Nachhaltig reisenWie Sie mit dem E-Bike von Köln nach Rotterdam kommen

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Für Ambitionierte ist sogar Rotterdam von Köln aus mit dem E-Bike erreichbar.

Köln – Die Biester haben es in sich: Es gibt Menschen, die bei der Anfangsbeschleunigung tatsächlich eine Rolle rückwärts hingelegt haben. Oder eine vorwärts beim Bremsen. Solche Geschichten sind natürlich nur lustig, wenn man sich - und andere - dabei nicht verletzt. Wer sich also ernsthaft für ein Rad mit Motorhilfe entscheidet, sollte sich in einer leeren Nebenstraße in aller Ruhe mit den Geräten vertraut machen. Dann aber kann man mit dem E-Bike komfortabel und zeitgemäß emissionslos Strecke machen. Und, ja, warum nicht sogar bis nach Rotterdam?

Es gibt unterschiedliche Arten von Elektrofahrrädern. Für manche braucht es einen Führerschein. Meistens aber ist – wie auch hier - die Rede von E-Bikes, die bis zu einer Maximalgeschwindigkeit von 25 km/h beim Treten unterstützt werden. Wird diese Geschwindigkeit überschritten, schaltet der Motor ab. Diese Fahrräder dürfen ohne Altersbeschränkung auch auf Rad- und Waldwegen gefahren werden und gehören zu den so genannten Pedelecs, die auch üblicherweise an Verleihstationen vermietet werden. Im Durchschnitt muss man mit einem Tagespreis von 25 Euro rechnen. (Verleih in Köln, z. B. Radstation oder Muskelkater).

440 Kilometer für Ambitionierte

Wer viel Zeit hat, der sollte unbedingt mal dorthin radeln, wo der Fahrradfahrer seit einigen Jahren besonders hofiert wird: Rotterdam ist ohne ausgeprägten Orientierungssinn zu finden. Zumindest auf deutscher Seite geht es einfach immer den Rhein runter.

Die Strecke erfordert natürlich einiges an Ausdauer und erprobter Sitzhaut, denn der Rheinradweg, oder auch EuroVelo 15 genannt, führt von Köln aus immerhin über rund 440 Kilometer in die holländische Metropole. Die Etappenziele lassen sich definitiv sehen. Vorbei an Düsseldorf, Duisburg, Wesel, Emmerich, hinter Kleeve teilt sich der Rhein in Waal und Nederrijn.

Nijmegen, Buren, Dordrecht, Rotterdam

Unser Vorschlag: Fahren Sie die „Rijnfietsroute – Waalvariant“, die über die älteste Stadt der Niederlande Nijmegen, durch das bekannte Obstanbaugebiet Betuwe nach Tiel über Buren nach Gorinchem und zuletzt über Dordrecht mit seinen alten Innenhäfen führt.

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Ein Sommerhighlight in Nijmegen: Der Viertages-Marsch, der seit 1909 jedes Jahr in der Stadt mit der imposanten Brücke veranstaltet wird. Menschen aus aller Welt wandern in diesem Jahr vom 19. Juli an vier Tage rund um die Stadt. Ein Spektakel.

Für geübte E-Biker dürfte das Programm auch in weniger Tagen zu bewältigen sein. Die Zugfahrt von Rotterdam zurück nach Köln beträgt in der Regel rund dreieinhalb Stunden (je nach Verbindung muss mit ein bis drei Umstiegen gerechnet werden).

Rotterdam ist die Fahrradstadt schlechthin

Die Stadt gibt dem Besucher unmittelbar das gute Gefühl, am Puls der Zeit sein: Mit der Entscheidung, sich vom Image als Autostadt zu befreien, hat die Hafenstadt viel Geld für den Wandel in die Hand genommen. Sie hat nicht nur Radwege gebaut, sondern vielen Einwohnern erst einmal das Fahrradfahren beigebracht. Außerdem wurden Fahrradbanken für Menschen eingerichtet, die sich kein eigenes Rad leisten können.

