Zerplatzte Träume

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Unter Beobachtung: Die Kamera hat Frau Brockmann-Heym, Frau Kruttke und Frau Niescier (v.l.) ein Jahr lang begleitet.

Unter Beobachtung: Die Kamera hat Frau Brockmann-Heym, Frau Kruttke und Frau Niescier (v.l.) ein Jahr lang begleitet.

Sie heißen Bettina, Barbara und Angelika, die drei Frauen, denen die Kölner Filmautorinnen Corinna Belz und Bärbel Maiwurm ein Jahr mit der Kamera gefolgt sind, um zu beobachten, was sich im Laufe dieser Zeit bei ihnen verändert hat. Konkreter: Ob ihre unterschiedlichen Wünsche in Erfüllung gegangen sind. Barbara Kruttke ist Malerin und träumt davon, endlich von dem Erlös ihrer Bilder leben zu können. Das klappt zwar am Ende doch nicht so ganz und den ziemlich belämmerten Model-Job bei dem Kölner Verkaufssender QVC kann sie immer noch nicht an den Nagel hängen, aber immerhin hat es während einer Bahnfahrt zwischen ihr und einem Fremden geschnackelt - ihrem Strahlen nach zu urteilen ist es der Mann fürs Leben, den sie da in einem Zugabteil gefunden hat.

Bettina Bockmann-Heym arbeitet als Köchin in einem Restaurant, hat - wie die Künstlerin - einen kleinen Sohn und einen Vater, der mit ihr ein Kostüm einkaufen geht, damit sie beim Vorstellungstermin etwas Gescheites anzuziehen hat. Ihr größter Wunsch scheint zunächst durchaus realistisch: Sie möchte eine Ausbildung zur Hotelkauffrau machen und hat einen Packen Bewerbungen verschickt.

Angelika Niescier kommt aus Polen, ist Diplom-Jazzsaxophonistin und will in diesem Jahr unbedingt in ihre Heimat, um ihre Großmutter, die sie seit einem Dutzend Jahren nicht mehr gesehen hat, in ein Konzert einzuladen, bei dem sie und ihre Gruppe „Sublim“ spielen werden. Zumindest hat sie sich das so gedacht.

Dass die Wunscherfüllungsmaschine bei keiner der drei Frauen zwischen 30 und 40 Jahren richtig funktioniert, macht den Charme dieser Langzeitstudie aus: Wie man es gewohnt ist, hakt sie an allen Ecken und Enden. Die Malerin bekommt den großen Auftrag nicht, der ihr wie die Wurst vor der Nase hängt. Die Musikerin macht sich zwar auf die Reise nach Polen, aber nicht - wie erhofft - auf Einladung des Goethe-Instituts, sondern auf eigene Faust.

Am härtesten trifft es die Köchin: Auf ihre Bewerbungen erhält sie eine Absage nach der anderen - und das, obwohl sich ihr der Magen schon beim Gedanken ans Essenkochen umdreht. Wesentlich besser ergeht es da der Saxophonistin, die mit Leib und Seele bei der Sache ist, wenn es um ihren Beruf geht. Nur die Mitarbeiter des Goethe-Instituts kapieren nicht, dass sie es mit der „tollsten Künstlerin“ zu tun haben. Ihrem kein bisschen aufgesetzt wirkenden Selbstbewusstsein tut das allerdings keinen Abbruch.

Sympathisches Durchsetzungsvermögen zeichnet auch Barbara Kruttke bei ihrer künstlerischen Arbeit aus: Mit dem „Reich-und-berühmt“-Werden innerhalb von zwölf Monaten wird es zwar auch nichts, aber immerhin hat sie einen Sammler an der Hand, der ihre Bilder schätzt - und regelmäßig kauft.

Die beiden Filmemacherinnen versuchen erst gar nicht, das Leben der drei Frauen künstlich aufzupeppen, sondern zeigen es, wie es ist: Selten aufregend, oft deprimierend und manchmal richtig komisch.

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