Wandertag im BergischenAuf Mühlenpfaden zum Rittersitz und ans Meer

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Lambertsmühle

Der Wandertag rund um Burscheid führt unter anderem an der Lambertsmühle vorbei.

Herbstwanderung rund um Burscheid – Versteinerter Meeresboden, klappernde Mühlen und das explosive Geschäft mit dem Pulver

Warum Müller der häufigste Familienname in Deutschland ist, wird diese Wanderung nicht restlos klären können. Wohl aber eine Ahnung davon geben, warum der Beruf über Jahrhunderte einer der vielseitigsten und weit mehr war als die Verwandlung von Getreide in Mehl – ja manchmal sogar explosiv und lebensgefährlich sein konnte. Dass es ein wenig aus den Herbstwolken tröpfelt, als wir die Wanderschuhe am Start der Tour schnüren, stört nicht weiter.

Guido  Wagner

Guido Wagner

Leiter der Redaktion Rhein-Berg von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Bergischer Landeszeitung/Kölnischer Rundschau“. Bereits während des Studiums hat er als freier Journalist gearbeitet und nach dem Exame...

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Im Gegenteil, ohne Wasser von oben gäbe es die historische Mühlenkultur im Bergischen Land nicht in dieser Form. Denn bereits seit dem Mittelalter war die Wasserkraft hier der wichtigste Antrieb für die unterschiedlichsten Handwerke. Mehr als 1000 Wasserräder drehten sich noch im 18. Jahrhundert an bergischen Bächen. Der Hammerweg, auf dem wir ortsauswärts wandern, weist auf eine Form der Wasserkraftnutzung hin: Mit Wasserrädern angetriebene Hammerwerke, in denen Metall verarbeitet wurde, waren ein wichtiger Wirtschaftszweig im erzreichen Bergischen Land.

Wie verlockend: Nach ein paar Wanderminuten schon ist der Thomashof erreicht, an dem ein Bauern-Café ebenso lockt (siehe „Einkehren“) wie ein Hofladen mit eigener Käserei (siehe „Der Landleben-Tipp“). Auf urigen Pfaden geht's hinunter ins kaum besiedelte Eifgenbachtal. Ein einsames Anwesen liegt am Talgrund: Im Bökershammer wurde ab 1729 Eisen verarbeitet.

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Ein Bach auf der Wanderroute

Die Bergischen Bäche ließen die im 18. Jahrhundert mehr als 1000 Wasserräder drehen.

Davor gab es an dieser Stelle bereits eine ganz andere Mühle, die nicht von ungefähr so abgeschieden lag. Aus Salpeter, Schwefel und Holzkohle wurde hier Schwarzpulver hergestellt. Ein gefährliches Geschäft, denn nicht selten kam es zu Explosionen in solchen Pulvermühlen, die auch deshalb weitab von jeglicher anderer Bebauung errichtet wurden. Um 1400 hatte ein Kölner Pulvermacher seinen Betrieb aus Sicherheitsgründen zunächst ins Tal der Strunde beim heutigen Bergisch Gladbach und dann ins Dhünntal verlegen müssen. Große Kriege und die Industrialisierung nicht zuletzt des Bergbaus brachten der Pulverproduktion weiteren Aufschwung.

Ein paar Meter weiter mag man seinen Augen nicht trauen: Die Felswand mit der waschbrettartigen Riffelung da rechts neben dem Weg sieht doch fast so aus wie der Sandboden im seichten Wasser am Strand. Nicht von ungefähr. Tatsächlich ist das ein versteinerter Meeresboden aus der Zeit vor mehr als 350 Millionen Jahren, als das heutige Bergische Land noch an der Küste eines subtropischen Meeres lag. Im Zuge der Kontinentalplattenverschiebung „wanderte“ die Region später nicht nur in die hiesigen Breiten der Erdkugel, sondern wurde durch gegeneinander drückende Kontinentalplatten auch aufgefaltet. So entstand vor über 300 Millionen Jahren das Rheinische Schiefergebirge mit dem Bergischen Land – und deshalb steht der versteinerte Meeresboden heute fast senkrecht neben dem Wanderweg.

Geriffelte Felswand, die aussieht wie ein Sandboden in seichtem Meerwasser

Eine Felswand wie ein Sandstrand: Überreste aus einer Zeit, als das Bergische Land an einem subtropischen Meer lag.

