Unbekannter WeltmarktführerKölner Unternehmen versorgt Fußballstadien mit Wärme

Lesezeit 3 Minuten
Das Kölner Traditionsunternehmen Schwank ist Weltmarktführer in einem hoch spezialisierten Nischenmarkt. Der Mittelständler entwickelt und realisiert Systeme zum Heizen und Kühlen von Sportstätten, Hangars, Industrie-, Gewerbe- und Logistikhallen.

Das Kölner Traditionsunternehmen Schwank ist Weltmarktführer beim Heizen und Kühlen von Sportstätten, Hangars, Industrie-, Gewerbe- und Logistikhallen.

Das Kölner Unternehmen Schwank ist Weltmarktführer bei Infrarotheizungen für die Industrie und erfindet sich im 90. Jahr seines Bestehens im Rahmen der Energiewende neu. 

Es ist eine Kölner Erfolgsgeschichte, die vor 90 Jahren im elsässischen Fegersheim ihren Anfang nahm. Dort gründete der Ingenieur Günther Schwank die Schwank Gasgeräte GmbH. Er baute Herde für die Gastronomie und Großküchen, begann aber nebenbei in einer kleinen Werkstatt die Auswirkungen elektromagnetischer Wellenlängen auf das Wärmeempfinden der Menschen zu untersuchen. Der studierte Maschinenbauer suchte dabei einen idealen Flammträger zur Erzeugung einer sehr heißen Oberfläche, mit der Infrarotwärme aus großen Höhen effizient in den Aufenthaltsbereich von Menschen übertragen werden konnte.

Patent auf die Keramikplatte

Und so entwickelte er den weltweit ersten Gas-Infrarotstrahler und ließ ihn patentieren. Kernstück ist dabei eine Brennerplatte aus Keramik. Einige Jahre später ging das Produkt in Serie. Das Unternehmen für den Bau von industriellen Gasgeräten legte damit den Grundstein der heutigen Schwank Gruppe, die 1952 nach Köln zog und heute im Stadtteil Niehl vom Enkel des Gründers, Oliver Schwank, in dritter Generation geführt wird. „Ich bin sehr stolz auf unsere 90-jährige Geschichte, die von Erfindergeist und Innovationskraft geprägt ist. Über drei Generationen hinweg sind wir weltweit zum größten Unternehmen für Infrarot-Industrieheizung gewachsen.

Strahler für punktgenaues Heizen

Die Schwank-Strahler kommen dort zum Einsatz, wo punktgenau geheizt werden muss, weil es zu teuer wäre, den gesamten Raum zu erwärmen - also beispielsweise in Fabrikhallen oder Logistikzentren, wo Menschen an Maschinen oder Förderbändern stehen. „Infrarot-Heizstrahler erzeugen Empfindungswärme“, erklärt Firmenchef Schwank. Wenn man etwa bei Minusgraden auf einem Gletscher stehe und einem die Sonne ins Gesicht strahle, empfinde man dies als wärmer. Dabei sei die Temperatur gleichgeblieben. „Wir nutzen dieses Prinzip und machen es so wie die Sonne.“

Oliver Schwank, CEO von Schwank GmbH. Das Kölner Traditionsunternehmen entwickelt und realisiert Systeme zum Heizen und Kühlen von Sportstätten, Hangars, Industrie-, Gewerbe- und Logistikhallen.

Oliver Schwank, CEO der Schwank GmbH.

Schwank ist einer der typischen sogenannten Hidden Champions, ein versteckter Weltmarktführer, hoch spezialisiert, innovativ, international, aber in der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt. Bekannt sind die Kunden. Unter anderem beliefert Schwank große Logistik-Konzerne wie DHL. Aber auch das Bernabéu-Stadion von Real Madrid und die Fußballstadien des FC Chelsea und von Fenerbahce Istanbul werden von Schwank beheizt. In über 40 Länder liefert das Unternehmen Hallenklima-Produkte. Am Standort Köln arbeiten derzeit 190 Mitarbeiter, weltweit sind es 350. Das vergangene Jahr hat Schwank trotz Corona und vor allem dem Krieg in der Ukraine mit einem Rekordumsatz abgeschlossen. Die Gruppe erwirtschaftete 66 Millionen Euro, ein Plus von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Das ist enorm und macht mich sehr stolz“, sagt Schwank.

Die Einschränkungen durch Corona habe das Unternehmen nach einem kurzen Einbruch zu Beginn der Pandemie insgesamt gut überstanden. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine habe dagegen sehr viel größere Herausforderungen mit sich gebracht, sagt Oliver Schwank. „Deutschland wendet sich vom russischen Gas ab. Das hat die Kunden enorm verunsichert.“ Hinzu komme nun noch eine weitere Verunsicherung durch das Heizungsgesetz. „Der Kunde denkt sich: lieber gar nicht handeln, vielleicht ändert sich da ja noch etwas. Ungewissheit ist leider das Schlimmste, was in der Wirtschaft passieren kann“, so Schwank. Der größte deutsche Wettbewerber des Unternehmens aus Dortmund habe das nicht verkraftet. „Die Firma ist mittlerweile insolvent“.

Mit über 80 Jahren Betriebshistorie und drei Familien-Generationen Schwank blickt das Unternehmen auf eine bewegte Geschichte zurück.

Mit 90 Jahren Betriebshistorie und drei Familien-Generationen blickt das Unternehmen auf eine bewegte Geschichte zurück.

Ein Einstieg in den Markt für Privatkunden mache für die Schwank-Gruppe keinen Sinn. „Hier gibt es eine sehr hohe Dichte von Anbietern wie etwa Vaillant“. Stattdessen setzt das Unternehmen auf Innovationen im Kerngeschäft mit gewerblichen Kunden. „Wir haben die Energiewende schon vor fünf Jahren eingeleitet, indem wir auf Wärmepumpen gesetzt haben. Man hat mich dafür vielseits kritisiert. Ich bin froh, dass ich meinem Instinkt gefolgt bin“, sagt der Firmenchef. Dieses Jahr wird das Unternehmen 800 bis 1000 Wärmepumpen absetzen, nächstes Jahr voraussichtlich das doppelte. Zudem setzt der Weltmarktführer auf die Zukunftstechnologie Wasserstoff. Im März wurde die weltweit erste Wasserstoff-Industrieheizung vorgestellt. „Der große Vorteil bei Ungewissheit der zukünftigen Versorgung: sie kann erst mit Erdgas und mit wenigen Handgriffen auf Wasserstoff umgestellt werden.“ Das Interesse der Kunden sei schon jetzt groß.

KStA abonnieren