In der Trattoria „Il Brigante Lucano“ am Kölner Barbarossaplatz steht tatsächlich die Mamma am Herd.
Henns GeschmackssacheAber bitte mit Pistazien!

Lina Conte zeigt ihre selbst gemachte Pasta.
Copyright: Arton Krasniqi
Eine Trattoria in direkter Nähe des Barbarossaplatzes, am viel befahrenen Salierring? Nicht unbedingt das malerischste Plätzchen Kölns. Beim Eintreten muss man an einem verglasten Tresen vorbei, rechterhand liegt der kleine Gästeraum. Die Tischnummern sind mit Tesafilm festgeklebt, einige Glühbirnen hängen an Tauen von der Decke, Fotos an den Wänden. Vorne und hinten dudelt unterschiedliche Musik, eine italienische Kakophonie. Man könnte sich fragen, was gerade das „Il Brigante Lucano“ für einen Restauranttest interessant macht. Die Antwort lautet: Pasta! Eine Leserin hatte mir geschrieben und von den Nudeln geschwärmt, die mache die Mamma hier noch selbst. Und für gute Pasta gehe ich überall hin.
Rocco Conte, Anfang 40, stammt aus Basilikata und hat die Trattoria im vergangenen Jahr mit dem Anspruch gegründet, echte italienische Küche aus echten italienischen Zutaten auf den Teller zu bringen. Er ist es auch, der den Service schmeißt, allein, genau wie seine Mamma allein in der Küche steht. Ein Familienbetrieb. Conte ist sehr freundlich, spricht allerdings mit so starkem italienischen Akzent, dass ich ein paar Mal raten muss, was er gerade gesagt hat. Das stört aber nicht, es unterstreicht eher, wie authentisch italienisch es hier zugeht.
Vor dem Bestellen darf auch mal probiert werden
Obwohl auf den Fensterbänken einige interessante leere Weinflaschen stehen, bietet die Karte nur eine sehr kleine Auswahl flaschenweise, aber immerhin sechs offene für je 7,50 Euro das 0,1l Glas. Ohne Info über Jahrgang oder Erzeuger, aber das erwarte ich in einer Trattoria auch nicht. Eine Flasche Maria Costanza Bianco aus Sizilien für 54 Euro erweist sich schließlich als guter Allrounder. Rocco Conte stellt ihn in einen Eiskübel, der aber leider nur mit kaltem Wasser gefüllt ist. Im Netz recherchiere ich später, dass es wohl noch eine Weinkarte mit besonderen Tropfen gibt, aber die wurde mir im Restaurant leider nicht gereicht.
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Als meine Begleitung fragt, wie denn die Bruschetta mit Gemüse statt Tomaten schmecke, holt er flugs eine kleine Portion davon aus der Küche zum Probieren. Das nenne ich Gastfreundschaft!

Der „Insalata mista“ geht schon fast als Hauptgericht durch.
Copyright: Carsten Henn
Das Vitello Tonnato ist eine großzügige Portion – was für alle Gerichte hier gilt. Mamma Lina meint es gut mit ihren Gästen. Viel dünn aufgeschnittenes Fleisch, und viel Sauce, an der in anderen Restaurants gerne mal gespart wird. Sehr Mayonnaise-lastig ist sie, dazu gibt es ein paar Kapern, ein bisschen Rucola sowie gehackte Pistazien. Der Insalata Mista für 6,50 Euro geht schon fast als Hauptspeise durch. Mit Gurken, Tomaten, Karotten und einem Berg an Brotwürfeln obenauf. Das Dressing ist sehr schlicht – und damit typisch italienisch.
Auftritt: die Pasta! Auf der Karte, die ein gutes Dutzend Nudelgerichte, dazu Vorspeisen sowie Fisch oder Fleisch vom Grill im Hauptgericht listet, steht neben zwei Speisen „Regionales Gericht“. Eines davon sind die Orecchiette – Öhrchennudeln, sehr aufwändig in der Herstellung – mit Salsiccia und Cima di Rapa (italienischem Stängelkohl). Obenauf geraspelter Parmesan sowie etwas kühle Burrata, die langsam zerfließt. Untermengen ist angeraten, vor allem da nicht an Pfeffer und Salz gespart wurde und sich so ein herrlich harmonisches Ganzes ergibt. Auch an Stängelkohl und Salsiccia wurde nicht gespart – sowie an gehackten Pistazien. Und die Pasta? Hat eine ganz wunderbare Konsistenz.

Die Öhrchennudeln sind sehr aufwändig in der Herstellung und haben eine wunderbare Konsistenz.
Copyright: Carsten Henn
Die Lasagne ist so heiß wie die Lava im Schicksalsberg, auch hier gelingt die Textur der Pasta prächtig, der Rindfleisch-Geschmack ist herrlich prägnant, eine Burrata verleiht auch hier Schmelz – und gehackte Pistazien fehlen ebenfalls nicht.

Eine Lasagne mit prägnantem Rindfleischgeschmack und Burrata sowie Pistazien.
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Die Desserts trägt Rocco Conte mündlich vor, Tiramisu ist leider aus, aber Panna cotta wäre da. Es sind zwei auf einem Teller, allerdings zu fest, eins mit sehr süßer Schoko- das andere mit sehr süßer Pistaziensauce, sowie – Sie können es sich denken – gehackten Pistazien. Allerdings soll das keine Kritik sein, bei jedem Gericht machen sie Sinn.

Panna cotta mit Schokoladen- und Pistaziensauce
Copyright: Carsten Henn
Beim Rausgehen (nur Barzahlung!) blicke ich in die kleine Küche, aus der nun eine freundliche, ältere Dame heraustritt. Es ist Mamma Lina. „Tutto bene?“ fragt sie und hebt die Augenbrauen empor. „Bene! Grazie mille!“. Sie lächelt zufrieden.
Henns Auswahl:
Insalata Verde 6,50 €
Vitello Tonnato 15,99 €
Lasagne 16,99 €
Orecchiette alla Cime di Rapa con Salsiccia 25 €
4-Gang-Menü 60 €
Fazit: Essen wie bei Mamma. Am besten: Pasta, Pasta und Pasta! Basta! Auch per Lieferdienst.
Bewertung: 4 von 6
Il Brigante Lucano, Salierring 34, 50677 Köln, Tel. 0221 – 82 82 03 85, Mo-Sa 11-22, So 17-22 Uhr