Gastro-Rückblick 2014Die vier besten Kölner Restaurants im letzten Jahr

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Schlicht chic. Das "Acht"

Schlicht chic. Das "Acht"

Restaurant des Jahres: "Pure White Food"

Deutschlands bester Koch Joachim Wissler aß bereits hier, und Oliver Kahn auch– was will man mehr? Beides ist kein Wunder, denn Meeresfrüchte dieser Qualität gab es in Köln zuvor nicht. Sie sind so gut, dass man danach erst weiß, was einem jahrelang fehlte. Ob handgetauchte Jakobsmuscheln, Kingcrab oder die beeindruckend großen Langustinos – das Seafood am besten vorbestellen, denn was weg ist, ist weg. Der Restaurantführer von „Gault& Millau“ nahm das „Pure White Food“ gleich mit 15 Punkten auf – damit war es einer der höchstbenoteten Neueinsteiger.

Cristiano Rienzner von "Pure White Food".

Cristiano Rienzner von "Pure White Food".

Verdiente Ehren für das Szenelokal im Belgischen Viertel. Es ist einzigartig, nicht nur wegen seiner Konzentration auf Speisen vom Grill, bei denen man voll auf den Eigengeschmack der grandiosen Qualitäten und nicht auf Chichi drumherum setzt, sondern auch wegen der Atmosphäre. Wenn der Josper-Grill auf voller Pulle läuft, steht der Rauch überall im kleinen Restaurant, es ist laut, und im Sommer geradezu unerträglich heiß. Das „Pure White“ ist ein Erlebnis.

Auch für Fleisch-Afficionados wird einiges geboten: Fleisch von freilebenden Tieren – wie es in der Spitzengastronomie Standard sein müsste. Unter anderem gibt es japanisches Ozaki, dry aged US-Beef, australisches Wagyu und Rind vom schottischen Metzger Jack O’Shea, dem Hoflieferanten des englischen Königshauses. Essen wie Königin Elisabeth II. mitten in Köln!

Antwerpener Straße 5, 50672 Köln, ☎ 0221/29436507

www.pure-white-food.de

Neueröffnung des Jahres: "485 Grad"

Sebastian Georgi hat die original neapolitanische Pizza nach Köln gebracht. Und diese brotähnliche, weiche, enorm sättigende Variante hat ihren ganz besonderen Reiz. Das Motto hier lautet: 72 Stunden Teigruhe, 485 Grad Gluthitze, in 60 Sekunden gebacken. Neben den Klassikern (man muss einfach die Margherita essen!) gibt es immer wieder Neues. Die konzeptionell misslungene „Kölsch Blood“ mit Blutwurst verschwand, stattdessen gibt es nun die „Parma Power“ mit Feigen-Ricotta, Culaccia-Parma (natürlich 24 Monate gereift), Fior-di-Latte-Mozzarella und Parmigiano (ebenfalls 24 Monate gereift). Wer sonst legt solche Edelzutaten auf eine vermeintlich profane Pizza? Georgi ist fraglos ein ein Produkt-Fetischist.

Weltküche des Jahres im "Zen"

Weltküche des Jahres im "Zen"

Das zeigt auch die saisonale Pizza „Herbstspaziergang“. Sie kombiniert Süßkartoffeln mit Coppa di Parma, gehobelten Pilzen und Röstkastanien. Auch probieren muss man die „Magura Tuno“ mit Sashimi-Thunfisch, oder die „Anchovis Ocean Dream“ mit grandiosen karamellisierten Kalamata-Oliven. Ach, am besten probiert man alles! Auf jeden Fall „Caprese 2.0“ mit Kirschtomaten aus Sizilien und Buratta. Das ist Street Food der neuen Generation, von Denke, Kochtechnik und Produktqualität im High-End-Bereich, die Zutaten setzen Maßstäbe. Und wenn endlich die Lizenz für Alkoholausschank erteilt ist, will Georgi, einer von Deutschlands besten und mutigsten Sommeliers, auch mit Wein und Bier zeigen, wo der Hammer hängt.

