Wegen Corona-PandemieGebrauchtwagen sind so teuer wie nie

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Köln – Die Corona-Pandemie und ökonomische Effekte haben die Preise für Gebrauchtwagen vergleichsweise deutlich in die Höhe schnellen lassen. Das geht aus dem neuesten Gebrauchtwagen-Index des Internetportals Autoscout24 hervor. Mit durchschnittlich 22 585 Euro haben die Gebrauchtwagenpreise in Deutschland einen erneuten Höchststand erreicht.

Anders als in den Vorjahren flachte die Preiskurve nach der monatlichen Auswertung des Index auch im Mai nicht ab. Im Vergleich zum Vormonat April stiegen die Durchschnittspreise sogar um fast 200 Euro – im Vergleich zum Vorjahr 2020 sind Gebrauchte sogar rund 2200 Euro teurer geworden. Das Angebot ging fahr-zeugsegmentübergreifend zurück – am meisten davon betroffen waren Vans und Kleinbusse.

Ungewöhnliche Preisentwicklung im Vergleich zu den Vorjahren

„Die Preisentwicklung ist dieses Jahr im Vergleich zu den Vorjahren durchaus als ungewöhnlich zu bezeichnen. In der Regel verzeichnen wir in den Sommermonaten einen saisonal bedingten Rückgang der Preise, bevor sie im Winter wieder anziehen“, sagt Jochen Kurz, Produktdirektor bei Autoscout24. Innerhalb der Fahrzeugsegmente wurde ein kontinuierlicher Preisanstieg bis zu einem Prozent verzeichnet. Einen Ausreißer gab es, bei den im vorigen Monat noch so stark gehandelten Sportwagen sanken die Preise um knapp ein Prozent. SUVs und Geländewagen waren mit 30 223 Euro minimal teurer als im Vormonat, gleiches gilt für Oberklassefahrzeuge (56 988 Euro).

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Ein ähnliches Bild zeigte sich in den einzelnen Alterssegmenten. Am stärksten stiegen hier die Preise für Jahreswagen, diese kosteten im Schnitt 32 387 Euro. Auch die übrigen Segmente legten jeweils um etwa ein Prozent zu. Einzige Ausnahme bildeten die Oldtimerpreise: Diese sanken im Mai um mehr als vier Prozent. Hier dürfte das überraschend deutlich gestiegene Angebot (plus drei Prozent) eine Rolle für die rückläufige Preisentwicklung spielen.

Neues Auto als Alternative zu Bus oder Bahn

Die Gründe für die deutlichen Preisanstiege sind vielfältig. „Ein Aspekt ist, dass im Zuge der Corona-Pandemie das eigene Auto einen Aufschwung erfährt“, sagte Stefan Bratzel, Professor für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach. Im Moment würden Menschen nach einem Auto suchen, die vor der Corona-Pandemie mit ihren Lockdowns und Hygiene-Beschränkungen keinen eigenen Wagen hatten. Das Auto würde als sichere Alternative zu Bus oder Bahn gesehen.

Ein zweiter Aspekt ist laut Auto-Experten Bratzel, dass die Deutschen momentan mehr Geld zur Verfügung haben. Das klingt angesichts der Wirtschaftskrise zwar paradox. Doch „die Deutschen haben Geld auf dem Konto, dass sie sonst etwa für Urlaube ausgegeben hätten“, sagt Bratzel. Beide Effekte erhöhten die Zahlungsbereitschaft für einen Gebrauchten.

Mangel an Neufahrzeugen sorgt für höhere Nachfrage bei Gebrauchtwagen

Ein weiterer Aspekt der zu steigenden Preisen für ältere Autos führt, ist die Autoindustrie selbst. Denn im vergangenen Jahr standen Corona-bedingt weltweit viele Produktionsbänder still. Darauf folgte eine zweite Krise. Denn in der Autobranche herrscht seit Monaten akuter Mangel an Mikrochips. Auch das führt dazu, das Bänder stillstehen. Zum Beispiel hat Ford in Köln gerade erst bekräftigt, dass der Produktionsstopp noch andauern wird.

„Der Mangel an Neufahrzeugen bewegt Auto-Kunden offensichtlich dazu, auf einen gebrauchten Pkw auszuweichen“, sagt Bratzel. Das treibt ebenfalls die Preise für Alt-Autos. Obendrein sind die angebotenen Gebrauchtwagen in der Regel sofort verfügbar, währende die Wartezeiten für Neuwagen zunehmend steigen.

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