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Konkurrenten arbeiten zusammenSparkasse und Volksbank teilen sich in Köln erstmals Geldautomaten

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Gemeinsame Geldautomaten von Sparkasse und Volksbank in Köln-Esch

Gemeinsame Geldautomaten von Sparkasse und Volksbank in Köln-Esch

Kunden von Volksbank und Sparkasse Köln-Bonn können in den Kölner Stadtteilen Widdersdorf und Esch bei der jeweiligen Konkurrenz Geld abheben – kostenlos.

Zwei absolute Konkurrenten auf dem rheinischen Bankenmarkt teilen sich künftig Geldautomaten. Kunden der Volksbank Köln-Bonn können künftig am Bankomaten der Sparkasse Köln-Bonn an der Chorbuschstraße in Köln-Esch kostenlos Bargeld abheben.

Am Standort an der Hauptstraße in Köln-Widdersdorf ist es genau andersrum. Dort dürfen die Sparkassen-Kunden den Automaten der Volksbank Köln-Bonn kostenlos mitnutzen. „Die Kooperationen bei SB-Stellen sind eine Win-Win-Win-Situation. Denn wir können damit unseren Kundinnen und Kunden auch Geldautomaten zur kostenlosen Nutzung anbieten, deren Betreiber wir nicht sind und damit die Versorgung mit Bargeld vor Ort erleichtern“, sagte Sparkassen-Vorständin Sonja Hausmann, zuständig für das Privatkundengeschäft, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Unsere Erfahrung zeigt: Die SB-Kooperationen werden gut angenommen. Unabhängig davon bleiben Volksbanken und wir natürlich Wettbewerber
Sonja Hausmann, Vorständin Sparkasse Köln-Bonn

Früher wäre eine solche Kooperation der Köln-Bonner Konkurrenten undenkbar gewesen. Doch Sparkassen und Volksbanken in ganz Deutschland reagieren darauf, dass die Nutzung von Bargeld zurückgeht, zugleich aber der Betrieb von Geldautomaten teuer wird. So müssen die Geldhäuser wegen der hohen Anzahl an Sprengangriffen auf Geldautomaten verstärkt in die Sicherheit investieren. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband bezifferte kürzlich die Kosten für die Bargeldversorgung auf jährlich bis zu eine Milliarde Euro.

Der Anteil der Barzahlungen im deutschen Einzelhandel nimmt wiederum stetig ab: Wurden 2022 noch fast 60 Prozent der Transaktionen bar beglichen, waren es 2024 noch 54,6 Prozent. Betrachtet man den Umsatzanteil der Zahlungsarten, hat die Karte dem Bargeld längst den Rang abgelaufen: Fast zwei Drittel der Erlöse beglichen Verbraucherinnen und Verbraucher im vergangenen Jahr per Karte oder Smartphone. Die Schlussfolgerung: Gerade große Beträge werden nur noch selten mit Bargeld gezahlt.

Bei den Geldautomaten-Kooperationen geht es nun darum, die Bargeldversorgung überhaupt noch aufrechtzuerhalten. Die Zusammenarbeit gibt es bislang vor allem in ländlich geprägten Regionen. In den Innenstadtlagen von Köln und Bonn ist es bislang noch nicht zu einer Automaten-Kooperation der beiden Regionalbanken gekommen.

Die Kosten für das SB-Angebot könnten ein Stück weit verringert werden und die Geräte würden effizienter ausgelastet, sagte Sparkassen-Vorständin Sonja Hausmann. „Unsere Erfahrung zeigt: Die SB-Kooperationen werden gut angenommen. Unabhängig davon bleiben Volksbanken und wir natürlich Wettbewerber.“

„Die Kooperation mit der Sparkasse Köln-Bonn reiht sich ein in eine wachsende Zahl gemeinsamer SB-Standorte in der Region. Bereits in Bonn-Holzlar besteht eine erfolgreiche Zusammenarbeit“, sagte Jürgen Pütz, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Köln-Bonn.

Auch wenn die beiden Regionalbanken die Kooperation als Gewinn für den Kunden bezeichnen, ist mit der nun getroffenen Vereinbarung die Zahl der Geldautomaten in Köln weiter gesunken. Die Volksbank Köln-Bonn hatte erst am 1. November ihren Geldautomaten in Esch abgebaut. Nach Angaben einer Sprecherin des genossenschaftlichen Instituts habe es dort zuletzt nur noch 740 Transaktionen pro Monat gegeben – zu wenig für einen wirtschaftlichen Betrieb. Jetzt können die Kunden den wenige Meter entfernten Sparkassen-Automaten nutzen.

Bei der Sparkasse lag der Fall genau andersherum. Die öffentlich-rechtliche Bank hatte ihre Filiale im Stadtteil Widdersdorf im September geschlossen. Auf der Suche nach einem Standort für eine Selbstbedienungs-Filiale sei man nicht fündig geworden, so ein Sprecher der Sparkasse. Seit der Schließung der Niederlassung fahren Filialbusse den Vorstadt-Stadtteil an.

Weitere Gemeinschaftsstandorte

Mit der neuen Zusammenarbeit an den beiden Selbstbedienungsstandorten weiten die Banken ihre SB-Kooperationen in Köln weiter aus. In Dünnwald und Höhenhaus gibt es schon seit fast drei Jahren gemeinsam mit der Volksbank Dünnwald-Holweide eG betriebene SB-Stellen. „Fast zeitgleich sind wir auch in Köln eine SB-Kooperation eingegangen, und zwar in unserer SB-Stelle in Stammheim. Partner ist hier die Volksbank Dünnwald-Holweide, die eine Filiale in Stammheim schloss“, so ein Sprecher der Sparkasse. In Bonn besteht bereits eine SB-Kooperation mit der Volksbank Köln-Bonn am Standort Holzlar. Ebenfalls arbeitet die Sparkasse Köln-Bonn mit der VR-Bank Bonn Rhein-Sieg am Brüser Berg und in Lengsdorf in Bonn zusammen.

Kleiner Wermutstropfen für die Kunden: Am Automaten der Fremdbank können Kunden nur Geld abheben. Einzahlungen von Münzgeld oder Scheinen bleiben den eigenen Kunden vorbehalten. Auch SB-Terminals oder Kontoauszugsdrucker sind für Fremdkunden nicht nutzbar. 

Keine bemannten Gemeinschaftsfilialen

Bundesweit teilen sich Sparkassen rund 450 Geldautomaten-Standorte mit Genossenschaftsbanken. Der Trend hält an. Nur selten gehen Banken der beiden Säulen des Kreditwesens noch einen weiteren Schritt. Doch es gibt Beispiele. Die Taunus Sparkasse und die Frankfurter Volksbank Rhein/Main sind im Frühjahr 2019 ein Bündnis eingegangen, was zur Spezialfiliale „Finanzpunkt“ führte.

17 dieser „Finanzpunkte“ gibt es bereits. Es handelt sich nicht um SB-Standorte, sondern um bemannte Filialen. Die „Finanzpunkte“ sind immer an drei oder vier Tagen in der Woche geöffnet. An jeweils eineinhalb Tagen sind Beraterinnen und Berater der Volksbank oder der Sparkasse vor Ort. Durch das Lichtkonzept in Rot und Blau ist erkennbar, welche Bank heute im Finanzpunkt ist. Von solchen Plänen ist bei den beiden Instituten mit Köln und Bonn im Namen aber noch nichts bekannt.