Kyffhäuser Straße 44, 50674 Köln,

☎ 0221/39753330, www.485grad.de

Szene-Restaurant des Jahres: "Acht"

Großstädtisches Flair ist in der Kölner Gastronomie-Landschaft schwer zu finden. Neben unserem letztjährigen Trendrestaurant „Bar Schmitz“ sowie dem „Werkshasen“ muss das „Acht“ auf jeden Fall dazu gezählt werden. Die bis unter die hohe Decke gestapelten Europaletten mit den Weinflaschen, die offene Küche, die unverputzten Wände und natürlich die Lage in den Spichern-Höfen – all das ist schick-urban, edel auf eine raue Art.

Urbanes Flair im "Acht"

Urbanes Flair im "Acht"

Hier lässt es sich gut essen. Man folgt ein bisschen dem Jamie-Oliver-Ansatz: Europäische Küchenklassiker mit einem Dreh modernisiert. Bei der Entenbrust finden sich deshalb neben Kartoffeln und Kohl auch Kumquat auf dem Teller; beim Filet von der Meeräsche ist es neben Erwartbarem wie Artischocke, Petersilienpüree und Olive die Zutat Falafel. In Würzung und Schärfe stets so zurückhaltend, dass es niemandem wehtut. Wäre das „Acht“ Musik, dann wäre es Coldplay. Zeitgemäß, ohne abgehoben und anstrengend zu sein. Nicht unbedingt für Foodies gedacht, die das Neue und Aufregende suchen, aber geradezu ideal für ein Rendezvous, wenn man dem Gegenüber stilsicheren Geschmack (ohne Verschwendungssucht) demonstrieren will. Einziges Problem: Wenn man in Richtung Höfe hinausschaut, fällt der Blick unweigerlich auf ein Sportstudio samt trainierender Menschen. Da bleibt von den Desserts wegen schlechten Gewissens dann manchmal die Hälfte übrig.

Spichernstr. 10, 50672 Köln

☎ 0221/16818408

www.restaurant-acht.de

Weltküche des Jahres: "Zen"

Man muss einfach stark sein und konstatieren: In Sachen japanische Küche kann Köln trotz etlicher Restaurants wie Daitokai, Kintaro, Kyoto oder Momotaro einfach nicht mit Düsseldorf konkurrieren. Das bemerkenswerte „Zen“ sorgt dafür, dass diese Diskrepanz nicht noch größer wird. Und wenn man sieht, wie pickepackevoll es hier sogar wochentags ist, obwohl das Restaurant erst im August in Lindenthal eröffnete, sieht man auch, wie populär die japanische Küche heute ist.

„485 Grad“- Inhaber Sebastian Georgi.

„485 Grad“- Inhaber Sebastian Georgi.

Nur 36 Gäste haben Platz; das Interieur schafft es, schlicht und trotzdem einladend zu sein. Das „Zen“ ist Restaurant und Sushi-Bar. Küchenchef Hiroto Fujita und Sushi-Chef Tomonori Kaneko arbeiten sehr souverän. Besonders bemerkenswert: Es gibt eine wechselnde Wochenkarte, auf der auch schon mal Austern mit Yuzu-Sauce stehen. Auf keinen Fall verpassen sollte man die Gerichte vom Grill mit starken Röstnoten und den frittierten Flussaal, der auch Skeptiker von dieser besonders schlotzigen Delikatesse überzeugen kann. Zukünftig sind auch Fusion-Weeks geplant – ich bin gespannt!

Herz des Restaurants ist die Japanerin Mitsou Maletzki-Kim, die in ihrer Jugend in Kyoto im elterlichen Restaurant mitarbeitete und sich danach zur Köchin und Servicekraft ausbilden ließ. Sie leitet den Service, der zurückhaltend und freundlich agiert, und neben Bier und Wein auch Tee sowie diverse Sake (warm wie kalt) auftischt. Also: rundum gelungen!

Bachemer Str. 236, 50935 Köln

☎ 0221/28285755

www.restaurant-zen.de

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