Kochbuch von Dietrich GrönemeyerDrei heilsame Rezepte aus der ayurvedischen Küche

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Strammer Max mit Fenchel und Orangen-Leinöl-Dressing. 

Köln – Neulich meinte ein Nachbar: „Ayurveda, das ist doch Hokuspokus, Voodoo gar.“ Egal wie, eine viel zu komplizierte Wissenschaft jedenfalls, die vor allem eines predige: Verzicht. Er aber würde sich in der Küche nichts verbieten lassen. Zwei Experten, die sich seit Langem intensiv mit dem jahrtausendealten Medizinsystem beschäftigen, räumen in einem gemeinsamen Koch- und Sachbuch gehörig auf mit all den Mythen, die sich um Ayurveda ranken: Der Gesundheitsexperte und leidenschaftliche Verfechter einer ganzheitlichen Medizin Professor Dietrich Grönemeyer und der Koch und Küchenphilosoph Volker Mehl zeigen darin, wie „herrlich handfest“ die ayurvedische Küche ist. „Selbst Omas Kartoffelsuppe basiert auf ayurvedischen Prinzipien“, sagt Volker Mehl.

Essen als Gesundheitsvorsorge

Wenn die beiden Koryphäen in Sachen ganzheitliche Heilmethoden schon dabei sind, Ayurveda-Vorurteile aus dem Weg zu fegen, dann auch das, es sei ein Wellnesstrend. Grönemeyer: „Es ist eine jahrtausendealte Heilkunst, die auf milliardenfacher Beobachtung und Erfahrung aufbaut, die ein umfassendes System zur Gesundheitsvorsorge und zur Behandlung von Krankheiten bietet.“

Webinar - Gesund leben & heilsam kochen mit Ayurveda

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Volker Mehl (l.) und Dietrich Grönemeyer wollen anschaulich machen, wie heilsam Ernährung ist.

Im Dialog schlagen Pof. Dr. Dietrich Grönemeyer und Volker Mehl die Brücke zwischen ayurvedischer Lebensweise und westlicher Wissenschaft. Zudem erleben Sie Volker Mehl beim Kochen und lernen dabei mehr über die grundlegenden Prinzipien der Ayurveda Ernährungsmedizin. (Foto: Gräfe und Unzer/ Stephanie Wolff)

Referenten: Prof. Dietrich Grönemeyer / Volker Mehl Termin: 30.06.2021 Beginn: 19.00 Uhr Dauer: 1,5 Stunden Ort: Online Tickets: 19 Euro über forumblau.de/akademie Oder für Abonnenten mit Preisvorteil 17 Euro über www.forumblau.de/tickets

So würden – nicht nur in Indien und Sri Lanka – chronische Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, der Gelenke und auch neurologische Störungen erfolgreich mit Ayurveda behandelt. Gegen den Mythos, Ayurveda bedeute Verzicht, argumentiert Volker Mehl: „In der ayurvedischen Küche gibt es keine Ge- und Verbote, kein richtig oder falsch. Es geht rein ums Genießen.“ Sie folge den Prinzipien der Natur, des Körpers und speziell der Verdauung, sei so gesehen „ein Energiesparmodell, das hilft, den Energieaufwand, den unser Körper rund um die Uhr betreibt, auszugleichen.“ Maximal ernähren, minimal belasten lautet die Devise.

Die vier Prinzipien aus der ayurvedischen Küche

Warm, zwei Handvoll, gut gekaut und gewürzt: Nur diese vier Prinzipien seien dabei zu beherzigen: Warm sollten die Speisen sein, ob am Morgen, Mittag oder Abend. „Auch solche die schon einmal Feuer gesehen haben, das Ofengemüse vom Vortag zum Beispiel, sind okay“, sagt Mehl und nimmt damit allen, denen nicht ständig ein Herd zur Verfügung steht, den Wind aus den Segeln. Warm deshalb, weil beim Kochen Moleküle gespalten werden, was den Stoffwechsel entlastet. Nicht umsonst gebe es im Indischen einen Begriff für Krankheit, der übersetzt so viel bedeutet wie „ungekocht“ oder „unverdaut“.

