Mehr Online-BestellungenDer Möbelhandel legt in der Krise zu

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In der Pandemie legen die Deutschen mehr Wert auf ein schönes Zuhause.

In der Pandemie legen die Deutschen mehr Wert auf ein schönes Zuhause.

Köln – Lockdown, Homeoffice – in der Corona-Krise ist das eigene Zuhause mehr denn je in den Fokus gerückt. Und so ist die deutsche Möbelbranche bislang im Vergleich zu vielen anderen Branchen ganz passabel durch die Covid-19-Pandemie gekommen.

Trotz zeitweise geschlossenen Möbelhäuser konnte der Einrichtungsfachhandel die Umsätze im vergangenen Jahr voraussichtlich um rund ein Prozent auf etwa 34,5 Milliarden Euro steigern. Dies ergibt sich aus Hochrechnungen auf Basis der ersten zehn Monate 2020 des Handelsverbandes Möbel und Küchen (BVDM).

Einbrüche wieder aufgeholt

Die Einbrüche des Frühjahrs durch die Geschäftsschließungen im Zuge es ersten Lockdowns konnten im Sommer wieder aufgeholt werden, sagte Christian Haeser, Geschäftsführer des BVDM. „Die Kunden hatten großen Nachholbedarf“, und da die Bevölkerung zum großen Teil nur eingeschränkt oder überhaupt nicht in den Urlaub fahren konnte, hätte ein entsprechendes Budget zur Verfügung gestanden, um in die eigene Wohnung zu investieren, so Haeser. Auch die Senkung der Mehrwertsteuer habe sich positiv bemerkbar gemacht.

Gefragt waren vor allem neue Küchen. Das Segment gehört mit einem Wachstum von acht Prozent 2020 zu den Gewinnern im gesamten Möbelmarkt. Der Marktanteil liegt damit bei 39 Prozent. Deutlich zulegen konnte erwartungsgemäß der Online-Handel, auf den nach Schätzungen des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie (VDM) inzwischen 18 Prozent der Branchenumsätze entfallen. Dabei sind es vor allem große Anbieter wie Amazon oder Home 24, die von der Nachfrage im Netz profitieren. Vor allem kleine und mittlere Händler haben weiterhin großen Nachholbedarf bei der Digitalisierung, so Verbandschef Haeser.

Deutsche Möbel mit Umsatzminus

Weniger erfreulich lief es 2020 für die deutsche Möbelindustrie, die den Hochrechnungen zufolge pandemiebedingt ein Umsatzminus von rund vier Prozent hinnehmen musste. Der Umsatz wird voraussichtlich rund 17,2 Milliarden Euro erreichen. Erfreulich dagegen: dank eines Auftragsbooms im November und Dezember mit gut gefüllten Auftragsbüchern ins neue Jahr, wie der VDM berichtete.

In der deutschen Wohnmöbelindustrie seien die Auftragseingänge 2020 um 14,1 Prozent, in der Küchenmöbelindustrie um 11,8 Prozent und in der Polstermöbelindustrie um 5,5 Prozent gestiegen, sagte VDM-Geschäftsführer Jan Kurth. Der hohe Auftragsbestand helfe auch im aktuellen Lockdown.

Perspektive gefordert

Dennoch brauche die Branche dringend eine Öffnungsperspektive. Kurth betonte, der Januar sei eigentlich „der mit Abstand umsatzstärkste Monat im Möbelhandel“. Der aktuelle Lockdown treffe die Branche deshalb besonders hart. Er plädierte dafür, dem Möbelhandel so rasch wie möglich wenigstens Einzelberatungen für Kunden nach Terminvereinbarung und unter Beachtung der Maskenpflicht zu ermöglichen.

Die Aussicht der Branche auf 2021 ist durchwachsen. Auch ein Ende der Pandemie dürfte Auswirkungen auf die Branche haben. Wenn Reisen wieder möglich wird, rechnet der BVDM nur noch „mit bestenfalls stagnierenden Auftragseingängen“.

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Besonders schmerzhaft für die gesamte Branche ist die Absage der Möbelmesse, die eigentlich in dieser Woche auf dem Deutzer Messegelände stattgefunden hätte. Für 2022 hofft das Unternehmen wieder auf eine IMM. Das Konzept werde überarbeitet, sagte Geschäftsführer Oliver Freese. Man werde die IMM künftig in einem Hybridformat veranstalten. Zudem soll die Dauer von sieben auf fünf Tage verkürzt werden.

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