Der Eifelturm soll gelb zu Tale leuchten

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Sowohl der Turm, als auch die "Hallenbar" (Bild) im jetzigen Schwimmbad sind Versuche Müller-Riegers, den Bruch mit der Geschichte sichtbar zu machen. Darüber dürfte es noch Diskussionen geben.

Sowohl der Turm, als auch die "Hallenbar" (Bild) im jetzigen Schwimmbad sind Versuche Müller-Riegers, den Bruch mit der Geschichte sichtbar zu machen. Darüber dürfte es noch Diskussionen geben.

Vogelsang - Mit der braunen Vergangenheit Vogelsangs soll entschieden gebrochen werden. Das forderte am Dienstagnachmittag die Münchner Planerin Monika Müller-Rieger, die im Auftrag der „Euregionale 2008“ eine „Dachmarke“ und ein Gesamt-Ausstellungskonzept für Vogelsang entworfen hat. Die Planerin genießt international einen guten Ruf, nachdem sie in vielen Ländern hoch gelobte Ausstellungen zu Themen der NS-Zeit entwickelt hat. Unter anderem zeichnete sie für die NS-Dokumentation am ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg verantwortlich.

Die Art, wie Müller-Rieger die Propagandaarchitektur der Nazis brechen will, dürfte allerdings noch einige Diskussionen auslösen. Gelbe Farbe soll den knalligen Kontrapunkt zur dunklen Grauwacke-Architektur setzen. Gelb leuchten soll auch das neue Logo Vogelsangs, ein abstrahierter „Fokus“, der sich in Form von Aussichtspunkten an mehreren Stellen im Gelände wiederfinden soll. Vom Turm, so eine Idee, soll der knallgelbe Schriftzug „Eifelturm“ strahlen. Eine weitere Änderung der ursprünglichen Nutzung könne die Umwandlung des Hallenbades in eine „Hallenbar“ darstellen. Das Becken würde abgedeckt, wäre aber durch eine Glasabdeckung noch erkennbar. Auf dem neuen Boden entstünde dann die Bar, im Schatten der drei nackten Schwimmer am Strand, die als Relikt der NS-Kunst von der Kopfwand blicken.

Auch der neue Name der ehemaligen Nazi-Immobilie soll den Bruch deutlich machen: Nicht mehr „Ordensburg“ oder „Burg“, sondern „Vogelsang“ soll der Platz künftig heißen. Mit einer kleinen Ergänzung durch die beiden Buchstaben „ip“. Die sollen nach Lust und Laune gut Neudeutsch mal „in progress“ bedeuten, mal „interesting people“.

Deutlich weniger Diskussionen wird es wohl um die Zuordnung der feststehenden Kernnutzungen geben. Müller-Rieger schlägt beispielsweise vor, das Nationalparkforstamt im Eingangsbereich „Malakoff“ unterzubringen. Was sich mit den Wünschen des Fördervereins Nationalpark deckt. Das Umweltministerium hat offenbar bereits eine diesbezügliche Entscheidung getroffen.

Das „Europazentrum für Jugend“ hat die Planerin in die ehemaligen Unterkunftsgebäude verlegt. Die drei großen Ausstellungen - eine NS-Dokumentation, eine Darstellung zur Regionalgeschichte und das große Nationalparkzentrum - werden rund um den zentralen so genannten „Adlerhof“ platziert.

Die konkreten Gestaltungsvorschläge der Münchnerin für die Ausstellungen zeigen, wo ihre große Stärke liegt. Unter dem Arbeitstitel „erlogene Tradition“ will sie die Geschichte Vogelsangs, des NS-Rassenwahns und der Indoktrination von Menschen aufzeigen. Die ehemalige Schänke, die baulich vollständig erhalten bleiben soll, wird abgedunkelt, indem Info-Tafeln die Fenster verdecken. Lediglich die Exponate sollen ins Licht gestellt werden. Wobei die Informationen auf schiefen und schrägen Tafeln daherkommen sollen, als optischer Kontrapunkt zur Symmetrie der NS-Bauweise.

Das Nationalparkzentrum als zentraler Anlaufpunkt für das Schutzgebiet firmiert unter dem vorläufigen Begriff „Wildes Haus“. Dargestellt werden die Geschichte dieses Naturraums, die Besonderheiten und die künftige ungehinderte Entwicklung des Naturraums. Ein zentrales Ausstellungselement mit großer Symbolkraft lehnt sich an die biblische Geschichte der Arche Noah an. Gezeigt werden soll die Rückkehr der Tiere nach der großen Flut in den Wald.

Mit solchen Assoziationen will Müller-Rieger bei den Besuchern „Bilder im Kopf erzeugen“, statt die Leute mit Fakteninformationen zu bombardieren. Nach diesem Prinzip soll auch die regionalgeschichtliche Ausstellung wirken. Unter dem Stichwort „Eifel-Ikonen“ sollen in der Eifel beheimateten Highlights ins Rampenlicht gerückt werden. Viele dieser Besonderheiten sind zwar international bekannt, aber die wenigsten Menschen verbinden sie mit dem Stichwort „Eifel“. Das gilt beispielsweise für den Nürburgring, aber auch für die Burg Elz oder Maria Laach. Bereits im kommenden Frühjahr wird ein internationaler Architektenwettbewerb für die Realisierung auf die Schiene gesetzt. Gleichzeitig soll bereits mit dem Bau und ersten Abrissarbeiten begonnen werden. Das Gelände ist ja noch übersät von nicht mehr benötigten Bauten aus der militärischen Phase. 28,7 Millionen Euro soll die Realisierung der Projekte bis 2009 kosten.

Allein die Herrichtung der Gebäude wird 15 Millionen Euro erfordern, weitere 8,4 Millionen die Ausstattung und die Ausstellungen. Die Erschließung des Geländes wird 4,25 Millionen kosten. Als Finanzier soll mit 13,4 Millionen schwerpunktmäßig die „Euregionale“ auftreten. Mit sieben Millionen wäre das Umweltministerium dabei, der Bund mit zwei Millionen. Private Investoren sollen in geeigneten Bereichen wie der Gastronomie gut fünf Millionen Euro anfassen.

Die Standortentwicklungsgesellschaft will die Müller-Rieger-Vorschläge anschieben. Wobei neben dem Architektenwettbewerb die Einigung mit dem Bund und die Akquisition privater Investoren zunächst im Vordergrund stehen.

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