Prinzip Nummer zwei: Nur so viel essen, was in beide Hände, und damit in eine Schüssel passt. Gut gekaut ist halb verdaut, lautet das dritte Prinzip. Faustregel: Jeden Bissen genießen und 20 bis 30 Mal kauen. „Mit der Zerkleinerung und Einspeichelung beginnt die Verdauung“, sagt Grönemeyer und kommt auf das vierte Prinzip zu sprechen: „Die Speisen sollten gut gewürzt sein. Curcuma, um nur ein Beispiel von vielen zu nennen, wirkt nachweislich verdauungsfördernd, entzündungshemmend, antioxidativ, antibiotisch und kortisonartig, ist auch ein Heilmittel, das richtig dosiert in höheren Dosen bei Gelenkerkrankungen ebenso wirken kann wie Ibuprofen.“

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„Heilsam Kochen mit Ayurveda. Hausrezepte der Weltmedizin“

Es braucht nicht viel mehr Gesprächsstoff, um zu verstehen, warum Grönemeyer und Mehl ihr gesammeltes Wissen – und das aus 5000-jähriger Überlieferung –, ihre gebündelten Erfahrungen und Überzeugungen nun in einem Buch vereinen. „Heilsam Kochen mit Ayurveda. Hausrezepte der Weltmedizin“, heißt es und ist heute, am 5. Mai im Gräfe und Unzer-Verlag erschienen. Darin erklärt der Arzt Grönemeyer anschaulich, wie heilsam Ernährung ist. Koch Volker Mehl, steuert 84 Rezepte bei, die die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren.

Was in dem auch optisch und sinnlich sehr ansprechenden Kochbuch nur durch die Blume verraten wird: Warum jedes Curry-Gericht und Omas Kartoffelsuppe so ayurvedisch sind: „Curry hilft nicht nur, das Fett besser zu verdauen, es bietet einen Geschmack, der uns fröhlich macht“, sagt Grönemeyer. „Auch Oma wusste, dass der Kümmel in der Kartoffelsuppe der Verdauung hilft“, sagt Mehl.

Rezepte

1. Pflaumen-Gersten-Porridge

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Pflaumen-Gersten-Porridge

Zutaten 120 g Gerstenflocken 300 ml Pflanzendrink (ersatzweise Wasser) 6 getrocknete Pflaumen (ohne Stein) 1 EL Ghee 1 TL frischer gehackter Ingwer 1 TL Zimt ½ TL gemahlener Kardamom Salz 3 EL Granatapfelkerne 1 EL Honig

Zubereitung 1. Die Gerstenflocken im Pflanzendrink bzw. Wasser zum Kochen bringen und anschließend ca. 5 Min. ausquellen lassen. Inzwischen die getrockneten Pflaumen in Würfel schneiden.

2. Das Ghee in einer Pfanne erhitzen, Ingwer, Pflaumen, Zimt, Kardamom und eine Prise Salz zugeben und alles 5 Min. dünsten.

3. Porridge in Schalen verteilen, Gewürzpflaumen und Granatapfelkerne darauf verteilen und mit etwas Honig beträufeln.

2. Strammer Max mit Fenchel und Orangen-Leinöl-Dressing

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Strammer Max mit Fenchel und Orangen-Leinöl-Dressing. 

Zutaten 1 großer Fenchel 4 Radieschen 2 Zweige Kerbel 4 EL Orangensaft 6 EL Leinöl 2 EL Waldhonig TL Salz 4 Scheiben Bauernbrot 2 EL Ghee 4 Eier grobes Meersalz schwarzer Pfeffer

Zubereitung

1. Den Backofen auf 160° (Ober-/Unterhitze) vorheizen. Den Fenchel waschen, putzen und in feine Scheiben schneiden oder hobeln. Die Radieschen waschen, putzen und in kleine Würfel schneiden. Kerbel kurz abbrausen, trocken schwenken und die Blätter abzupfen.

2. Für das Dressing den Orangensaft, das Leinöl, den Honig und das Salz in einen hohen Becher geben und mit dem Pürierstab (alternativ im Mixer) sämig aufschlagen. Radieschen und Kerbelblätter unterrühren (jeweils ein paar für die Garnitur zurückbehalten).

3. Die Brotscheiben mit etwas Ghee bestreichen und für 5 Min. auf einem mit Backpapier ausgelegten Backblech in den Ofen schieben. Währenddessen die Eier in einer Pfanne in etwas Ghee zu Spiegeleiern braten.

4. Die Fenchelscheiben auf den warmen Broten verteilen, das Dressing darüber träufeln, je ein Spiegelei auflegen und nach Belieben mit grobem Salz und Pfeffer würzen. Mit Radieschenwürfeln und Kerbel garnieren.

3. Kross gebratener Blumenkohl mit karamellisierten Zwiebeln und Kräuterquark

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Kross gebratener Blumenkohl mit karamellisierten Zwiebeln und Kräuterquark

Zutaten 1 Blumenkohl 2 rote Zwiebeln 1 großes Bund gemischte Kräuter (z. B. Schnittlauch, Oregano, Salbei) 5–6 EL Ghee 1 EL Rohrzucker 500 g Quark 1 TL Chiliflocken, TL Salz abgeriebene Schale von 1 Bio-Zitrone

Zubereitung 1. Den Blumenkohl waschen und in einzelne Röschen teilen und diese je nach Größe nochmals halbieren. In einem großen Topf in etwas Wasser ca. 8 Min. bissfest garen. In ein Sieb abgießen und abtropfen lassen.

