Unternehmerin Céleste KleinjansKölnerin macht sich für mentale Gesundheit stark – und könnte „Miss Germany“ werden

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Céleste Kleinjans, Gründerin der Mental-Health-App Mindzeit und unter den Top 40 bei Miss Germany 2023 / 2024

Céleste Kleinjans hat die Mental-Health-App Mindzeit entwickelt.

Bei der aktuellen Wahl zur Miss Germany hat es die Kölnerin mit ihrer Mission unter die Top 40 geschafft.

„Wir leben in einer schnelllebigen Zeit, in der wir always on sind und ständig mit Reizen überflutet werden. Wir arbeiten mit unseren Köpfen, tun aber wenig für die Gesundheit und Fitness des Geistes. Ich setze mich intensiv dafür ein, präventiv die mentale Gesundheit zu stärken. Das ist meine Mission.“ Céleste Kleinjans’ Stimme strotzt vor Selbstbewusstsein, wenn sie von ihrer Mission spricht. Der Mission, die sie zur Unternehmerin werden ließ – und für die sie womöglich zur Miss Germany gekürt wird.

Miss Germany: Kein Schönheitswettstreit mehr

Der Miss-Germany-Wettbewerb ist in den Köpfen vieler noch verankert als Schönheitswettstreit, bei dem es darum geht, möglichst reizvoll im Bikini über einen Laufsteg zu gehen. Das sei Miss Germany aber schon seit 2019 nicht mehr, schreibt das gleichnamige Unternehmen. Miss Germany will eine Auszeichnung sein „für Frauen, die Verantwortung übernehmen“. Es geht um Female Empowerment, um eine Stärkung und Ermächtigung weiblicher Persönlichkeiten also, um Erfolgsgeschichten, die Frauen schreiben, und darum, sie auf ihrem Weg zu unterstützen. „Heute stehen Persönlichkeiten im Fokus, die mit ihrer Mission Female Empowerment in den Mainstream verankern und damit eine Bewegung initiieren“, schreiben die Veranstalter.

Im März wurde die Theologiestudentin Kira Geiss als Miss Germany 2023 ausgezeichnet. Sie war als „Stimme der Generation Z“ angetreten und für ihr Engagement in der Jugendarbeit als Siegerin ausgewählt worden. Schon bald könnte Céleste Kleinjans ihre Nachfolgerin werden. Die 29-Jährige hat es unter die Top 40 des aktuellen Wettbewerbs geschafft und strebt an, Miss Germany 2024 zu werden.

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Mindzeit: 2019 in Köln gegründet

Céleste Kleinjans gründete 2019 mit ihrem Partner Marinko Spahic in Köln das Unternehmen Mindzeit. Zwei Jahre später kam ihre gleichnamige App auf den Markt. „Wir haben mit Mindzeit eine intelligente Lösung zur präventiven Stärkung der mentalen Gesundheit entwickelt“, sagt Kleinjans im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Nutzerinnen und Nutzer der App werden beim Start nach ihrer aktuellen Stimmung gefragt: Wie geht es ihnen und was fühlen sie – Angst, Wut oder Trauer? Langeweile, Stolz oder Glück? Je nach Gefühlslage schlägt die App passende Achtsamkeitsübungen vor. Das gilt zumindest für die Premium-Version, die im Monats-Abo 11,99 Euro kostet. In der kostenfreien Version können Nutzende Achtsamkeitsübungen aus einer Mediathek auswählen.

Die Zahl der Krankschreibungen ist sprunghaft angestiegen

„Es geht darum, Menschen zu erreichen, bevor eine psychische Erkrankung sich ausgebildet hat“, sagt Kleinjans, „Menschen zu motivieren, für ihr Wohlbefinden, Entspannung und Stressmanagement etwas zu tun. Wie man Sport macht oder sich gesund ernährt, um nicht körperlich zu erkranken.“

Kleinjans trifft mit Mindzeit und ihrer Mission nicht nur beim Miss-Germany-Wettbewerb einen Nerv: Seit Mitte der 2000er Jahre ist die Zahl der Krankschreibungen deutscher Arbeitnehmer wegen psychischer Erkrankungen sprunghaft angestiegen, hat sich etwa verdoppelt. Kleinjans, die an der HU Berlin Philosophie studiert hat und sich auf Maschinenethik und Technikphilosophie spezialisierte, führt das auch auf den Siegeszug der Sozialen Medien zurück, der genau zu diesem Zeitpunkt mit Facebook an Fahrt aufnahm. Achtsamkeit, die Training des Geistes, müsse Bestandteil der Grundausbildung werden, „neben Lesen, Sport, Naturwissenschaft“, sagt sie.

Céleste Kleinjans und Marinko Spahic haben sich für die Entwicklung von Mindzeit ein Netzwerk mit Expertinnen und Experten aufgebaut. Sie wurden von Stressforscherinnen und Neurologen der Berliner Charité und der Humboldt-Universität beraten, die ihnen bestätigten: Was ihr macht, entspricht dem Stand der Forschung. Auch ein Kölner Psychotherapeut hat an Mindzeit mitgearbeitet.

SV Werder Bremen und DB Regio gehören zu Kunden

Die Kölner Gründerin, die mit ihrem sechsköpfigen Team in einem Büro in der Kölner Südstadt sitzt, legte anfangs mit ihrem Start-up einen Fokus auf andere Unternehmen, bot ihnen die App für das betriebliche Gesundheitsmanagement an. Sie nennt namhafte Kunden wie den Sportverein Werder Bremen und die Regionalgesellschaft der Deutschen Bahn DB Regio. Inzwischen gebe es mehr als 20.000 aktive Nutzerinnen und Nutzer.

Die App ist inzwischen bei allen Krankenkassen erstattungsfähig. Einen Einblick in Umsatz- oder Gewinnzahlen will Kleinjans nicht gewähren.  Nur so viel: „Wir sind profitabel.“ Externe Investoren seien nicht an Bord. Mindzeit ist freilich nicht das einzige Angebot seiner Art auf dem Markt. Konkurrenz machen Apps wie Calm, Headspace oder 7Mind.

In dieser Woche trifft Kleinjans in München erstmals ihre Konkurrentinnen, die ihre eigenen Missionen mitbringen, um zur Miss Germany gekürt zu werden. Ihre ist klar: „Ich will das Thema mentale Gesundheit in die breite Öffentlichkeit tragen und der Stigmatisierung psychischer Erkrankungen entgegenwirken.“ Wenn sie am Freitag noch zu den letzten 20 Kandidatinnen für die Miss Germany 2024 gehört, hat die Mission auch bei der Jury verfangen.

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