Das Ende der Durst-Strecke

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Der Wasserfleck an der Decke ist noch vorhanden, das Hirschgeweih an der Wand grüßt die Gäste beim Hereinkommen und der Holzboden knarzt immer noch wunderbar nostalgisch: Am Donnerstag um elf Uhr ist es so weit - dann wird in der Kult-Gaststätte Lommerzheim das erste Kölsch seit mehr als drei Jahren fließen. „Es sind nur noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen“, sagt der neue Chef-Köbes Frank Glitscher (44) beim Probelauf am Dienstag. „Das neue Kassensystem ist erprobt. Jetzt können wir anfangen.“ Neues Kassensystem? Bei Lommi hat es außer Deckel und Bleistift keins gegeben. Einladungen zur Neueröffnung hat Glitscher übrigens nicht verschickt. „Der Name ist Werbung genug.“

Als der mittlerweile verstorbene Wirt Hans Lommerzheim nach mehr als 50 Jahren am 28. Dezember 2004 die Türe zum letzten Mal hinter sich zumachte, fiel die Stammkundschaft in tiefe Trauer. Lommi war längst zur Kultfigur geworden. Ein Geheimnis seines Erfolgs: die faustdicken und dennoch herrlich krossen Koteletts „frisch us d'r Pann“. An deren Qualität muss sich der neue Chefkoch Georg Hermes messen lassen. „Wir braten mit drei Sorten Fett und ausschließlich in der Pfanne“, sagt er. Das erste Geschmacksurteil nach dem Probe-Kotelett: alles wie immer.

Für die Kneipe stimmt das nicht so ganz. Im Gewölbekeller, den vorher kein Mensch kannte, finden jetzt 60 Gäste Platz. Das wird die Schlangen vor der Türe hoffentlich ein wenig verkürzen. Auf alten Cola-Kisten, gepolstert mit ausgefransten Telefonbüchern, wird künftig keiner mehr sitzen müssen - oder dürfen. Ansonsten hat Rudolf Päffgen das rustikale Ambiente nicht verändert. Kaum zu glauben, dass der Umbau eine hohe sechsstellige Summe verschlungen hat. Eine Investition, die sich mit Sicherheit auszahlen wird. Schließlich hängt Lommis Wahlspruch immer noch über dem Tresen: „Ein Volk, das seine Wirte nicht ernähren kann, hat es nicht verdient, sich eine Nation zu nennen.“

Einen ersten Eindruck von der „neuen“ Kneipe verschaffte sich auch Lommi-Witwe Annemie . „Ich freue mich über die Neueröffnung“, sagt sie etwas wehmütig. „Man muss auch zurücktreten können. Aber wenn ich mich so umschaue, dann kommen Erinnerungen doch hoch.“ Als Geschenk brachte sie Frank Glitscher ein Bild aus dem Jahr 1956 mit, das Hans Lommerzheim mit seinen Kollegen aus dem Päffgen-Stammhaus in der Friesenstraße zeigt. „Ich weiß noch nicht, ob ich regelmäßig komme. Das muss sich zeigen.“ Ihr Stammplatz ist auf jeden Fall reserviert: Direkt rechts neben der Theke an der Heizung ist ein Schild mit ihrem Namen angebracht.

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