2. Zwiebeln schälen und in feine Würfel schneiden. Die Kräuter waschen, trocken schütteln und fein hacken.

3. In einer Pfanne etwas Ghee erhitzen und die Zwiebelwürfel darin kräftig anbraten, bis sie bräunen. Rohrzucker zugeben und 2–3 Min. karamellisieren lassen.

4. Weiteres Ghee in einer großen Pfanne erhitzen und den Blumenkohl richtig kross anbraten, damit er Farbe bekommt. Dabei nicht zu viel Fett und nicht zu viel Blumenkohl in die Pfanne geben, lieber zwei- oder dreimal anbraten. Zum Schluss die gebratenen Zwiebeln beifügen.

5. Die gehackten Kräuter mit Quark, Chiliflocken, Salz und Zitronenschale verrühren. Zum Blumenkohl reichen.

Das Buch und seine Autoren

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Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer ist Radiologe, Bestsellerautor und gilt als einer der führenden Gesundheitsexperten in Deutschland. Er führt mehrere Stiftungen zum Thema ganzheitliches Heilen. www.dietrich-groenemeyer.com Volker Mehl ist als Ernährungsberater in einem Ayurveda-Gesundheitszentrum tätig und betreibt eine Ayurveda-Kochschule. Er beschäftigt sich seit mehr als zehn Jahren mit ganzheitlichen Heilmethoden. Er ist zweifacher Gewinner des Gourmand World Cookbook Award. www.volker-mehl.de

Dietrich Grönemeyer und Volker Mehl: „Heilsam Kochen mit Ayurveda. Hausrezepte der Weltmedizin“, 240 Seiten, 84 Rezepte, Gräfe und Unzer Verlag, 29,99 €

Ayurveda: Wissen vom Leben

Der Begriff Ayurveda bedeutet übersetzt „das Wissen vom Leben“. Es ist das älteste, überlieferte Gesundheitssystem, die ersten schriftlichen Aufzeichnungen sind über 5000 Jahre alt. Ayurveda unterscheidet Einflüsse, die gesund und dem Leben förderlich sind, von solchen, die schaden. Das betrifft die Ernährung, unser gesamtes Verhalten und unsere individuelle Lebensweise.

Drei Funktionsprinzipien: Ayurveda geht davon aus, dass in unserem Körper drei grundlegende Funktionsprinzipien wirken, deren Eigenschaften werden Doshas (Bioprinzipien) genannt, und heißen Kapha, Pitta und Vata. Mit ihnen wird der Konstitutionstyp eines Menschen, die Reaktions- und Funktionsweisen seines Körpers oder seine Psyche beschrieben, und auch die ihm entsprechenden Nahrungsmittel und Geschmacksrichtungen.

1 Kapha (das Strukturierende) steht für Stabilität und Struktur, ist verantwortlich für die Geschmeidigkeit der Gelenke und Schleimhäute, findet sich in Muskulatur, Zähnen, Skelett und allen Körperflüssigkeiten. Sein Hauptsitz ist der Brustkorb, seine Elemente sind das Wasser und die Erde. Menschen, bei denen Kapha dominiert, sind geprägt von Schwere, lassen alles etwas langsamer angehen, können sich nur schwer entscheiden und aufraffen. Ihre Hautoberfläche ist oft kühl, aber ihnen ist nicht kalt. Ihre Haut ist weich, glatt und eher fettig, wie die Haare. Kapha-Typen sind psychisch sehr stabil, gewissenhaft, zuverlässig, für Neuerungen nicht gern zu haben. Entgleist Kapha, fördert dies zum Beispiel Übergewicht und Depression.

2 Pitta (das Aufbauende) befindet sich im Dünndarm und regelt alles, was mit Verdauung und Stoffwechsel zu tun hat. Seine Elemente sind das Feuer und das Wasser. Pitta-dominierten Menschen ist schnell warm und im Winter nicht kalt. Sie schwitzen leicht. Pitta-Typen bewegen sich gern und geraten schnell aus dem Gleichgewicht, wenn es ihnen an Bewegung mangelt. Ihre Haut, Haare und Schleimhäute sind leicht ölig. Menschen, bei denen Pitta dominiert, entscheiden sich leicht und haben einen scharfen Verstand. Gerät Pitta aus dem Gleichgewicht kommt es zu Hautkrankheiten und Magen-Darm-Beschwerden.

3 Vata (das Bewegende) reguliert die Bewegungsprozesse, wie Atmung oder Ausscheidungen. Seine Elemente sind die Luft und der Äther. Vata-Typen haben oft trockene Haut, Lippen und Schleimhäute. Sie neigen zu Verstopfung und zu Störungen des Nervensystems. Ihnen ist schnell kalt. Nimmt seine Dominanz zu, kommt es zu Nervosität, Schlaflosigkeit und Verstopfung.

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