Musikfestival in KölnDie Highlights auf dem Summer Jam

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Die 29. Ausgabe des größten Reggae-Festivals Europas steht dieses Jahr unter dem Motto „Share Your Love“. Dieser Aufforderung werden wohl wieder viele tausend Besucher folgen, um dem Areal rund um den Fühlinger See im Kölner Norden eine friedliche liebevolle Atmosphäre zu verleihen. Der Trend der letzten Jahre zu musikalischer Offenheit abseits des Offbeat wird dieses Jahr fortgesetzt. Ob Punksound mit den Skints, elektronischer Hip-Hop von Marteria oder Folkpop von Maxim.

Längst haben sich die Veranstalter vom reinen Reggae-Korsett befreit. Natürlich kommen aber auch Liebhaber des klassischen Reggae-Sounds auf ihre Kosten. Angesagte Acts wie Konshens, Jah 9 und Kabaka Pyramid sind genau so dabei wie die lebende Legende Jimmy Cliff. Außerdem feiert Seeed, Deutschlands Reggae-Band Nummer eins, nach achtjähriger Abstinenz ein Wiedersehen mit den Summer-Jam-Besuchern.

Jah 9

Das Summer-Jam-Festival findet vom 4. Juli bis zum 6. Juli auf der Regattainsel am Fühlinger See statt. Das 3-Tages-Festivalticket kostet inklusive Campingmöglichkeit 105 Euro + VVK-Gebühr. Wenn das Festival nicht ausverkauft ist, besteht die Möglichkeit, am Sonntag vor Ort ein Tagesticket für 60 Euro zu erwerben. Kinder bis 12 Jahre haben freien Eintritt. Neben den beiden Bühnen gibt es einen Basar, eine Chillout-Zone, einen Kinderbereich und eine Dancehall-Area. Karten sind erhältlich an allen bekannten Vorverkaufsstellen und online: summerjam.de/tickets contour-music.de/shop

Alles zum Thema Fühlinger See

Janine Cunningham ist die erfolgreichste Sängerin des momentan angesagten Roots-Reggae-Revival. Ihr 2012 erschienenes Debütalbum „New Name“ wurde in Reggae-Kreisen gefeiert. Tiefe spirituelle Dubschleifen treffen auf jazzige Melodien, denen man anhört, das die 31-jährige Jamaikanerin auch von Billie Holiday beeinflusst wurde. In ihrer Heimat veranstaltet Jah 9 kulturelle Happenings, bei denen neben der Musik auch Kunstausstellungen, Yogaworkshops und Tanzperformances zum Programm gehören. Die Rasta-Sista setzt sich außerdem für die Legalisierung von Marihuana in Jamaika ein. Sa, 05.07., 20.45 Uhr, Green Stage

Seeed

Nach achtjähriger Abstinenz dürfen wir die Berliner endlich mal wieder am Fühlinger See live erleben. Als lockeres Projekt für den Straßenkarneval 1998 gegründet, waren Seeed in den 2000ern mit dafür verantwortlich, dass heimischer Reggae einen festen Platz im deutschen Pop-Geschäft einnahm. Auch wenn das letzte Album eher enttäuschte, gehören Seeed immer noch zu den besten Live-Acts in Deutschland. Um den Festival-Sommer anzukurbeln, hat die 11-köpfige Big-Band den alten Klassiker „Cherry Oh Baby“ neu aufgenommen – genügend Hits um einen ganzen Abend zu füllen haben die „Music Monks“ allemal. Sa, 05.07., 23.30 Uhr, Red Stage

Milky Chance

Wie man abseits großer Plattenfirmen die Spitze der Charts erreicht, haben uns Milky Chance im vergangenen Jahr gezeigt. Für ihr Debütalbum verschuldeten sich die Musiker Clemens Rehbein und Philipp Dausch, und auch im Freundeskreis wurde eifrig Geld für die Produktion gesammelt. Spätestens mit ihrem letztjährigen Hit „Stolen Dance“ dürfte sich die Investition gelohnt haben. Der Song, den Clemens unauffällig bei Youtube testete und der dort auf weltweite Begeisterung stieß, landete ein paar Monate später an der Spitze der Charts vieler europäischer Länder. Die beiden Jungs präsentieren auf ihrem Debütalbum „Sadnecessery“ eine erfrischende Mischung aus Folk, Pop und sanften elektronischen Beats. Sa, 05.07., 16.20 Uhr, Green Stage

Dub Inc.

Die französische Band Dub Inc. repräsentiert mit ihrem Mix aus Reggae, Hip-Hop, arabischer Musik und afrikanischen Beats die multikulturelle Vielfalt französischer Vorstädte. Alle acht Mitglieder stammen aus den Randbezirken Saint-Etiennes. Die meisten Texte der beiden Sänger Bouchkour und Komlan handeln vom Alltag in den Banlieus: soziale Missstände, Arbeitslosigkeit und Bildungsnotstand. Gesungen werden die Texte in Englisch, Französisch und der nordalgerischen Berbersprache Kabylisch. Bereits seit 17 Jahren präsentieren die Franzosen ihren speziellen Reggae-Mix auf europäischen Bühnen und haben sich dabei zu einer der angesagtesten Livebands bei hiesigen Festivals entwickelt. Sa, 05.07., 19.45 Uhr, Red Stage