Der Einsatz hat sich gelohnt: 2020 legten 28 Prozent der Menschen ihre Wege mit dem Rad zurück, zehn Jahre zuvor lag der Anteil bei nur 7 Prozent. Mehrere Millionen Euro jährlich werden auch künftig für die Vision, den so genannten „Fietskoers“, ausgegeben, um zum Beispiel mehr Platz und Sicherheit sowohl für langsame als auch schnelle Radfahrer zu schaffen.

Das ist nur ein Teil der Strategie, mit der Rotterdam zu einer klimafreundlichen Stadt werden möchte. An jeder Ecke ist entschlossener Gestaltungswille zu einer besseren, menschlicheren, stilvolleren Version von Rotterdam zu erkennen, worüber Stadtentwickler regelmäßig ins Schwärmen geraten. Und so lohnt es sich durchaus, vom Sattel aus die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu erkunden. Es gibt eine große Anzahl von geführten Radtouren (City-Rotterdamtours, Bajabikes oder Viator).

Tipps für einen nachhaltigen und schönen Aufenthalt

Einkehrtipp am Wasser mit Blick auf die eindrucksvolle Stadtkrone im Kreativ-Viertel:  Fenix Food Factory. Am besten zu erreichen mit dem Wassertaxi bis zur Station Hotel New York

Unterkunft gibt es bei Sparkshostel oder dem Kingkonghostel oder bei Room-Rotterdam

Der Kölnpfad für Einsteiger, 160 km

Anfang und Ziel jeder Etappe sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.

Köln kennen Sie schon? Wer das behauptet, der erntet zumindest von Clemens Rott einen zweifelnden Blick. Manchmal wundert er sich, was Kölner von ihrer eigenen Stadt tatsächlich schon gesehen haben. „Selbst bei einer Fahrt durch den Grüngürtel kann man einige noch überraschen.“ Rott entdeckt und entwirft für den ADFC Fahrrad-Strecken und bietet außerdem geführte Touren an. Er hat den Wanderweg „Kölnpfad“ des Eifelvereins KEV für Radfahrer angepasst.

Entdeckungstour durch die Veedel

Das Ergebnis: eine Entdeckungstour durch die Kölner Viertel entlang der Stadtgrenzen. 160 Kilometer, vier Etappen. Start und Ziel sind jeweils mit der KVB zu erreichen. Aber warum nicht vier Übernachtungen einplanen, wie in den richtigen Ferien? Eigentlich ein Muss für jeden Kölner, findet Rott. 

Link für die GPS Daten

Tipps zu Unterkünften und Einkehrmöglichkeiten finden Sie im Buch Kölnpfad, herausgegeben vom Kölner Eifelverein, Autorin Steffi Machnik, erschienen im Bachem Verlag, 14,95 Euro

1. Etappe: Rodenkirchen bis Bahnhof Bocklemünd

Die Heimattour beginnt an der Rodenkirchener Brücke. Der erste Schlenker führt direkt ins üppige Ferienglück, nämlich den Rhein entlang durch den Auenwald im Weißer Bogen und über den forstbotanischen Garten in den Grüngürtel.

Auf diesem Weg zeige sich die Abwechslung, für den er, Rott, auch nach Jahren noch schwärme: Forts und Reste des ehemaligen Festungsgrabens wechseln sich mit Seen und großen Wiesen ab: Geschichte erfahren, Natur genießen, sein Zuhause kennenlernen. Tipp: Ein Spaziergang durch den Felsengarten im Fort Deckstein.

2. Etappe bis zum Wiener Platz

Der nächste Tag ist einer für den Weit- und Rückblick: man passiert Pescher und Escher See, die fruchtbaren Felder des Kölner Westens und Nordens sowie Kölns angeblich schönstes Naturschutzgebiet, den Worringer Bruch. Auf dem Damm geht’s flussaufwärts bis zur Leverkusener Brücke Richtung Westen zum Fühlinger See.

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Die folgende Gegend wird eindrucksvoll von den Ford-Werken geprägt. In Niehl stößt der Weg wieder auf den Rhein und bietet von der Fußgänger- und Fahrradbrücke eine besonders gute Aussicht auf den Hafen. Tipp: Picknickpause rund um die Fähre bei Langel, entweder auf den zahlreichen Bänken dort oder im Rasthaus zur Fähre. Grandioser Rheinblick!

