Wärme-ContractingAnbieter wollen Heizungen vermieten statt verkaufen

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Eine Person dreht an einem Heizungsregler. (Symbolbild)

Eine Person dreht an einem Heizungsregler. (Symbolbild)

Köln – Selten war der Energiemarkt so sehr in Bewegung. Nicht nur die Unabhängigkeit von Gaslieferanten steht dabei im Fokus, schon seit Jahren pocht der Gesetzgeber auf etliche neue Regulierungen im Energiesektor zugunsten des Klimaschutzes. Im Eigenheim darf ab 2026 zum Beispiel kein neuer Ölkessel mehr eingebaut werden. Wer aber zum Beispiel in Zukunft auf nachhaltigere Wärmelieferanten, wie zum Beispiel Wärmepumpen setzt, wird bezuschusst. Trotzdem: Mal eben die Heizungsanlage austauschen, ist für viele finanziell nicht stemmbar. Abhilfe schaffen wollen Heizungs-Vermieter, also Anbieter von sogenanntem Wärme-Contracting. Doch lohnt sich das wirklich?

Wärme-Contracting funktioniert ähnlich wie das Leasing eines Autos. Statt sie zu kaufen, mieten Sie die Heizungsanlage. Anbieter sind sowohl Heizungshersteller als auch Energieversorger. Letztere offerieren gleich auch den passenden Energielieferungsvertrag dazu, manchmal verbrauchsabhängig, manchmal mit Pauschaltarif.

Versprochenes „Rundumsorglos-Paket“

Mit inbegriffen sind neben Einbau je nach Anbieter etliche Dienstleistungen wie zum Beispiel Wartungen oder Reparaturen, bei Ausfall ein 24-Stunden-Service, der Schornsteinfeger und so weiter. Die Anbieter versprechen ein „Rundumsorglos-Paket“.

Bei den meisten Anbietern beträgt die Laufzeit zehn Jahre. So lange sind Heizungsmieter also fest an den Anbieter gebunden. Zwar sind die Kosten in der Regel im Voraus kalkulierbar, dafür sind sie aber auch nicht günstig. Die Mietkosten hängen unter anderem vom gewählten Energieerzeuger ab, also ob Sie auf die umweltfreundlichere Wärmepumpe oder auf den letzten Metern noch für eine Ölheizung entscheiden. Letztere beginnen bei vielen Anbietern im oberen zweistelligen Bereich pro Monat, die Wärmepumpen liegen oft eher oberhalb der 100 Euro. Entscheidet man sich zusätzlich zum Beispiel für eine Solaranlage, steigt der Preis weiter.

Hohe Kosten

Liegt der Mietpreis in etwa bei 100 Euro monatlich, so stehen am Ende der Mietzeit von zehn Jahren 12.000 Euro auf dem Papier. Zwar hängen die Kosten im Endeffekt von etlichen Faktoren wie der vorhandenen Anlage, Hausgröße, Anbieter etc. ab, oft ist aber der Direkterwerb samt Einbau günstiger. Oder wie es die Verbraucherzentrale zusammenfasst: „Die Frage ist primär nicht, ob Contracting wirtschaftlicher ist, sondern ob Sie als Kunde bereit sind, für die angebotenen Dienstleistungen einen Aufpreis (und wenn ja, welchen) zu zahlen.“

Den Verbraucherschützern zufolge sei es aber besonders wichtig, auf die vielen Details zu achten: Zum Beispiel sei oft nicht geregelt, ob der Ausbau der alten Heizung inklusive sei oder zusätzlich bezahlt werden muss. Auch sollte vorher festgelegt werden, was mit der Anlage passiert, wenn das Mietverhältnis endet: Kann die Heizung, und wenn ja, zu welchen Konditionen, übernommen werden? Und was, wenn ein Energieliefervertrag mit im Vertrag geregelt ist und die Preissteigerungen an die Kunden weitergegeben werden sollen?

Klauseln laut BGH unwirksam

Besonders letzteres hat schon für Ärger gesorgt, denn viele der Anbieter haben sogenannte Anpassungsklauseln in ihren Verträgen, doch die sind laut Verbraucherzentrale „oft sehr kompliziert und kaum verständlich“. In einigen Fällen hat der Bundesgerichtshof 2011 die Preisänderungsklauseln als unwirksam angesehen, weil sie das nötige Maß an Transparenz vermissen ließen oder keine ausgewogenen Regelungen enthielten. Die Verbraucherzentralen empfehlen, im Falle einer Preiserhöhung dieser vorsorglich zu widersprechen und die Wirksamkeit der Preiserhöhungsklausel zu bezweifeln.

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Ein weiteres Problem ergibt sich beim Verkauf des Hauses, da viele Anbieter in dem Falle auf die Weiterreichung der Verträge bestehen. Sollte das bei Vertragsabschluss unumgänglich sein, sollte zumindest eine Entschädigungszahlung wegen frühzeitiger Vertragsbeendigung vereinbart worden sein.

Ob sich eine Heizungsmiete also lohnt, sollten sich Interessenten also nicht nur wegen der finanziellen, sondern auch wegen der Vertragsdetails vorher genau überlegen. „Lassen Sie entsprechende Verträge vorher von einem kundigen Dritten prüfen“, so die Verbraucherzentrale. „Aus Erfahrung ist die Sanierung in eigener Regie meistens deutlich günstiger.“

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