Kahnweiher wird komplett erneuertSchwäne bekommen eigene Insel im Blücherpark

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Christine Haardt und Dino Marcotullio sind besorgt um die Schwäne, sollten Ruhezonen entfallen.

Christine Haardt und Dino Marcotullio sind besorgt um die Schwäne, sollten Ruhezonen entfallen.

Ehrenfeld – In diesem Sommer lohnt es sich besonders, den Blücherpark zu besuchen. Denn das gewohnte Idyll mit Kahnweiher, Booten, Schwänen und Enten wird es danach für lange Zeit nicht mehr geben – es steht eine Totalerneuerung an.

Weil der mehr als 100 Jahre alte Weiher marode ist, planen die Stadtentwässerungsbetriebe (Steb) den Abbruch und Neubau des knapp 1,2 Hektar großen Beckens. „Wir haben die Pflege der Kölner Weiher vor einem Jahr übernommen“, erläuterte Projektkoordinator Axel Scholle in der Sitzung der Bezirksvertretung Nippes. „Aufgrund seines Alters ist der Weiher kaum sanierungsfähig. Wir planen daher einen Neubau, nahezu eins zu eins.“

Schlammschicht am Boden

Der Weiher weist gleich mehrere Mängel auf, wie aus dem Projektbericht hervor geht. Zum einen hat der Beton-Beckengrund Risse, durch die im Vorjahr rund 30 000 Kubikmeter, also 30 Millionen Liter, Wasser versickerten. Auch die Randeinfassung ist schadhaft. Zum anderen ist der Boden bis zu 30 Zentimeter dick mit Schlamm bedeckt, Algen wuchern stark.

Bei der Sanierung soll zunächst das Wasser aus dem Weiher gelassen werden, dann wird der Schlamm entsorgt. Es folgen Abbruch und Neubau des Beckens sowie die Rekultivierung. Der neue Weiher soll zwei statt ein Meter tief sein. Außerdem sollen eine zweite Fontäne sowie zusätzliche Zu- und Überläufe die Wasserqualität verbessern. „Wir rechnen mit einem Jahr Bauzeit, als Kosten sind rund vier Millionen Euro eingeplant“, so Scholle. Davon sind rund 2,5 Millionen Euro für die reine Sanierung, der Rest entfällt auf Planungs- und Nebenkosten, Arbeitsstunden des Steb-Personals, Mehrwertsteuer sowie ein Sicherheitspuffer.

Schilf soll verschwinden

Die am Weiher lebenden Schwäne und Enten sollen derweil in einer Auffangstation leben. Im Zuge der Neugestaltung soll die von Schilf gesäumte Ruhezone in der nördlichen Weiher-Ecke, wo die Tiere unter anderem brüten, verschwinden; stattdessen ist eine Schwimminsel zum Nisten geplant. Die Entfernung des Schilfs sei sowohl aus Denkmal-Gründen als auch wegen der Wasserqualität geboten – denn die Zone ziehe Tiere an, deren Ausscheidungen den See verschmutzen.

Mit jenem Punkt haben die Politiker, aber auch Tierschützer Probleme: Sie befürchten, dass die Schwimminsel nicht ausreichen wird, um den Schwänen gute Bedingungen zu bieten. „Der Schutz der Schwäne hat für uns Priorität 1“, so der Nippeser Vize-Bezirksbürgermeister Daniel Hanna (CDU). „Wir stimmen mit den Schwanenschützern überein, dass wir sowohl eine große Schwimminsel installieren als auch zusätzliche Ruhezonen an den Ecken schaffen – notfalls an der am Kiosk. Mit dem Kompromiss könnten die Vogelschützer leben.“ Scholle versicherte jedoch, dass Praxis-Erfahrungen zufolge die Inseln von den Tieren gut angenommen werden. „Sie sind auch auf mehrere Tiere ausgerichtet.“ Letztlich stimmten die Politiker einstimmig für die Sanierung – allerdings mit der Maßgabe, „dass die komplette Schilfzone wieder eingerichtet wird und ein enger Austausch mit den Weiherpaten stattfindet“, so der Beschluss. Auf der heutigen Ratssitzung wird endgültig entschieden.

Sorge um Schutz der Tiere

„Dass etwas am Weiher gemacht wird, finden wir an sich toll, aber mit der Schilf-Entfernung sind wir nicht einverstanden“, betont Dino Marcotullio, der sich seit Jahren ehrenamtlich um das Wohl der Kölner Schwäne kümmert. Er bezweifelt, dass die Schwimminsel den Tieren reiche. „Sie werden dann irgendwo brüten, wo sie überhaupt nicht geschützt sind, etwa am Ufer oder auf den Wegen.“ Verschwinden die Schwäne, müsse mit mehr Wasservögeln gerechnet werden. „Die Schwäne vertreiben derzeit die Gänse, da sie sich nicht mit ihnen vertragen.“ „Wenn das Schilf die Sicht auf den dahinter liegenden Rosengarten versperrt, wie der Denkmalschutz argumentiert, könnte man auch mit niedrigeren Pflanzen arbeiten“, schlägt Mitstreiterin Christine Haardt vor.

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