Sanierung am HausDiese Möglichkeiten und Förderungen können Sie nutzen

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Baugerüst

Baugerüst an Wohnhaus

Köln – Wenn es darum geht, die Klimaziele zu erreichen, dann ist der Gebäudesektor eine entscheidende Stellschraube. Nicht nur macht er in Deutschland laut Umweltbundesamt rund 35 Prozent des Energieverbrauchs und etwa 30 Prozent der CO2-Emissionen aus. Als einziger Sektor hat er zudem im Jahr 2020 sein jährliches Ziel zur Einsparung von Treibhausemissionen um knapp zwei Millionen Tonnen CO2-Äquivalente verpasst.

Mit einem neu geschaffenen Bundesbauministerium und weiteren Maßnahmen hat die neue Ampel-Regierung zumindest Möglichkeiten geschaffen, den Gebäudesektor grüner zu machen. Experten vermissen jedoch ein sinnvolles Konzept sowie Anreize für Immobilienbesitzer, ihr Eigenheim auf Nachhaltigkeit zu trimmen. Dem Chef des Heizungs- und Kühlungsanbieters Viessmann, Max Viessmann, zufolge seien derzeit rund 85 Prozent der Gebäude in Deutschland nur teil- oder nicht saniert. „Man muss nicht lange rechnen, um zu verstehen, dass Klimaneutralität in 2045 eine Herausforderung darstellt.“

Zuschüsse beantragen

Zudem würden die neuen Standards erst ab den Jahren 2024 und 2025 wirksam, kritisieren Autoren einer Untersuchung von DIW Econ, einem Beratungsunternehmen des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Es würden „wichtige Jahre zur Emissionsvermeidung verschenkt und Fehlinvestitionen riskiert.“

Als eine ihrer letzten Amtshandlungen hat die alte Bundesregierung noch ihr Förderprogramm in Höhe von 5,8 Milliarden Euro für energetische Sanierungen um weitere 5,7 Milliarden Euro aufgestockt. Immobilienbesitzer sollten also prüfen, ob sich eine Sanierung nicht nur wegen der Einsparpotenziale, sondern auch wegen der sogenannten Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhr (BAFA) lohnt. Zusätzlich können sie auch einen zinsvergünstigen Kredit mit Tilgungszuschuss über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) erhalten. In beiden Fällen sollten Sie jedoch vor Beauftragung die Anträge durch Energieeffizienzexperten beurteilen lassen. 

Dämmung bietet Sparpotenzial

Erhebliches Einsparpotenzial bietet die Dämmung eines Hauses, denn je effizienter diese abdichtet, desto weniger muss geheizt oder klimatisiert werden. Sinnvoll sind Dämmungen daher an allen nach außen grenzenden Hausteilen wie Außenwände und Dach. Wahlweise können auch Geschossdecken gedämmt werden.

Dämmung

In einem Dachgeschoss wird die Dämmung erneuert.

Zwar senkt eine Wärmedämmung die Energiekosten in jedem Fall, doch dass sie sich finanziell lohnt, heißt das noch nicht. Mehrere Faktoren beeinflussen sowohl Kosten als auch Effizienz, wie die Verbraucherzentrale erklärt: Aktueller Dämmungszustand, welche Dämmmöglichkeiten mit welchen Materialien möglich sind, Heizungsart oder auch der sogenannte U-Wert, der aussagt, wie viel Wärme vom Inneren des Hauses nach Außen gelangt.

Je geringer der U-Wert ist, desto besser. Zuschüsse in Höhe von 20 Prozent gibt es nur, wenn die Dämmung einen gewissen U-Wert unterschreitet. Damit Wärme nicht über Fenster oder Türen verloren geht, wird auch der Austausch dieser gefördert. Ob sich die Investition also lohnt, sollten Interessenten vorher ausrechnen: Das geht zum Beispiel bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen oder über den Sanierungskonfigurator des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.

