Lufthansa-BodenpersonalStreiks trafen Köln und Düsseldorf nur gering

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Maschinen des Lufthansa-Konzerns am Dienstag in Frankfurt am Main.

Maschinen des Lufthansa-Konzerns am Dienstag in Frankfurt am Main.

Verdi spricht von „enormer Streikbereitschaft“ – So ist die Lage an den NRW-Airports.

Mit einem weiteren Warnstreik des Bodenpersonals hat die Dienstleistungs-Gewerkschaft Verdi den Druck in den laufenden Tarifverhandlungen mit der Lufthansa erhöht. An insgesamt sieben deutschen Flughäfen fiel am Dienstag ein großer Teil der Lufthansa-Flüge aus – betroffen waren rund 100.000 Passagiere. Verdi sprach von einer „enormen“ Streikbereitschaft und hofft, dass der Konzern bei den für Mittwoch angesetzten erneuten Tarifgesprächen ein verbessertes Angebot vorlegt.

Zum Streik aufgerufen waren alle Lufthansa-Bodenbeschäftigten von der Wartung bis zur Passagierabfertigung und der Flugzeugabfertigung. Also blieben unter anderem die Checkin-Schalter und auch die Umbuchungsschalter unbesetzt. Der Streik sollte noch bis Mittwochmorgen um 7.10 Uhr dauern und umfasste im Passagierbereich die Lufthansa-Standorte Frankfurt am Main, München, Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Köln/Bonn und Stuttgart.

Die Lufthansa strich dort den Großteil ihrer Verbindungen – teils wurden wie in Berlin sämtliche Flüge annulliert – und erklärte, insgesamt nur zwischen zehn und 20 Prozent der Flüge anbieten zu können. Auch am Mittwochvormittag nach dem offiziellen Ende des Streiks könne es noch zu einzelnen Flugstreichungen kommen, hieß es.

Kaum Auswirkungen auf Köln/Bonn

Verglichen mit den großen Drehkreuzen Frankfurt und München kamen die beiden größeren NRW-Airports noch glimpflich davon. Wie bereits am Montag von den beiden Flughäfen mitgeteilt, sollten von Düsseldorf aus alle 17 Flüge der Lufthansa ausfallen. Von Düsseldorf aus werden die Hubs in München und Frankfurt angeflogen.

Ab Köln/Bonn fliegt die Lufthansa selbst nur noch München an. Zum Dienstagnachmittag sah es so aus, als ob nur einer der täglich sieben Flüge abheben würde. Die Streiks des Kranich-Airline habe aber keinen nennenswerten Auswirkungen auf die Abläufe in Köln/Bonn gehabt, sagte eine Sprecher des Flughafens dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Dienstag.

„Die Streikbereitschaft ist enorm“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky der Nachrichtenagentur AFP. Auch ein Verdi-Sprecher in Frankfurt am Main sagte, die Gewerkschaft habe den Eindruck, dass es in den Betrieben „nicht viele gibt, die sich nicht daran beteiligen“. „Wir würden das insgesamt als Erfolg bezeichnen.“ Das Bodenpersonal hatte bereits Anfang Februar gestreikt, auch da konnten nur zehn Prozent der Flüge abheben.

In mehreren Städten gab es am Dienstag Kundgebungen und Demonstrationen, darunter in Frankfurt. Betroffene Passagiere reagierten teils mit Unverständnis - etwa in München: Nirgendwo stehe etwas zu seinem annullierten Flug auf den Anzeigetafeln, sagte ein Fluggast namens Heiko Tauber, „und hier sagt jeder was anderes.“

Passagiere können kostenlos umbuchen

Die Lufthansa bat um Verständnis für die Ausfälle und rief ihre Fluggäste auf, wirklich nur dann zum Flughafen zu fahren, wenn der jeweilige Flug nicht annulliert wurde. Sie verwies auf ihrer Website zudem auf die Möglichkeit, Tickets kostenlos online umzubuchen sowie innerdeutsche Flüge in einen Bahn-Gutschein umzutauschen.

Die Gewerkschaft hofft nun, dass durch den Warnstreik der Beschäftigten bei dem Konzern „ein Umdenken erfolgt“, wie der Sprecher in Frankfurt  weiter sagte. Das zuletzt von der Lufthansa vorgelegte Angebot habe „relativ wenig mit unseren Forderungen zu tun gehabt“. Auch Reschinsky sagte, Verdi erwarte bei den erneuten Verhandlungen, die am Mittwoch in Frankfurt am Main stattfinden sollen, „dass die Lufthansa ihr Angebot deutlich verbessert“.

Verdi verhandelt für die rund 25.000 Beschäftigten der Lufthansa am Boden. Die Gewerkschaft fordert mit Verweis auf Rekordgewinne der Lufthansa sowie auf die Arbeitsverdichtung für die Beschäftigten 12,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro mehr monatlich. Bei einer Laufzeit von zwölf Monaten verlangt sie zudem eine konzerneinheitliche Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro.

Die Lufthansa hatte zuletzt nach eigenen Angaben mindestens zehn Prozent mehr Geld sowie die geforderte Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro angeboten. Dazu sagte Verdi-Verhandlungsführer Reschinsky, das Angebot beinhalte „elf Nullmonate“ - denn die Erhöhung solle erst im Dezember greifen. Außerdem sei die angebotene Laufzeit von 25 Monaten viel zu lang. Eine Lösung am Verhandlungstisch könne nur erzielt werden, wenn die Fluggesellschaft ein „verbessertes Angebot“ vorlege. (mit afp, dpa)

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