Abwechslungsreich ist auch der folgende, mit einem weißen Winkel (>) markierte Pfad durch Talaue, bevor uns der als Qualitätsfernwanderroute vom Deutschen Wanderverband zertifizierte „Bergische Weg“ aus dem Tal auf die Höhe führt. Durch ein Bachtal geht's zum Gut Landscheid, einem ehemals wasserumwehrten Rittersitz aus dem 12. Jahrhundert, in dem sich heute ein Hotel und ein Restaurant befinden. Von freitags bis sonntags lädt Wanderer bei schönem Wetter auch eine Scheune mit Biergarten zur Einkehr. Das Rauschen, das auf dem weiteren Weg talab zu hören ist, rührt unterdessen nicht von einem urzeitlichen Meer, sondern von der Autobahn 1 her, die auf einer Brücke hoch oben das Tal überquert.

Bald ist die Lambertsmühle erreicht, die einst zu Gut Landscheid gehörte und in der alle dem Herrn von Gut Landscheid verpflichteten Bauern ihr Korn mahlen lassen mussten. Das Mühlrad ist links vom Hauptgebäude zu sehen, das in einem reizvollen Ensemble mit Bauerngarten und Schmiede liegt. Ein Verein pflegt die historische Anlage und bietet ab und an Veranstaltungen und Führungen an.

Haus Landscheid, Vorderansicht

Das Haus Landscheid

Zurück geht's nun durchs Tal des Wiembachs – mit einem kleinen Abstecher ins Burscheider Zentrum, bevor es über Kaltenherberg zurück zum Ausgangspunkt geht. Wie gut, dass es von hier bis zum Bauern-Café des Thomashof nur ein paar Meter sind. Da kann man die Wanderung prima ausklingen lassen. Allerdings empfiehlt es sich vor allem am Wochenende, vorab zu reservieren. Sonst ist gegebenenfalls mit einer Wartezeit auf einem Platz zu rechnen. Dabei gilt dann auch hier: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst...

Der Landleben-Tipp

Das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, ist schön. Wenn das Nützliche dann aber auch noch ein angenehmes Erlebnis ist, ist's doppelt gut. Die Rede ist vom Einkauf, der sich mit dieser Wanderung verbinden lässt. Denn der Thomashof am Weg lädt mit Bauern-Café und Restaurant nicht nur zur Einkehr ein, sondern hat auch einen Hofladen. In dem gibt es Milchfrischprodukte und Käse aus eigener Herstellung sowie viele weitere Produkte anderer landwirtschaftlicher Betriebe: von Wurst über Brot und Konfitüren bis zu Kartoffeln, Eiern und Nudeln.

Hofladen auf dem Thomashof, Mo-Sa 9-18.30 Uhr, So 10-18 Uhr. Hammerweg 69, 51399 Burscheid

