Wildes Obst im Sommer - mit RezeptenDie Stachelbeere hat ungeahntes Potential

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Stachelbeeren stecken voller Ballaststoffe und regen dadurch die Verdauung an.

  • So schmeckt der Sommer 2: Stachelbeeren sind eigentlich ein tolles Sommerobst.
  • Neben Himbeeren und Erdbeeren wird sie allerdings häufig übergangen.
  • Warum das ein Fehler ist, mit Tipps und Rezepten rund um die Stachelbeere, erfahren Sie hier.

Möglicherweise wurde der Stachelbeere zum Verhängnis, dass zuckerverwöhnte Gaumen auf sie säuerlich reagieren. Oder ist sie aufgrund ihrer Dornen – ja, es sind Dornen, keine Stacheln! – aus der Mode gekommen und deshalb auch nur selten neben den beliebteren Erd- und Himbeeren im Laden zu finden? Zugegeben, pur genossen schmeckt die Stachelbeere im Vergleich ein wenig herb. Allerdings: Wer nur die häufig noch unreifen Beeren aus dem Supermarkt kennt, weiß ja noch gar nicht um ihr volles Potenzial. Wer einmal vollreife Früchte vom Strauch genascht hat weiß, wie lieblich Stachelbeeren tatsächlich schmecken können. Da die reifen Früchte sich nicht lange halten, eignen sie sich nur zum Direktverzehr und sind deshalb ein Privileg der Hobbygärtner.

stachelbeeren schalen

Von kaum einer Beere gibt es so viele Sorten wie von der Stachelbeere.

Allerdings kommt auch die Säure der unreifen Beeren in süßen Kuchen gut zur Geltung. Der Geschmack der Beeren hängt jedoch auch stark von der Sorte ab. Von kaum einer Beere gibt es so viele Sorten wie von der Stachelbeere. Jedoch ist von der einstigen Vielfalt heute nur ein Bruchteil übrig. Der Grund ist schlicht, dass sie nicht mehr kultiviert werden. Im Supermarkt werden, wenn überhaupt, nur wenige immer gleiche Sorten angeboten. Alte Stachelbeersorten sind selten und nur in wenigen spezialisierten Gärtnereien zu finden. Verbreitet sind heute vor allem Mehltau-resistente und dornenarme Sorten wie „Captivator“.

Kleine Warenkunde

Stachelbeeren (Ribes uva-crispa) gehören zur Gattung der Johannisbeeren (Ribes). Das Farbenspektrum der Beeren reicht je nach Sorte von gelb über grün bis hin zu dunkelrot gefärbt und sie wachsen an Sträuchern, die bis zu 150 Zentimeter hoch werden. Sofern sie nicht weitgehend weggezüchtet wurden, ist der Strauch reich an Dornen.

stachelbeeren grün

 Noch bis Ende August haben die süß-säuerlichen Stachelbeeren aus heimischen Anbau Saison.

Die Stachelbeere trägt unscheinbare, kleine, weiß-rosafarbene Blüten. Die Blütezeit ist von März bis Mai. Unreife Beeren für Kuchen und Kompott können ab Ende Mai gepflückt werden. Im Juli und August ist schließlich Erntezeit der reifen Früchte. An der Farbe erkennt man den Reifegrad nicht immer, da bei einigen Sorten die Früchte gelb oder grün bleiben. Pur essbar sind die Beeren, wenn das Fruchtfleisch auf Druck hin leicht nachgibt. Sie halten sich im Kühlschrank nur wenige Tage. Im Handel angeboten werden sowohl Sträucher als auch Hochstämmchen. Stämmchen lassen sich zwar leichter abernten, sind jedoch auch kurzlebiger. Stachelbeeren sind sehr gesund und enthalten unter anderem viel Vitamin C und Kalium.