3. Etappe bis zum Bensberger Bahnhof

Für viele immer noch ein Geheimtipp ist der Schlosspark in Stammheim, der sich unter uralten Bäumen dreieckig ausbreitet. Ist auf jeden Fall einen Spaziergang wert.

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Im Schlosspark Stammheim treffen Natur und Kunst aufeinander.

Noch unbekannter ist das Denkmal, das sich auf dem Weiterweg in Flittard an der Egonstraße erhebt: Eine Station aus dem 19. Jahrhundert, die Teil einer optischen Signalturmkette von Berlin zur Festung Koblenz war. Weiter geht es durch das Landschaftsschutzgebiet Dünnwalder Forst und die Schluchter Heide rauf zum Bensberger Schloss. Spätestens dieser Anstieg rechtfertigt den Motor am Fahrrad. Tipp: Pause in der Erholungsanlage Saaler Mühle am Bensberger See. Die Grillhütte kann bei der Bergisch Gladbacher Verwaltung gemietet werden.

Zur 4. Etappe zurück nach Rodenkirchen:

Von Bensberg bis zum Rhein rollt man runter in den Königsforst. Und dort geht’s ein letztes Mal bergauf, zum Monte Troodelöh, der höchsten natürlichen Erhebung Kölns. Der Weg streift die Wahner Heide nördlich des Flughafens, führt am Wahner Schloss vorbei und wieder Richtung Feld und Wiese. Von Weitem schon ist der geschützte Auenwald zu sehen, eines der letzten Reste der ursprünglichen Rheinlandschaft, inzwischen Heimat für viele Vögel, die auf der roten Liste stehen. Auf der Freizeitinsel Groov ist eine Minigolfpartie ein Muss. Tipp: Besuch im Obstmuseum, dem Obst-Aboretum Leidenhausen. Gezeigt werden bis zu 500 Jahre alte heimische Obstbaum- und -strauchsorten. 

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Die Obstbaumwiesen von Gut Leidenhausen bieten schöne Pausenplätze.

Hinweis für Radler mit Anhänger:

Die Routen des ersten und vierten Tages sind problemlos mit Anhänger zu fahren, die Route des zweiten Tages ist wegen naturbelassener Wege teilweise anspruchsvoll, während die Route des dritten Tages laut Clemens Rott im Wesentlichen nicht mit einem Radanhänger befahren werden kann.

Tipps von Stephen Berendt, Technikreferent ADFC-Spezialist von Köln und NRW. Anfahren: Wer noch nie auf einem Pedelec gesessen hat, sollte üben. Zum Beispiel in kleiner Unterstützungsstufe anfahren, um ein Gefühl für die Beschleunigung zu bekommen. Bremsen: Bremsen üben, ist fast noch wichtiger. Die Bremsen sind in der Regel äußerst effektiv. Also: beide Bremsen nutzen und dabei das Gewicht nach hinten verlagern. Laden: Da jeder Hersteller seine eigene Technik verkauft, ist es wichtig, immer sein eigenes Ladegerät dabei zu haben. Es braucht zum Laden nur eine einfache Steckdose. Um den Akku zu 80 Prozent wieder zu füllen, braucht es rund zwei Stunden: Eine gemütliche Mittagsmahlzeit lang. Packen: Grundsätzlich gilt: Man braucht weniger als man denkt. Deshalb eher kleinere Packtaschen kaufen, um gar nicht erst in die Versuchung zu kommen, viel mitzunehmen. Sofern überhaupt eine Auswahl bei Leih-Rädern besteht, sollte man darauf achten, ein Pedelec mit Mittelmotor zu nehmen, um ein Übergewicht zu vermeiden. In der Bahn und im Zug daran denken, die Gepäcktaschen abzunehmen, um anderen Rädern Platz zu machen. Flickzeug nicht vergessen, Pumpe, ausreichend zu trinken, Sonnenmilch. Ein bisschen Funktionskleidung, die man im Hotel auch eben mit der Hand waschen kann. Anziehen: Gepolsterte Fahrradhosen sind für längere Touren ein Muss. Sie sollte eng anliegen und am besten, so der Fachmann, auf der nackten Haut getragen werden. Fahrradhandschuhe sind ebenfalls sinnvoll, genauso wie Schuhe mit fester Sohle.

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