Die Jacken der ZukunftIm Belgischen Viertel gibt es Kleidung aus gewachster Baumwolle

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Inhaber und Gründer Amin Perraro

Inhaber und Gründer Amin Perraro

Köln – Wenn die Wetter-App schaurige Tage verheißt und bei vielen Leuten die Mundwinkel sinken, lächelt Amin Perraro. Er lächelt, weil ihm bewusst wird, dass er vor vier Jahren in London einen Geistesblitz mit lebensverändernden Folgen hatte. Damals, als er in der britischen Hauptstadt seine Kollektion vorstellte, rieselte bei ihm nämlich wie Salz aus einem Streuer die Erkenntnis durch, dass eines seiner Stücke das Potenzial für eine große Karriere haben könnte: es war eine Jacke, deren Material man aus der Distanz für Leder halten könnte. Tatsächlich handelte es sich um gewachste Baumwolle.

Nun kennt man diese regenabweisenden Jacken spätestens seit ein gewisser John Barbour 1894 in England die gleichnamige Firma gründete. Im Grunde, sagt Perraro, handele es sich „sogar um einen der ältesten Funktionsstoffe der Welt“.

Jacken der Zukunft

Während er von Cowboys erzählt, die sich mit ihren Oilskin-Mänteln gegen Wind und Wetter schützten, geht der Designer zu einer Kleiderstange und zieht ein Blouson heraus, das keinerlei Ähnlichkeit hat mit der ziemlich old-fashioned wirkenden gewachsten Kleidung, wie sie Mitglieder der Königsfamilie gerne tragen.

„Das ist die Jacke der Zukunft“, sagt Perraro und schlüpft mit seinen muskulösen Oberarmen in sein allerneuestes Machwerk. „Gerade erst fertig geworden.“ Der 38-Jährige, der im Sonnenland Marokko geboren, „aber schon als Baby nach Deutschland gekommen“ ist, wusste nach eigenen Worten schon immer, dass er „etwas anderes machen würde, als andere.

Wachs

Perraro – Rare items Brüsseler Straße 61, 50672 Köln.

Telefon: 0178/7196460

Öffnungszeiten: montags bis freitags von 12-19 Uhr, samstags von 11-18 Uhr.

www.perraro.eu

Er, der seinen Künstlernamen und den Namen seines Labels in Anlehnung an das lateinische Wort „raro“ (selten) gewählt hat, war ursprünglich zum Sportstudium nach Köln gekommen. Nachdem er zuvor in Stuttgart aber bereits dem renommierten Modefotografen Alexander Beck assistiert hatte, bekam er auch hier schnell den Zugang zur Modebranche. Über einen Verkäufer-Job bei Cittá di Bologna lernte er den damaligen Chefeinkäufer Axel Surendorf kennen, begründete mit ihm eine berufliche Partnerschaft und gewann einen größeren Einblick in die Branche.

Amin Perraro ist eine One-Man-Show

Mit der Zeit und vielen Auslandsreisen wurde ihm jedoch klar, dass er nicht nur Kleidung verkaufen, sondern welche machen wollte. Und er merkte, dass er ein echter Autodidakt und für den klassischen Ausbildungsweg nicht gestrickt ist. Ein paar technische Finessen, die er für den Beruf brauchte, ließ er sich in Portugal beibringen, ansonsten funktioniert Amin Perraro als One-Man-Show.

In jeder Saison bringt er einen neuen Schnitt heraus, mal in Sakko-Form, mal als Kurzmantel, mal als Blouson, aber stets aus diesem wasserabweisenden, sich dem Körper anpassenden Material. Manche Teile gibt es in limitierter Auflage, manche sind es seinem künftigen Träger wert, monatelang drauf zu warten.

Tour Belgique

Am kommenden Samstag, 13. April, nimmt Perraro mit rund 40 anderen Geschäften im Belgischen Viertel an der 17. Ausgabe des Festivals „Tour Belgique“ teil.

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