Gewinn vor Sondereinflüssen für die Monate Oktober bis Dezember vorläufigen Zahlen zufolge rund 200 Millionen Euro. Die durchschnittliche Markterwartung von 181 Millionen Euro können die Kölner damit deutlich übertreffen. Im vierten Quartal 2019 hatte Lanxess 197 Millionen Euro Gewinn vor Sondereinflüssen erzielt.

„Das vierte Quartal wird voraussichtlich das stärkste Schlussquartal seit acht Jahren“, sagte Lanxess-Vorstandschef Matthias Zachert. „Dass uns dies sogar während der weltweiten Corona-Pandemie gelingt, zeigt: Durch unsere stabile Aufstellung sind wir auch und gerade in der Krise widerstandsfähig.“ Für den Aufschwung ist insbesondere die starke Erholung der Automobilindustrie zum verantwortlich. Lanxess beliefert Fahrzeughersteller vor allem mit seiner Kunststoffsparte Engineering Materials. So werden die Produkte des Kölner Konzerns beispielsweise als Leichtbauelemente in Autos eingesetzt und ersetzen dort Metallteile.

20 Prozent der Umsätze hängen an der Autoindustrie

Bevor die Automobil-Strategie von Lanxess zum Jahresende für Aufschwung gesorgt hat, hat sie den Konzern in der ersten Jahreshälfte 2020 auch davor bewährt, noch stärker von den Folgen der Corona-Krise mitgerissen zu werden. Aktuell hängen nur noch etwa 20 Prozent der Umsätze an der seit Jahren schwächelnden Industrie, 2014 war es noch mehr als die Hälfte. Wettbewerber, die noch immer stark von der Autobranche abhängig sind, sind bislang deutlich schlechter durch die Krise gekommen. „Hätten wir nicht unser Kautschukgeschäft verkauft, wären wir jetzt stark angeschlagen“, sagte Lanxess-Chef Zachert im November dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Weil auch die anderen Sparten gute Zahlen abliefern konnten, wurde selbst ein ungeplanter Produktionsausfall in einem belgischen Werk mehr als ausgeglichen. Für gute Stimmung in der Zentrale am Deutzer Rheinufer sorgte zuletzt vor allem die Sparte Consumer Protection. Hier lief das Geschäft mit Desinfektionsmitteln im vergangenen Jahr wie geschmiert. Daran hatte auch die Corona-Pandemie Anteil, doch gravierender sind Tiergesundheit-Trends.

Konzern profitiert von Afrikanischer Schweinepest

„In immer mehr westlichen Ländern werden Tieren glücklicherweise keine Antibiotika mehr verabreicht“, sagte Zachert im Interview. „Umso wichtiger ist aber dann die Stallhygiene, sprich die Desinfektion. Vor vier Jahren haben wir uns in diesem Geschäft mit Zukäufen verstärkt und stellen nun eines der weltweit wichtigsten Produkte für die Desinfektion in der Tierhaltung her.“ Ereignisse wie die Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest spielen dem Konzern ebenfalls in die Karten.

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Die von Zachert angekündigten Zukäufe, um die Wachstumssparte weiter zu stärken, sind bereits in die Wege geleitet oder getätigt worden: So kündigte Lanxess vor zwei Wochen an, die französische Theseo-Gruppe, Hersteller von Desinfektionsmittel für die Nutztierhaltung, für rund 70 Millionen Euro übernehmen zu wollen. Zwei Tage später verkündeten die Kölner die Übernahme des französischen Unternehmens Intace, einer der weltweit führenden Hersteller von Spezial-Fungiziden für die Verpackungsindustrie. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

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