Wie viele Analysten hatte auch der Kölner Betriebsratschef Benjamin Gruschka mit noch schlechteren Zahlen gerechnet.
„Verluste sind massiv“Gewinn von Ford bricht drastisch ein – Trumps Zölle kosten Milliarden

Neue Fahrzeuge auf dem Kölner Werksgelände von Ford.
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Der amerikanische Autobauer Ford rechnet mit einer Milliardenbelastung durch die Importzölle von Präsident Donald Trump. Die Abgaben auf in die USA eingeführte Fahrzeuge und Autoteile dürften den bereinigten operativen Gewinn in diesem Jahr um rund 1,5 Milliarden Dollar drücken, wie der Mutterkonzern der Kölner Ford-Werke in Dearborn mitteilte.
Trump hatte Zölle von 25 Prozent auf importierte Autos und Bauteile verhängt. Das hatte zu heftiger Kritik der amerikanischen Autobauer geführt.
„Goldgrube für unsere Wettbewerber“
Ford-Chef Jim Farley hatte die neue US-Regierung schon vor Wochen gewarnt, dass langfristige Strafzölle von 25 Prozent auf Lieferungen aus Mexiko und Kanada die US-Autoindustrie schwer treffen würden. Große Autobauer wie Ford und General Motors hatten in den vergangenen Jahren die Produktion aus Kostengründen in den Nachbarländern ausgebaut.

Benjamin Gruschka, Betriebsratsvorsitzender von Ford in Köln
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Zölle würden die US-Hersteller Milliarden Dollar an Gewinnen kosten und schwere Folgen für Jobs in den USA haben, sagte Farley damals. „Das ist eine Goldgrube für unsere Wettbewerber“, so Farley beim US-Sender CNBC. Er argumentiert, dass Konkurrenten wie Hyundai, Kia und Toyota Millionen Fahrzeuge aus Südkorea und Japan in die USA ohne eine zusätzliche Belastung einführen könnten. Zugleich hätten das Weiße Haus und der Kongress zugesagt, die US-Autoindustrie zu stärken und nicht zu schwächen, sagte er.
Trump rudert zurück
Trump ruderte schließlich zurück. Am vergangenen Dienstag unterzeichnete der US-Präsident ein Dekret zur Abmilderung der Zölle für Autobauer. Die Anordnung sieht vor, dass Autohersteller nicht mehrfach durch „überlappende“ Zölle für Autos und Material wie Stahl belastet werden. Zudem ist eine Übergangsfrist von zwei Jahren für Hersteller vorgesehen, um ihre Lieferketten zurück in die USA zu verlagern und die Abhängigkeit von Importen zu verringern.
Trotzdem bleiben die Belastungen groß. Ford-Finanzchefin Sherry House machte klar, dass die Zölle die Ford Motor Company voraussichtlich 2,5 Milliarden Dollar kosten werde. Aber man gehe davon aus, mit verschiedenen Maßnahmen etwa eine Milliarde davon ausgleichen zu können. Beides seien „gewaltige Zahlen“, beklagte sich Ford-Chef Jim Farley.
Ford sucht nun nach schnellen Wegen, Zulieferungen aus den USA auszubauen. Der Konzern befürchtet auch Störungen in den globalen Lieferketten wegen der Folgen der Zölle. Zugleich zogen US-Verbraucher in den vergangenen Wochen nach Möglichkeit Autokäufe vor, um den Zöllen zuvorzukommen. Ford griff in dieser Situation zu einer Rabattaktion und konnte dadurch Marktanteile gewinnen.
Einbruch in der Verbrennern-Sparte
Im vergangenen ersten Quartal sank der Umsatz im Jahresvergleich um fünf Prozent auf 40,7 Milliarden Dollar. Er fiel aber damit aber höher aus als von vielen Analysten erwartet. Das gilt auch für den Gewinn. Unterm Strich sackte er aber auf 471 Millionen Dollar von 1,33 Milliarden Dollar vor einem Jahr ab.
Auslöser war vor allem der Einbruch beim operativen Gewinn der Verbrenner-Sparte von 901 Millionen Dollar ein Jahr zuvor auf nun 96 Millionen Dollar. Ford verwies auf einen erwarteten Rückgang bei den Stückzahlen und ungünstigere Wechselkurse.
Beim zweiten Geldbringer, den Nutzfahrzeugen, fiel das operative Ergebnis im Vergleich zum Vorjahresquartal um 56 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar. Laut Ford ging das unter anderem auf einen planmäßigen Produktionsstopp zurück. Bei Elektroautos reduzierte Ford den operativen Verlust auf 849 Millionen Dollar von gut 1,3 Milliarden Dollar vor einem Jahr.
Keine kurzfristigen Auswirkungen auf Europa
Unter Verweis auf die Ungewissheit über die weitere Entwicklung wagt der Konzern keine Prognosen mehr.
Was die Entwicklung für Ford in Europa und vor allem auch Deutschland bedeutet, lasse sich derzeit noch nicht umfänglich absehen, sagt der Kölner Ford-Gesamtbetriebsratschef Benjamin Gruschka, der auch bei Ford Europa der oberste Arbeitnehmervertreter ist. „Die Verluste sind massiv, wenn auch geringer als erwartet“, so Gruschka. Unmittelbare Auswirkungen werde es kurzfristig wohl nicht geben. Mittelfristig sei es aber natürlich immer schlecht, wenn die Konzernmutter schlechte Zahlen schreibe.
Im Kölner Werk hat am Montag die Urabstimmung für befristete und unbefristete Streiks begonnen. Ein Ergebnis wird für Donnerstag erwartet. (mit dpa, afp)