Der Wanderweg im Detail

  • 1. Dem Hammerweg vom Parkplatz aus ortsauswärts folgen. Abzweig zum Thomashof mit Bauern-Café und Restaurant links liegen lassen und an der nächsten Gabelung rechts halten auf Schotterweg (Winkel-Markierung und „A2“), nach ca. 100 Meter schräg links halten, am Waldrand entlang und nach ca. 300 Meter an Zaundurchlass Wiese nach rechts überqueren, dort erneut durch Zaundurchlass und auf Pfad im Wald nach links und talwärts. Teils durch einen Hohlweg hinunter und auf Querweg rechts bergab zu einem Fahrweg. Links liegt der das einsame Anwesen des Bökershammer, die Tour folgt dem Zufahrtsweg nach rechts. Durch Linkskurve an versteinertem Meeresboden (Infotafel) vorbei, dann nach ca. 100 Meter der Winkel-Markierung (>) vom Fahrweg weg nach links durch die Talaue folgen. Wo der Pfad durch die Talaue wieder hinauf zum Fahrweg führt, diesem nach links folgen und nach ca. 100 Meter rechts durch Kehre bergauf.
  • 2. Nun mit der orangefarbenen Markierung des „Bergischen Weg“ auf dem Fahrweg bergauf und auf der Höhe zur Landstraße. Diese überqueren, einige Meter nach links und dann an Straßeneinmündung rechts auf Gehweg neben der Kreisstraße bergab. Vor Ortseingang von Oberlandscheid Straße nach links überqueren und auf dem Bergischen Weg auf Wiesenweg in den Wald, talab bis Gut Landscheid folgen. Dort auf Sträßchen nach rechts. Durch Linkskurve, Herrenhaus passieren, bergan und dann mit Bergischem Weg schräg links auf Waldweg. Diesem unter Autobahntalbrücke hindurch folgen. Dann auf Freifläche schräg links, Fahrweg bis zu Schotterparkplatz folgen, dort rechts, Straße überqueren und zur Lambertsmühle.
  • 3. Von der Lambertsmühle zurück wieder die Straße überqueren, über den Schotterparkplatz und auf Querweg nach links bis zur Freifläche an Einmündung des Seitentals. Hier diesmal geradeaus gehen und der Winkel-Markierung und „B“ im Kreis auf Weg talauf folgen bis zur Straße. Diese überqueren und auf Gehweg nach links. Nach 170 Meter rechts in den Geilenbacher Weg. Diesem durch Linkskurve bergauf bis zur zweispurigen Straße folgen.
  • 4. An der Straße nach rechts gehen und nach 200 Meter rechts in die Altenberger Straße. Dieser 440 Meter bergab bis in Talsenke folgen, dort links in Stichweg „An der Wiehbachquelle“. Dem Weg weiter talauf, dann rechts unter Autobahn hindurch und hinauf zur Landstraße folgen.
  • 5. Straße überqueren und nach rechts gehen, nach ca. 50 Meter links in Stichstraße „Kaltenherberg 59-65“. Am Ende auf Wiesenweg an Wiese entlang. Dann mit „A4“ nach links in die Siedlung, ersten Abzweig links liegen lassen, dann durch Links- und lange Rechtskehre, dann nach links zum Ausgangspunkt am Hammerweg folgen.

Infos zur Wanderung

Start & Ziel: Wanderparkplatz am Hammerweg, 51399 Burscheid. Sollten die Parkplätze dort belegt sein, alternativ Parkplätze an der Rat-Deycks-Straße/Altenberger Straße in Burscheider Ortsmitte anfahren und in Wegbeschreibung zwischen Nr. 4 und 5 einsteigen.

Länge/Dauer: 9,8 Kilometer lang ist diese Tour, reine Gehzeit: ca. 3 Std.

Profil: Außerhalb der Orte überwiegend Pfade und befestigte Waldwege, steilere Ab- und Anstiege ins Eifgenbachtal und wieder hinauf, Gesamtanstieg/-abstieg: ca. 200 Höhenmeter; an einigen Stellen kann der Weg je nach Wetter etwas matschig sein, festes Schuhwerk ist empfehlenswert.

Anfahrt Auto: Von Köln A1 Rtg. Dortmund bis AS Burscheid, rechts auf B51, an nächster Kreuzung links in den Hammerweg bzw. rechts auf Höhestraße und nach 690 Metern links in Rat-Deycks-Straße.

Anreise ÖPNV: Von Köln Breslauer Platz mit Bus 260 bis Burscheid Kaltenherberg Ort, Einstieg in den Weg an Nr. 5 (siehe „Der Wanderweg“).

Karte/GPS-Daten: Wanderkarte Bergisches Land Nr. 2 Nordwesten, Maßstab 1:25 000, hg. v. Das Bergische; GPS-Daten: https://out.ac/INUrKp

Einkehrmöglichkeiten

  • Bauern-Café und Restaurant auf dem Thomashof, täglich 9-22 Uhr; Küche 12-20 Uhr, Frühstücksbüffet 9-11.45 Uhr. Hammerweg 69, 51399 Burscheid. 02174 /6 12 68, Reservierung empfohlen. www.thomashof-burscheid.de
  • Gut Landscheid, Restaurant „13null1“ geöffnet Mo-Fr 12-14 Uhr, Mo-Fr/So 14 -17 Uhr (Kaffee/Kuchen), Mi-Sa 17.30-21.30 Uhr; Gastro-Scheune Fr-So 11-19 Uhr. Haus Landscheid 1-2, 51399 Burscheid. 02174/398-90.  www.gutlandscheid.de
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