The Skints

In guter alter Londoner Tradition vermischen The Skints Reggae und Ska mit rotzigem Punkrock. Spätestens seit The Clash in den Siebzigern verzerrte Gitarren mit Offbeat fusionierten, Bob Marley die Punky-Reggae-Party ausrief und weiße Vorstadtkinder anfingen, den alten Ska-Sound der karibischen Einwohner wieder zu entdecken, ist London die Hauptstadt des Roots-Rock-Reggae. The Skints führen diese Tradition fort. Das Quartett um die Multiinstrumentalistin Marcia Richards tourt seit 2008 ausgiebig durch Europa und begeisterten mit ihrem East-London-Reggae auch schon die thailändische Menge. Sa, 05.07., 16.25 Uhr, Red Stage

Marteria

Mit „Lila Wolken“ landete Marteria vor zwei Jahren gemeinsam mit Yasha und Miss Platnum den Sommerhit des Jahres. Dass der Mann, der eigentlich Marten Laciny heißt, da bereits 15 Jahre im Musikgeschäft war, wussten nur die wenigsten. Bereits mit 16 Jahren nahm der heute 31-jährige sein erstes Album mit der Hip-Hop-Gruppe Underdog Cru auf. Zu dieser Zeit war Marteria außerdem hoffnungsvoller Nachwuchsspieler bei Hansa Rostock und spielte für den U-17-Kader der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Zum Glück besinnt sich Marteria auf sein musikalisches Talent und feilt neben einem Schauspielstudium an seiner Musik-Karriere. Mittlerweile zählt er zu den erfolgreichsten Rappern Deutschlands. Fr, 04.07., 22.40 Uhr, Red Stage

Jimmy Cliff

Bei Jimmy Cliff von einer der größten Legenden des Reggae zu sprechen, ist wohl keine Übertreibung. Seine Karriere startete der heute 66-jährige in der jamaikanischen Ska-Ära der 60er Jahre. Sein Durchbruch gelang Cliff 1972 mit dem Film „The Harder They Come“, für den er nicht nur den Titelsong sang, sondern auch die Hauptrolle des Gangsters Ivanhoe Martin spielte. Bereits zwei Jahre vorher hatte er mit „Vietnam“ einen Song geschrieben, den Bob Dylan später als den besten Protestsong bezeichnete. Jimmy Cliff kann auf eine Reihe großer Hits zurück greifen: Von der 69er Ballade „Many Rivers To Cross“ bis hin zu den Songs des aktuellen Albums „Rebirth“, mit dem er im letzten Jahr den Reggae-Grammy gewann. So, 06.07., 21.35 Uhr, Red Stage

Nneka

Bereits vor zehn Jahren trat Nneka als damals noch unbekannte Künstlerin im Vorprogramm von Sean Paul auf. In England und Frankreich sorgte dann ein Jahr später ihr Debütalbum „Victim Of Truth“ für großes Aufsehen. Hierzulande blieb der Erfolg erst mal aus. Erst mit dem 2008er Hit „Heartbeat“ wurde man auch in Deutschland verstärkt auf die Hamburgerin aufmerksam. Die gebürtige Nigerianerin verbindet Hip-Hop und Reggae mit den musikalischen Wurzeln ihres Heimatlandes, gekrönt mit der einzigartig souligen Stimme der 34-jährigen Singer/Songwriterin. So, 06.07., 21.40 Uhr, Green Stage

Maxim

Dass er mal Reggae-Musik gespielt und BWL studiert hat, zählt Maxim heute zu seinen „dümmsten Ideen“. Dass der gebürtige Siegburger trotzdem zu Europas größtem Reggae-Festival eingeladen wurde, hat Maxim wohl seinem ausgezeichneten aktuellen Album „Staub“ zu verdanken. Texte, in denen er Geschichten erzählt, die nicht mehr von Killefitz handeln, sondern nur noch von Dingen, die ihn wirklich berühren. Dazu eine Produktion, die in seiner Detailverliebtheit und mit seinen ausgefeilten Streicherarrangements an Peter Fox Debütalbum „Stadtaffe“ erinnert. Bevor der Singer/Songwriter NRW im September beim Bundesvision Song Contest vertritt, präsentiert er seinen „Urban-Pop“ am Fühlinger See. So, 06.07., 19.55 Uhr, Green Stage

Kabaka Pyramid

Auch wenn im Moment alle Augen auf den neuen Reggae-Shootingstar Chronixx gerichtet sind, darf man nicht vergessen, dass mit Kabaka Pyramid ein weiterer begnadeter Künstler in den Startlöchern steht. Auch Kabaka ist im Rasta-Glauben verwurzelt und sein Künstlername zeigt die Begeisterung für das Mutterland Afrika. Kabaka heißt König in Luganda und die Pyramiden sind für den Mann aus Kingston die Verkörperung der mathematischen Proportionen, nach deren Gesetzmäßigkeit das gesamte Universum funktioniert. Dabei kam der Jamaikaner spät mit der Rasta-Bewegung in Berührung. Nach einem Computertechnologiestudium begeisterte er sich anfangs vor allem für Hip-Hop. Sa, 05.07., 20.45 Uhr, Green Stage

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