RezeptAufgesetzter: Ein Vorgeschmack auf die Adventszeit

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Illustration: eine Spirituosenflasche, Orangen, eine Kerze und Blumen auf einem Tisch

Lange war die Herstellung von Likör eine Domäne von Klöstern und Apotheken. Heute ist er ein beliebtes Geschenk aus der eigenen Küche. PLUS, 24.11.23

Als besonders fein unter den Spirituosen gilt bis heute Likör. Er entstand in den Klöstern des ausgehenden Mittelalters. Wir präsentieren einen weihnachtlichen Aufgesetzten mit Orangennote.

Einst wurde er nur zu Heilzwecken verwendet, doch nachdem die Rezepturen im Mittelalter immer weiter verfeinert worden waren, entwickelte sich Likör zu einem besonders schmackhaften Genussmittel. Seine Entstehung geht auf die Kreuzzüge zurück: Die Araber kannten bereits in vorchristlicher Zeit die Technik des Destillierens. Im 13. Jahrhundert kam die Methode über die Kreuzfahrer nach Europa. Das Wort Alkohol leitet sich vom arabischen Begriff „al-kuhl“ für „das Feinste“ ab.

Als besonders fein unter den Spirituosen gilt bis heute Likör. Er entstand in den Klöstern des ausgehenden Mittelalters. Klöster in Italien und Frankreich galten lange als Spezialisten. Das Wort Likör geht denn auch auf das lateinische Wort „liquor“ beziehungsweise den französischen Ausdruck „liqueur“ für flüssig zurück. Im Unterschied zum Schnaps ist Likör kein reines Destillat, sondern wird mit dem Saft von Früchten angereichert, um nicht zuletzt den Zuckergehalt zu steigern.

Lange war die Herstellung eine Domäne von Klöstern und Apotheken. Mit der Kolonialisierung Amerikas, dem Import von Rohrzucker und der Verbreitung der preiswerten Zuckerrübe im 19. Jahrhundert wurde auch in privaten Haushalten das Aufsetzen von Früchten in Alkohol beliebt. Hausgemachten Likör nennt man auch Aufgesetzten. In Oberösterreich, Kärnten, der Steiermark und im Saarland ist derweil der Begriff „Angesetzter“ verbreitet. Der süße Likör mit Früchten wie Orangen, Schwarzen Johannisbeeren, Schlehen oder Kirschen sowie weihnachtlichen Gewürzen wärmt von innen und gibt einen ersten Vorgeschmack auf die kommende Adventszeit. Entlohnt wird die Mühe des etwas langwierigen Gärprozesses mit einem sirupartigen Getränk, das sich nicht nur im Schnapsglas gut macht, sondern auch über Eis oder Pudding schmeckt.

Das Rezept

Um einen weihnachtlichen Aufgesetzten mit Orangennote herzustellen, vier große Einmachgläser (600 bis 800 Milliliter) gründlich auswaschen und mit Essigwasser ausspülen. Dadurch werden Keime entfernt. Sechs Vanilleschoten der Länge nach aufschneiden und auf die Gläser verteilen. Eine daumengroße Ingwerknolle schälen, in Scheiben schneiden und zusammen mit 20 Sternanis und sechs Stangen Zimt ebenfalls in die Einmachgläser geben. Für ein intensiveres Aroma sollten ganze Gewürze statt Pulver genutzt werden. So muss der Aufgesetzte später auch nicht mehr durch ein Tuch gefiltert werden.

Die Schale von drei unbehandelten Orangen dünn (ohne den weißen Innenteil) abschneiden. Diese Schale zu den übrigen Zutaten geben. Wer Zitronen statt Orangen nutzt, bekommt ein fruchtigeres Ergebnis. Die Gläser anschließend zu gleichen Teilen mit 1000 Gramm braunem Kandiszucker befüllen und danach je 350 Milliliter Wodka oder Korn dazugießen, bis alle Zutaten mit der Flüssigkeit bedeckt sind. Das Ganze durch vorsichtiges Schütteln mischen.

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Auch Weinbrand oder Cognac sind zum Auffüllen geeignet, wichtig ist jedoch, dass der Alkoholgehalt über 38 Prozent liegt. Andere Mischungen können Vanille, Zimt, frische Beeren und frische (entsteinte) Kirschen enthalten.

Die Gläser verschrauben und vier bis sechs Wochen an einem hellen Ort ziehen lassen. Danach den Aufgesetzten durch ein feines Sieb schütten und auf Flaschen verteilen. Kirschen oder Beeren unbedingt aufbewahren. Die eingelegten Früchte schmecken gut zu Desserts oder im Kuchen.


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