Wärmepumpen können sich lohnen

Erst wenn ein Haus gut gedämmt ist, lohnt es sich zudem, eine Wärmepumpe in Betracht zu ziehen. Zu vergleichen sind die Geräte mit Kühlschränken, die Lebensmitteln Wärme entziehen und sie nach außen leiten. Bei Wärmepumpen stammt die Wärme aus dem Erdboden, der Luft oder dem Grundwasser. In den meisten Fällen wird die Wärme an Wasser in Rohren übergeben, das wiederum ein besonders empfindliches Kühlmittel erhitzt. Dieses gibt die Hitze anschließend an das Wasser im Heizungssystem ab, über das sich wie gewohnt heizen lässt.

Wärmepumpe

Zwei Luftwärmepumpen

Die verschiedenen Arten von Wärmepumpen unterscheiden sich nach Effizienz, Kosten und Installationsaufwand. Geringe Kosten und wenig Aufwand versprechen Luftwärmepumpen, die teilweise gerade mal einen Quadratmeter groß sind. Sie sind allerdings nicht so effizient wie zum Beispiel Erdwärmepumpen. Diese ziehen ihre Wärme aus dem Untergrund, in den bei der Installation je nach Ausführung zwischen zwei und 100 Meter Tiefe gebohrt wird. Abhängig ist die Nutzungsmöglichkeit von der Zusammensetzung des Bodens, ähnliches gilt bei Grundwasserwärmepumpen. Diese sind zwar besonders effizient, doch die notwendigen Brunnen dürfen zum Beispiel nicht in Wasserschutzgebieten gebohrt werden.

Interessenten sollten prüfen, welche Pumpe sich für ihr Eigenheim anbietet, dabei bieten verschiedene Online-Portale Hilfe an. Zuschüsse in Höhe von 35 Prozent können Sie sich dabei vom BAFA sichern.

Photovoltaik und Solarthermie

Ein Klassiker unter den Sanierungsmaßnahmen ist die Installation einer Photovoltaik-Anlage für das Dach, die Sonnenlicht in Strom umwandelt. Neben einer Elektroauto-Ladesäule, die ihren Strom aus der Solaranlage bezieht, gibt es mittlerweile auch Batteriespeicher, die den erzeugten Strom zwischenspeichern können. Nicht verbrauchter Strom wird ins Netz eingespeist, dafür erhalten Nutzer eine kleine Vergütung. Aufgrund des hohen Anschaffungspreises einer solchen Anlage tummeln sich mittlerweile Anbieter am Markt, die die Anlagen vermieten oder den Betrieb für den Kunden übernehmen. Dabei entstehen jedoch in der Regel erhebliche Mehrkosten. 

Verbraucher sollten vor allem unabhängige Berater konsultieren, die ihr Dach auf Tauglichkeit prüfen. Denn ein Photovoltaik-Dach sei „weder überall möglich, noch überall sinnvoll“, so Bau-Expertin Lamia Messari-Becker, die die Bundesregierung zum Bausektor berät.  

Solaranlage

Installation einer Solaranlage

Solaranlagen werden zudem nicht vom BAFA gefördert, ganz im Gegenteil zu den mit bis zu 30 Prozent bezuschussten Solarthermieanlagen. Diese sammeln über auf dem Dach angebrachte Solarkollektoren Wärme und können diese an das im Haus befindliche Wasser- oder Heizungssystem oder auch an beide weitergeben. Die Förderung richtet sich unter anderem nach der Fläche der Kollektoren, Nutzungsart und Kombination zum Beispiel mit einer Wärmepumpe.

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Neben den genannten Beispielen gibt es noch Förderungen für den Einbau von Lüftungsanlagen oder von effizienzsteigernden Messgeräten und für weitere Heizungsanlagen wie Biomasseanlagen oder Hybridheizungen (die mit ausschließlich nachhaltigen Energien oder in Kombination mit fossilen Energieträgern beheizt werden). Wer gleichzeitig seine alte Ölheizung tauschen lässt, kann den Fördersatz noch mal um zehn Prozent steigern.

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