Viele Fehler gemachtWieso kanadische Investoren ihre Kaufhof-Anteile verkauft haben

Lesezeit 4 Minuten
Das neue Logo enthält Elemente der fusionierten Warenhausunternehmen Karstadt und Kaufhof.

Das neue Logo enthält Elemente der fusionierten Warenhausunternehmen Karstadt und Kaufhof.

  • Als die Firma Hudson's Bay Company (HBC) 2015 Kaufhof übernahm, galt das Unternehmen als Ertragsperle.
  • Doch HBC traf eine Reihe von schlechten Entscheidungen, die Kaufhof geschadet haben.
  • Wo die Kanadier sich verschätzt haben – und wieso die Komplett-Übernahme durch René Benko ein gutes Zeichen sein kann.

Köln/Essen – Historisch betrachtet ist die Firma Hudson’s Bay Company (HBC) geradezu dazu gemacht, in fremden, unbekannten Ländern Geschäfte zu machen und Märkte zu dominieren. 1670 wurde sie gegründet, die älteste Firma Kanadas, mit nicht weniger als einem Monopol auf den Pelzhandel im sogenannten Rupert’s Land, einer Privatkolonie, die mit vier Millionen Quadratkilometern ein Drittel des heutigen Kanada umfasste.

Die „Governor and Company of Adventurers of England trading into Hudson’s Bay“, so der vollständige Name, florierte nicht nur wirtschaftlich, sie baute auch gute Kontakte zur einheimischen Bevölkerung auf. Und als Pelze als Handelsware aus verschiedensten Gründen aus der Mode kamen, mauserte sie sich zum erfolgreichen Handelskonzern, der seine alten Stützpunkte in den Weiten Kanadas hervorragend für den Handel zu nutzen verstand.

2015 galt Kaufhof als Ertragsperle

Entsprechend hoffnungsvoll war die Stimmung, als jene HBC 2015 ankündigte, Kaufhof zu übernehmen. Im Vorfeld hatte es einen Bieterwettstreit gegeben. Neben HBC buhlte damals ein anderer Akteur um den Warenhauskonzern: der österreichische Immobilienmilliardär René Benko, der vorher bereits den Konkurrenten Karstadt gekauft hatte – doch den Zuschlag gab der Vorbesitzer Metro den Kanadiern. Noch 2015 galt Kaufhof als Ertragsperle, die weit besser lief als Dauerrivale Karstadt. „Das ist der Start eines aufregenden Abenteuers“, schwärmte HBC-Chef Richard Baker damals.

Und wie das mit Abenteuern ist, weiß man am Anfang nicht, wie sie ausgehen. Die Ernüchterung folgte schnell. Recht robust löste HBC die meisten Warenhausimmobilien aus dem Unternehmen heraus. Es folgte der teilweise Verkauf an Joint-Venture-Partner. Und vor allem erhöhten die Kanadier die Mieten für Kaufhof deutlich. Vor der Übernahme hatte Kaufhof noch lang laufende Mietverträge.

Mietverträge zu schlechten Konditionen

Damit der Wert der Immobilien sofort deutlich gegenüber dem Kaufpreis stieg, den HBC an Metro bezahlt hatte, wurden die Kaufhof-Geschäftsführer von HBC angewiesen, die alten Mietverträge aufzuheben und durch neue zu ersetzen. Diese fielen für Kaufhof sehr viel schlechter aus, für den neuen Vermieter HBC hingegen extrem günstig. Bis zu 50 Millionen Euro soll die Erhöhung betragen haben. „Die meisten Häuser hatten keine Chance mehr, schwarze Zahlen zu schreiben“, sagt Kaufhof-Betriebsratschef Peter Zysik im Rückblick.

Auch das von HBC vollmundig angekündigte Investment in Höhe von einer Milliarde Euro in Europa geriet nicht ganz so wie erwartet. Die Investitionen sollte Kaufhof aus dem eigenen Cash-Flow bestreiten – und der war nahe Null, seit die Mieten durch HBC drastisch erhöht wurden.

Strategische Fehler

Auch strategisch machten die Kanadier schwere Fehler. Großangelegte Rabattschlachten brachten Umsatz aber keinen Gewinn. Das Sortiment wurden um Marken erweitert, die nur in den USA Bekanntheit hatten. Auch das Konzept, etwa mit dem Nobel-Outlet Saks of 5th mehr Luxus zu etablieren oder die junge Zielgruppe durch Top Shop in die Länden zu locken, ging in Deutschland nicht auf. Konkret: Den Kanadiern fehlte in dem für sie fremden deutschen Kaufhausmarkt das Einfühlungsvermögen, das in der Geschichte des Konzerns oft zum Erfolg geführt hatte.

Das könnte Sie auch interessieren:

Nun folgt der Rückzug des Traditionsunternehmens aus Europa. Erwartet worden war das schon länger. „HBC hatte unterschätzt, wie aufwendig die Neupositionierung von Kaufhof sein würde“, sagt Marco Atzberger vom Handelsforschungsinstitut EHI in Köln. Man dachte, mit der Übernahme einiger Konzepte aus den USA und einer Verbesserung im Online-Geschäft schaffe man die Wende, so Atzberger.

Warenhaus ist Auslaufmodell

Die neuen Eigentumsverhältnisse schafften nun aber Klarheit und Benko und seine Signa-Holding hätten bei der Karstadt-Übernahme gute Ansätze gezeigt. Nach wie vor gelte aber, dass das klassische Warenhaus ein Auslaufmodell sei – gefangen in der Sandwich-Position zwischen schnellen, preisgünstigen Anbietern wie etwa H&M oder Primark und den Luxus-Anbietern. Hier müssten neue tragfähige Konzepte gefunden werden.

Genau diesen Punkt sieht Betriebsratschef Peter Zysik bislang nicht erfüllt. Ein Ende der Rabattschlachten zwischen Karstadt und Kaufhof sei aber ebenso zu begrüßen, wie eine stärkere gemeinsame Einkaufsmacht und eine Harmonisierung des Sortiments. „Uns fehlt bislang eine Vision davon, wie das Warenhaus der Zukunft aussehen soll“, sagt Zysik.

KStA abonnieren