Gartentipps

Standort: Die beste Zeit zum Pflanzen ist der Herbst. Die Stachelbeere mag es prinzipiell sonnig. Allerdings neigen die Früchte zu Sonnenbrand, weshalb pralle Mittagssonne vermieden werden sollte. Der Strauch gedeiht gut auf lockerem, humusreichen Boden. Trockenen Boden verträgt die Pflanze nicht gut, deshalb sollte sie regelmäßig gewässert werden. Wird der Boden um den Strauch herum gemulcht, beugt das sowohl einer Austrocknung als auch wucherndem Unkraut vor. Im zeitigen Frühjahr und nach der Blüte kann mit Kompost oder Hornspäne gedüngt werden.

Schneiden: Früchte bilden sich vor allem an den einjährigen Seitentrieben. Ältere Seitentriebe sollten deshalb nach der Ernte oder im darauffolgenden Frühjahr gekappt werden. Die zwei ältesten Basistriebe sollten bis zum Boden zurückgeschnitten werden, während die zwei kräftigsten Jungtriebe stehenbleiben. Werden zu dicht stehende Seitentriebe entfernt, erleichtert das später die Ernte.

Ernte: Die Blüten der Stachelbeere können sich selbst befruchten. Die Pflanze trägt jedoch reicher, wenn ein zweiter Strauch zur Befruchtung in der Nähe ist. Bei der Ernte ist die sogenannte „Grünpflücke“ verbreitet: Dabei wird etwa die Hälfte der Beeren noch unreif gepflückt und zu Kompott verarbeitet oder für Kuchen verwendet. Die restlichen Früchte, die später roh und pur gegessen werden können, reifen anschließend besser aus.

Krankheiten: Viele Sorten sind anfällig für den Amerikanischen Stachelbeermehltau. Moderne Sorten sind resistent gezüchtet gegen den Pilz. Auch die Blattfallkrankheit, ebenfalls hervorgerufen durch einen Pilzbefall, bedroht die Stachelbeere. Die Blätter werden infolge gelb und fallen ab. Vitale Sträucher, die genügend Nährstoffe bekommen, sind jedoch meist widerstandsfähig genug.

Vermehrung: Büsche können durch verholzte Stecklinge vermehrt werden. Dafür einjährige Triebe von etwa 30 Zentimetern Länge unterhalb eines Auges abschneiden und in Anzuchterde stecken.

Rezept: Stachelbeer-Pie

Zutaten:

200 g frische Stachelbeeren 100 g Butter 100 g Weizenmehl 200 g Zucker

Zubereitung:

Backofen auf 250 Grad vorheizen. Eine runde Pieform (etwa 24 cm Durchmesser) mit Butter einfetten und den Boden mit den Stachelbeeren bedecken. Kalte Butter, Mehl und Zucker zu einer krümeligen Masse vermengen und über die Beeren geben. Den Pie auf mittlerer Schiene 12 bis 15 Minuten backen, bis die Kruste schön goldbraun und knusprig ist. Mit Vanilleeis oder Schlagsahne servieren.

Unnützes Wissen

Stacheln hat die Stachelbeere nicht, sondern Dornen, denn sie entspringen dem verholzten Teil der Pflanze, während Stacheln – wie bei den Rosen – diesem nur aufsitzen.

Stachelbeeren und schwarze Johannisbeeren sind so eng miteinander verwandt, dass sie sich miteinander kreuzen können. Daraus wird die „Jostabeere“, deren Früchte ähnlich aussehen wie schwarze Johannisbeeren, aber milder schmecken.

Die englische Redewendung „to play gooseberry“ (Stachelbeere spielen) wurde früher im Sinne von „den Teufel spielen“ verwendet, wenn jemand großes Unheil anrichtete. Später sagte man den Spruch zu einem Spielverderber. Außerdem gilt die Stachelbeerblüte in England als Symbol der Empfängnis. Kindern antwortet man noch heute manchmal man auf die Frage, wo die Babys herkommen, man finde sie unterm Stachelbeerstrauch. Erstmals schriftlich erwähnt wurde die Stachelbeere in einer Rechnung an den englischen Königshof im Jahr 1276: König Eduard I. hatte Stachelbeerbüsche geordert.

Buchtipp:  Claudio Niggli, Martin Frei, „ Stachelbeeren.Sortenvielfalt und Kulturgeschichte“, Hauptverlag, 39,90 EUR - hier auf Amazon anschauen.

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