Restaurant in BonnSouveräne, etwas brave Fine-Dining-Wohlfühlküche im „Nees“

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Nees in Bonn Foto nicht wiederverwerten

Die Frösche quaken manchmal dermaßen laut, dass ich mein Gegenüber kaum verstehe. Das beeindruckende Amphibien-Konzert gibt es gratis auf der Terrasse des Bonner „Nees“.

Gäbe es einen Preis für die idyllischste Lage eines Restaurants, hätte das Haus dabei super Chancen. Obwohl mitten in Bonn liegt es in geradezu ländlicher Ruhe. Das Geheimnis: Es steht mitten im zwölf Hektar großen Botanischen Garten der Universität. Das langgezogene gelbe Haus mit seinen grünen Fensterläden war einst die Remise des Poppelsdorfer Schlosses. Der Restaurantname verdankt sich Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck, einem Bonner Botaniker und Naturphilosophen.

Hübsch und handwerklich souverän

Henn Nees essen

Rücken vom Iberischen Schwein mit Lavendel und Honig

Chefkoch Michael Gossler dagegen ist Frankfurter und startet sein Menü mit rosa Macarons, die hübsch auf einer Schüssel mit hellen Steinen als „Gruß aus der Küche“ serviert werden – leider sind sie einen Tick zu süß. Noch besser gelingt das ebenfalls optisch überzeugende „Allerlei von Mittelmeer Thunfisch“ bei welchem der Fisch als Tataki mit Sesam, als Sashimi und Tatar gereicht wird. Auch zum gebeizten Rücken vom Iberico Schwein, der auch etwas zu Honig-süß ist, gibt es ein „Allerlei“, diesmal von der Möhre (gegrillt, eingelegt und als Creme).

Variation ist nicht gleich Kreativität. Dennoch arbeitet der junge Koch handwerklich souverän. Das zeigt sich zum Beispiel am Eifler Ur-Lamm, das er herrlich rosa gart und mit einem hauchdünnen Focaccia-Mantel versieht.

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Sot-l’y-laisse, das auch „Pfaffenstückchen“ genannte beste Stück eines Geflügels, vereint er klassisch mit Risotto und schafft so eine große Schüssel Schlotzigkeit, knusprige Hähnchen-Chips sorgen für Abwechslung in Sachen Textur. Beim „Frivolen Mozart“ wird im süßen Finale eine Zuckerwatte heiß übergossen und gibt dadurch einen Topfen preis. Die Süße ist dabei wenig überraschend am Anschlag.

„Wenn ich koche, dann mitten in die Fresse“

„Wenn ich koche, dann mitten in die Fresse“, wird Michael Gossler auf der Homepage des Hauses zitiert. So schmeckt es bei ihm allerdings nicht, stattdessen setzt er gekonnt auf Harmonie. Woran es seiner Küche noch mangelt, ist Unverwechselbarkeit. Gossler könnte die Chance ergreifen, eine zeitgemäße Gemüse- und Kräuterküche zu entwickeln, die der wunderschönen Location entspricht. Frösche müssten dabei allerdings nicht unbedingt Teil des Menüs werden...

Neben dem Fine-Dining-Restaurant gibt es auch ein Bistro, sonntags wird zudem hochklassig gebruncht  – zu meiner Überraschung ein offizielles Verb im Duden –, und geparkt wird auf kostenpflichtigen Parkplätzen an der Wolfgang-Paul-Allee.

Nees in den Botanischen Gärten der Universität Bonn, Meckenheimer Allee 160, 53115 Bonn, 0228/ 97662600, Di-Sa 12-24, So 10-18

www.nees-bonn.de

Das haben wir gegessen

  • Allerlei von Mittelmeer Thunfisch – Thai Mango / Avocado / gerösteter Sesam
  • Rücken vom Iberischen Schwein„gebeizt“ – Allerlei Möhren / Lavendel / Honig
  • Sot-l’y-laisse – Vadouvan Risotto / Parmesan Gran Riserva
  • Eifler Ur-Lamm – Focaccia / AUbergine / Poweraden
  • Frivoler Mozart – Apfel / Karamell / Topfen
  • 3-Gang-Menü 49 /5-Gang-Menü : 79 Euro

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