Kölner Start-upSunvigo bietet eine Alternative zum Kauf einer Solaranlage

Lesezeit 4 Minuten
Solaranlage

Monteure bauen Solaranlage auf

Köln – Mehr Umweltschutz, Freiheit und Unabhängigkeit vom Energiemarkt versprechen Anbieter von Solaranlagen für das heimische Hausdach. Wer sich schon mal informiert hat, der weiß ob der vielen zu berücksichtigenden Faktoren: Ausrichtung, Neigung und Fläche des Dachs, der eigene Stromverbrauch und die Investitionsbereitschaft sind nur wenige Punkte darunter.

Wer eine Solaranlage erwirbt, wird zudem auch Betreiber: Damit verbunden sind, je nachdem ob der Strom auch ins Netz eingespeist werden soll, Behördengänge sowie Versicherungs- und Steuerangelegenheiten. Ein Kölner Start-up will jenen, die sie haben, die Sorge vor Bürokratie nehmen, indem es Solaranlagen auf ihren Dächern errichtet, selbst als Betreiber fungiert und zum Stromanbieter des Kunden wird.

Unterschiedliche Tarifmodelle

Im einfachsten Tarif zahlen Kunden zwischen 16 und 20 Cent pro Kilowattstunde Solarstrom. „Das hängt von der Größe und Ausrichtung der Solaranlage ab“, erklärt Michael Peters, Mitgründer und Geschäftsführer von Sunvigo. Falls der Solarstrom nicht ausreicht, wird für rund 27 Cent pro Kilowattstunde und gängiger monatlicher Gebühr von rund zehn Euro Strom aus dem Netz eingespeist.

Sunvigo-Gründer

Sunvigo-Gründer Bastian Bauwens, Michael Peters und Vigen Nikogosian

Alternativ gibt es zwei Tarife, bei denen jeweils ein monatlicher Betrag für den Solarstrom fällig wird. Bei dem teureren von beiden entfällt der Preis pro Kilowattstunde gänzlich. In beiden Fällen binden sich Kunden aber langfristig an das Unternehmen, denn zwar ist auch bei ihnen nach dem Gesetz der Stromtarif jährlich kündbar, die Laufzeit für die Premium-Leistungen aber beträgt zwanzig Jahre.

Im Gegenzug erhalten Kunden aber eine zwanzigjährige Preisgarantie auf den Sonnenstrom, erklärt Peters. Zudem können sie nach zwanzig Jahren die Solaranlage kostenfrei übernehmen. Auch wer früher den Stromtarif kündigt, hat die Wahl: Sunvigo betreibt die Anlage weiter und speist den Strom ins Netz ein oder man kauft dem Unternehmen die Anlage für den Restwert ab. In dem Fall werden Kunden selbst zum Betreiber.

Zusätzliche Leistungen

Kunden können außerdem einen Batteriespeicher hinzubuchen, der den nicht verbrauchten Strom temporär zwischenspeichert. „Mit einer Batterie habe ich ungefähr doppelt so viel Sonnenstrom, den ich nutzen kann“, erklärt Peters. „Und wenn die mal nicht mehr funktionieren sollte, tauschen wir sie natürlich aus.“ Auch eine Vorrichtung zum Laden von Elektroautos gibt es als Zusatzangebot.

Nutzen Kunden beispielsweise den teureren Pauschaltarif, so zahlen sie im günstigsten Falle 63 Euro monatlich – nach 20 Jahren sind das 15.120 Euro insgesamt. Der Batteriespeicher kostet mindestens weitere 39 Euro monatlich (9360 Euro über zwanzig Jahre), die Ladesäule startet bei 13,90 Euro pro Monat (3336 Euro in zwanzig Jahren). Damit ist der Preis im Vergleich zu den von Branchenportalen herausgegebenen Einschätzungen zum Kauf einer Anlage hoch.

Informationen einholen

Peters von Sunvigo wägt ab: „Viele Menschen unterschätzen laufende Kosten von Versicherung, Reparatur, Wartung sowie den Zeitaufwand einer gekauften Solaranlage“, erklärt er. „Wenn das jemandem Spaß macht, sich um die Anlage zu kümmern, also die Solaranlage als Hobby zu betrachten, dann kommt natürlich auch ein Kauf in Frage.“

Und auch Sören Demandt, Referent für digitale Energiewende bei der Verbraucherzentrale NRW, wägt ab: „Es gibt einige Punkte, über die man sich bei einer Solaranlage Gedanken machen sollte, wie Finanzierungs-, Steuer- und Versicherungsangelegenheiten. Doch in der Regel ist bei denen der Aufwand überschaubar“, sagt er und verweist auf die Informationsangebote der Verbraucherzentrale und anderer Portale.

Das könnte Sie auch interessieren:

Insbesondere die Wirtschaftlichkeit einer Anlage und eines Tarifs solle man zunächst genau überprüfen, beispielsweise mit Hilfe von Online-Rechnern: „Diese schätzen den Eigenverbrauch ab, sodass Interessenten herausfinden können, ob der günstige Solarstrompreis bei ihnen überhaupt ins Gewicht fällt oder ob sie durch verbrauchsunabhängige Zahlungen vielleicht sogar mehr ausgeben und zusätzlich vertraglich langfristig an Sunvigo gebunden sind.“ Zudem müsse man sich die Frage stellen, was passiert, wenn der Anbieter innerhalb der langen Laufzeit pleiteginge.

„Sunvigo hat aber auch einen besonderen Effekt“, sagt Demandt. „Mutmaßlich profitiert das Unternehmen am meisten, wenn Kunden einen möglichst hohen Anteil ihres eigenen Solarstroms verbrauchen, da dürfte die Marge nämlich höher sein als beim Netzstrom.“

Teure Mietmodelle

Neben Sunvigo versuchen auch Anbieter wie Enpal, DZ-4 oder Zolar Solaranlagen auf die Dächer von Hausbesitzern zu bringen, allerdings als Mietobjekt. Die Anbieter kümmern sich in der Regel um Aufbau, Wartung und Versicherung der Anlagen. Betreiber aber ist der Kunde, der sich damit um seine Kleinunternehmung und Steuerangelegenheiten kümmern muss. Zudem sind die Mietlaufzeiten mit 20 Jahren sehr lang und übersteigen ebenfalls schnell den Kaufpreis einer Anlage. Manchmal kommen gar hohe Zinsen oben drauf.

Verschiedene Portale weisen darauf hin, dass Kunden auch zur Finanzierung einer Solaranlage greifen können. Da käme zum Beispiel ein niedrigverzinster KfW-Kredit in Frage. 

Sunvigo will kommendes Jahr einen Stromtarif für alle herausbringen, deren Dach sich nicht für eine Solaranlage eignet. Diese sollen dann mit dem Überschussstrom aus den Sunvigo-Anlagen versorgt werden.

KStA abonnieren