RazziaDiesel-Ermittlungen bei Audi ausgeweitet

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  • Münchner Staatsanwälte wollen klären, ob Vorstände von Betrügereien wussten

München –  Diesmal hat die Staatsanwaltschaft München nicht bis zur Bilanzpressekonferenz der VW-Tochter Audi Mitte März gewartet. Dafür wurden am gestrigen Mittwoch die Privatwohnungen von sechs Audi-Mitarbeitern in Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz durchsucht, bestätigte eine Justizsprecherin in München. Dabei habe es sich um Personen aus der Motorenentwicklung gehandelt. Ehemalige oder amtierende Vorstände seien aber nicht darunter. Das gelte auch für den Kreis der Beschuldigten, der nun von vier auf 13 Personen ausgeweitet worden sei. Die Razzien stünden im Zusammenhang mit Abgasmanipulationen bei Diesel-Motoren, die in den USA verkauft wurden.

Die dafür zugrundeliegenden Taten seien aber in Deutschland begangen worden, erklärte eine Justizsprecherin. Insgesamt ermitteln die Münchner Staatsanwälte wegen 253 000 in Europa und den USA verkauften Diesel-Modellen mit manipulierter Motorsteuerung. Firmenräume von Audi waren diesmal nicht Ziel der Razzien. Die Justiz geht dabei auch Verdachtsmomenten gegen Audi-Vorstände nach, die bislang bestreiten, von Anfang an über die Abgaspraktiken informiert gewesen zu sein. Belastbar und ausreichend auch für Ermittlungen gegen Vorstände wie etwa Konzernchef Rupert Stadler seien die Verdachtsmomente noch nicht, heißt es in Justizkreisen. Die jetzigen Razzien sollen hier Klarheit bringen. Ausgelöst wurden sie von Aussagen mehrere Beschuldigter, von denen zwei dem Vernehmen nach hohe Bedeutung zukommt. Dabei handelt es sich um zum einen um den ehemaligen Chef der Audi-Motorenentwicklung am Standort Neckarsulm sowie einen weiteren Audi-Techniker. Letzterer hat in München zeitweise in Untersuchungshaft gesessen, nach umfangreichen Aussagen aber wieder auf freiem Fuß. Noch in Untersuchungshaft sitzt nur der ehemalige Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz, der vor seiner Zeit bei Porsche im VW-Konzern für die Motorenentwicklung zuständig war. Hatz ist offenbar weniger kooperativ. Versuche seiner Anwälte, in aus der Untersuchungshaft frei zu bekommen, sind bislang gescheitert. Ein weiterer Antrag dazu läuft derzeit.

Voriges Jahr zur jährlichen Bilanzvorlage von Audi in Ingolstadt Mitte März hatte die Staatsanwaltschaft dort zeitgleich in einem spektakulären Akt umfangreiche Akten beschlagnahmen lassen und auch Unterlagen der bei Audi mit internen Untersuchungen betrauten Anwaltskanzlei Jones Day mitgenommen. Die Auswertung speziell dieser Unterlagen haben Audi-Anwälte bislang verhindert. Über eine Freigabe der seit Monaten amtlich versiegelten Akten muss das Bundesverfassungsgericht entscheiden. Derweilen versuchen die Münchener Ermittler offenkundig auf andere Weise zu neuen Erkenntnissen zu kommen.

Audi-Chef Rupert Stadler Foto: dpa

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