Keks-ErbinVerena Bahlsen kehrt Familienkonzern nach nur vier Jahren den Rücken

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Verena Bahlsen

Verena Bahlsen 

Hannover – Die Backwarenfirma Bahlsen baut ihre Führungsriege um, wie am Freitag bekannt wurde. Neuer Geschäftsführer soll ab 1. Januar Alexander Kühnen werden. Seit Januar 2022 hatte ein vierköpfiges Management-Team nach der Trennung von Phil Rumbol das Unternehmen geleitet. Rumbol war nur zwei Jahre, seit März 2020, in seiner Position gewesen. Es hatte in den vergangenen Jahren immer wieder Unruhe und Umbesetzungen in der Chefetage von Bahlsen gegeben.

Seit Januar 2022 leitete ein vierköpfiges Management-Team den Hersteller des beliebten Leibniz-Butterkekses. Mitglied dieses Teams war Verena Bahlsen, die nun „ihre aktive Rolle als Chief Mission Officer“ zum Ende des Jahres beenden wird. Zukünftig wolle sich die Miterbin und Tochter von Werner M. Bahlsen neuen Projekten außerhalb von Bahlsen widmen, heißt es. 

Leipniz Bahlsen Keks IMAGO

Leibniz-Kekse der Firma Bahlsen 

Verena Bahlsen war seit 2018 als aktive Gesellschafterin im Unternehmen tätig, ihr waren Ambitionen auf den Chefposten nachgesagt worden. Ihr Vater Werner M. Bahlsen, Vorsitzender des Verwaltungsrates, dankte seiner Tochter in einer offiziellen Mitteilung. Unklar ist daher, ob tatsächlich ein familieninterner Streit zu der neuen Personalie geführt hat.

„Afrika“: Bahlsen sah sich Rassismus-Kritik ausgesetzt

Der Keks-Gigant Bahlsen hatte in der Vergangenheit nicht immer eine glückliche Hand bei seiner Kommunikationsstrategie bewiesen. So gab es 2020 Kritik an der Keksmarke „Afrika“. Zahlreichen Usern in den sozialen Netzwerken war aufgefallen, dass der Name in Verbindung mit einem dunkelbraunen Schoko-Überzug rassistisch gelesen werden kann. Sie forderten eine andere Namensgebung.

Bahlsen seinerseits verwies darauf, dass es den Keks unter diesem Namen schon 60 Jahre lang gebe, und der Name einfach auf die Herkunft der Kakaobohnen verweisen solle. Dann reagierte das Unternehmen im Sommer 2021 schließlich doch und verkündete, „Afrika“ in „Perpetum“ umbenannt zu haben. Man hatte offenbar Monate für die Erkenntnis gebraucht, dass der eigentliche Grund für die Namensnennung – der Bezug zum Rohstoff – von den Konsumenten heute nicht mehr erkannt wird. 

Verena Bahlsen ruft mit „Zwangsarbeiter“-Äußerung Empörung hervor

Auch Keks-Erbin Verena Bahlsen selber ist mit einem Statement vor wenigen Jahren negativ in der Öffentlichkeit aufgefallen. Sie hatte sich 2019 zur Vergangenheit des Familienunternehmens geäußert und behauptet, Bahlsen habe die Zwangsarbeiter, die während der NS-Zeit dort tätig waren, „genauso bezahlt wie die Deutschen und sie gut behandelt.“

Für diese von Experten als falsch bezeichnete Behauptung hatte sie einen Sturm der Empörung geerntet und musste sich kurz darauf entschuldigen. „Nichts liegt mir ferner, als den Nationalsozialismus und seine Folgen zu verharmlosen“, sagte die damals 26-Jährige über ihre Wortwahl.

Im selben Jahr hatte Verena Bahlsen auch bei einer Marketing-Veranstaltung verkündet: „Ich will Geld verdienen und mir Segel-Jachten kaufen“. Das stieß erwartungsgemäß auch nicht auf viel Zuspruch, obwohl ihre Äußerungen aus dem Zusammenhang gerissen worden waren.

Nun hat Verena Bahlsen dem Familienkonzern ganz den Rücken gekehrt. (mit dpa) 

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