Kölner ChemiekonzernLanxess macht unterm Strich Verlust – Führungskräfte verzichten auf Boni

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Blick auf die Zentrale des Chemiekonzerns Lanxess in Köln: Der Schriftzug Lanxess hängt auf der Glasfassade.

Blick auf die Zentrale des Chemiekonzerns Lanxess in Köln.

Im Rahmen eines harten Sparprogramms sollen auch zwei Werke in Krefeld schließen. Betroffen wären rund 110 Mitarbeitende. 

Der Kölner Spezialchemie-Konzern Lanxess will deutlich sparen. Wie ernst die wirtschaftliche Lage für die gesamte Branche wie auch den im MDax notierte Konzern ist, machte Vorstandschef Matthias Zachert bei Vorlage der Halbjahreszahlen mehr als deutlich. „Die Chemie und auch Lanxess sind derzeit in schwerem Fahrwasser. Die erhoffte Nachfragebelebung für das zweite Halbjahr ist derzeit nicht absehbar. Daher steuern wir gegen“, erklärte Zachert am Freitag. Auch von China als größtem Chemiemarkt der Welt seien keine Nachfrageimpulse ausgegangen. In den mehr als 30 Jahren, in denen Zachert in der Branche arbeitet, habe er so eine Lage noch nie erlebt – „selbst nicht nach dem 11. September oder der Lehman-Pleite“.

Appell an die Politik

In der aktuellen konjunkturellen Schwächephase sei der Standort Deutschland international nicht wettbewerbsfähig, so der Vorstandschef. Lanxess leidet derzeit – wie die gesamte Branche – unter der in vielen Regionen der Welt trägen Konjunktur. Vor allem eine schwache Nachfrage aus der Bau- und Elektronikindustrie hinterließ zuletzt tiefe Spuren. Nötig seien ein wettbewerbsfähiger Industriestrompreis, ein Bürokratieabbau und schnellere Genehmigungsverfahren, forderte der Lanxess-Chef. „Die Politik muss jetzt endlich aufwachen.“

Gegensteuern will der Konzern mit einem umfangreichen Sparprogramm. Dieses sieht zum einen Sofortmaßnahmen wie ein europaweiter Einstellungsstopp, Kostenbewusstsein und geringere Investitionen in 2023 vor. Damit sollen zunächst einmalig rund 100 Millionen Euro gespart werden, die je zur Hälfte aus Kostensenkungen und verringerten Investitionen resultieren. Im Rahmen dessen verzichtet der Vorstand und die gesamte Führungsebene darunter in diesem Jahr auch auf Boni. Zudem wird der Vorstand auf 25 Prozent seines Fixums beim Gehalt verzichten. „Wir wollen in einer so ernsten Lage Vorbild sein“, sagte Zachert.

Hinzukommen darüber hinaus weitere Maßnahmen wie eine schlanker aufgestellte Verwaltung und Betriebsschließungen, mit denen die jährlichen Kosten ab 2025 dauerhaft um rund 150 Millionen sinken sollen. Zunächst steht der Standort Krefeld-Uerdingen mit 61 Mitarbeitern im Fokus. Die dortige Hexan-Oxidation sei sehr energieintensiv und solle wohl bis 2026 stillgelegt werden, sagte Zachert. „Wir verbrennen in Uerdingen Geld und gehen nicht davon aus, dass sich das ändern wird“, so Lanxess-Chef Zachert.

Die Chromoxid-Produktion dort mit 52 Beschäftigten soll verkauft oder womöglich auch stillgelegt werden, wenn ein Verkauf nicht gelingt. Dies werde 2024 entschieden. Grund sind hier nicht die hohen Energiepreise, sondern die fehlende Nachfrage aus der Bau- und Keramikbranche. „Die Kunden brechen weg“, sagte Zachert. Das habe im Übrigen Folgen: „Für das Weltklima ist das ein Desaster“, erklärte Zachert, weil die Branche im Ausland mehr CO2 ausstoße.

Verlust von 145 Millionen Euro

Der dritte Punkt des Programms sei die weitere Schärfung des Geschäftsmodells. „Wir haben in den vergangenen Jahren unser Portfolio konsequent in Richtung Spezialchemie umgebaut und bereits in vielen Bereichen führende Marktpositionen. Jetzt gilt es, das Potenzial unserer neuen Geschäfte in vollem Umfang zu heben“, so Zachert.

Beim Blick auf die Zahlen brach der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) im zweiten Quartal wegen einer schwachen Nachfrage, des anhaltenden Lagerabbaus der Kunden und niedrigerer Verkaufspreise um fast 58 Prozent auf 107 Millionen Euro ein. Der Umsatz sank um gut elf Prozent auf 1,78 Milliarden. Unter dem Strich fiel bei Lanxess im fortzuführendem Geschäft ein Verlust von 145 Millionen Euro an nach einem Gewinn von 48 Millionen im Vorjahreszeitraum.

Lanxess kündigte zudem an, dass der langjährige Finanzvorstand Michael Pontzen (53) das Unternehmen auf eigenen Wunsch „im besten gegenseitigen Einvernehmen“ vorzeitig verlässt und zum September als Finanzchef zu einem Unternehmen außerhalb Deutschlands wechseln wird. Pontzen arbeitete seit 19 Jahren für den Konzern und war seit 2015 im Vorstand. Sein Nachfolger wird Oliver Stratmann (51), der seit 2004 für Lanxess tätig ist und zuletzt die Abteilung Treasury & Investor Relations leitete.

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