Neue KonkurrenzAachener Start-Up vermietet Elektrotransporter zum Nulltarif

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UZE Mobility 7

Einer der 50 Transporter von ​Uze Mobility

Köln – Aachen gilt als deutsches Zentrum für Elektromobilität. Dafür haben vor allem die elektrobetriebenen Streetscooter gesorgt, mit denen die Deutsche Post im ganzen Bundesgebiet Pakete ausfährt. Auch der Elektro-Kleinwagen Ego, ebenfalls entwickelt vom Streetscooter-Gründer, dem Aachener RWTH-Professor Günther Schuh, festigt diese Stellung.

Das Aachener Start-up Uze Mobility, eine Ausgründung der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule, bringt nun ein weiteres Geschäft mit E-Fahrzeugen an den Start. Anfang Dezember startet das Unternehmen ein eigenes Carsharing-Angebot mit 50 Streetscooter-Transportern.

Für Umzüge und Großeinkäufe

In mehreren Städten im Rheinland und dem Ruhrgebiet sollen die Fahrzeuge bei privaten Umzügen und Großeinkäufen eingesetzt werden können. Auch in Köln suchen die Gründer gerade nach Partnerunternehmen, vor deren Niederlassungen sie die E-Transporter aufstellen können.

Der Clou: Die Ausleihe ist kostenlos. Wer etwa im Baumarkt einen Zaun gekauft hat, aber kein Auto für den Transport besitzt, soll die Fahrzeuge von Uze Mobility einfach ausleihen und wieder zurückbringen können, ohne dafür auch nur einen Euro zu bezahlen.

Geld durch Werbung und Daten

„Carsharing ist die Grundfunktion, aber damit verdienen wir nicht unser Geld“, sagt Alexander Jablovski, der Uze Mobility gemeinsam mit Sebastian Thelen gegründet hat. Geld verdient das Aachener Start-up unter anderem mit Werbung. Die mit GPS-Sendern ausgestatteten Fahrzeuge spielen je nach Fahrstrecke eigens konzipierte Werbung aus. Fährt der Transporter etwa in der Nähe einer Sportstätte, werden auf den seitlich angebrachten Displays Anzeigen für Sportkleidung angezeigt. In besser betuchten Wohnvierteln könnte Werbung für Luxusuhren auf den Transportern erscheinen.

Eine weitere Einnahmequelle erschließt sich aus dem Verkauf von Daten, die von den Uze-Mobility-Transportern während der Fahrt gesammelt werden. Wetterdaten etwa, die von Unternehmen für optimierte Prognosen genutzt werden können. Auch Fahrtdaten, die Informationen zum Verkehrsfluss einer Stadt liefern, können an Anbieter von Navigationssystemen verkauft werden. Radarsysteme, die am Fahrzeugboden angebracht sind, sollen während der Fahrt Schlaglöcher registrieren und vermessen und die Informationen darüber an städtische Betriebe weiterleiten. Mit der Stadt Aachen sprechen die Gründer bereits über eine Kooperation.

Besser für die Umwelt

Auch der Ökogedanke spielte eine Rolle bei der Gründung von Uze Mobility: „Wir wollen dazu beitragen, Städte von Abgasemissionen zu befreien“, sagt Alexander Jablovski. Damit Menschen schnell auf die neuen Mobilitätslösungen umsteigen, wurde das für Verbraucher kostenfreie Geschäftsmodell entwickelt. Andere Anbieter, der Autovermieter Hertz etwa oder der Zulieferer und Technikkonzern Bosch, verleihen ebenfalls in Pilotprojekten E-Transporter an Privatpersonen, doch müssen diese dafür zahlen.

Mit der Fahrzeug-Werke Lueg AG ist zuletzt einer der größten Autohändler Deutschlands bei Uze Mobility eingestiegen. In einer ersten Finanzierungsrunde haben Jablovski und Thelen nun schon 2,25 Millionen Euro eingesammelt. Bis Dezember soll die nächste Runde mit einem Volumen von 7,2 Millionen Euro folgen. Für die deutsche Gründerszene sind das vergleichsweise hohe Beträge. Das Kapital soll dazu genutzt werden, möglichst schnell ein möglichst großes Geschäft aufzubauen. Thelen: „Wir nehmen das Geld, um unsere Fahrzeuge in so viele Städte wie möglich zu bringen.“

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