Kölner Lokale öffnen auch Innenbereich„Gefühl wie nach Hause zu kommen“

Lesezeit 3 Minuten

Köln – Draußen voll, innen leer; draußen jung, drinnen älter. So sieht es am Sonntag in vielen Kölner Cafés und Restaurants aus. Im Jägerhof in Rath ist es ein bisschen anders, hier sind zum Mittagstisch auch drinnen viele Tische besetzt. Die Stammgäste sehen bei frischer Tomatencremesuppe, Schweinefilet und buntem Salatteller fast schüchtern aus, als hätten sie sich an einen Ort begeben, den sie kaum noch kennen.

„Nach sieben Monaten Corona-Pause ist noch eine gewisse Zurückhaltung da. Die meisten Gäste kommen auch nur zu zweit“, sagt Wirt Thomas Kordelis. „Aber die Menschen freuen sich sehr, endlich wieder kommen zu dürfen. Und wir uns natürlich auch.“ Die meisten, sagt Kordelis, zeigten „freiwillig ihre Impfpässe oder Tests. Es läuft alles sehr gesittet ab.“ Der erste Tag im fast normalen Betrieb mit Abstandsregeln und 3-G-Regeln (geimpft, getestet, genesen) für den Innenbereich stimmt Kordelis „vorsichtig optimistisch“.

„Ich fühle mich wie die Stasi“

Das Brauhaus ohne Namen in Deutz ist um 13.30 Uhr ohne Gäste. Draußen leer, drinnen leer. Am Freitag und Samstag sei die Terrasse voll gewesen, sagt Serviceleiterin Saskia Thelen. Wie sich das Geschäft entwickle, „muss man mal sehen“.

Thelen stört, dass sich einige Gäste nicht an die Corona-Regeln hielten, „manche zeigen Tests, können sich aber nicht ausweisen, andere sagen, sie hätten ihren Impfausweis vergessen“. Noch mehr nerve sie allerdings, „dass es nicht mehr vor allem um Nähe geht, wie das im Brauhaus üblich ist, sondern darum, zu kontrollieren. Ich komme mir vor wie die Stasi oder ein Feldwebel, der jeden überprüft und maßregelt“. Aktuell zahle das Brauhaus „ordentlich drauf“, sagt Thelen. Trotzdem sucht die Gaststätte händeringend Personal. So geht es sehr vielen Kölner Lokalen: Durch den langen Lockdown haben sich viele Angestellte anderweitig orientiert.

Fast alle Lokale suchen Personal

„In den kommenden Wochen könnte der Fachkräftemangel zu einem größeren Problem werden als die Gäste, von denen viele erst wiederkommen, wenn sie keinen Test mehr machen müssen, um drinnen zu essen“, sagt Muhyettin Kaleli, Chef des Tapas-Restaurants Esteban auf der Rösrather Straße. In Lohmar betreibt er ein Lokal, das am Wochenende brechend voll war, weil die Gäste im Rhein-Sieg-Kreis auch drinnen keinen Test mehr brauchen – „in Köln habe ich heute erst zwei Reservierungen“.

Im Café Reichard vor dem Dom sind am Nachmittag Terrasse und Innenbereich gut gefüllt. Ein altes Kölner Paar sitzt an seinem Stammplatz am Fenster und erzählt von seinem lange vermissten sonntäglichen Ritual, Kaffee und Sahnetorte hier zu verzehren, draußen sind die Gäste etwas jünger. Im Gaffel am Dom sind drinnen ebenfalls viele Tische besetzt, „mehr als an einem normalen Sonntag um die Zeit“, sagt Alfred Kempf, der den Service heute leitet. „Wir sind glücklich, endlich wieder aufmachen zu dürfen.“ Stammgast Torsten Wiercks, der mit seiner Frau zwei- bis dreimal pro Woche ins Brauhaus kommt, sagt: „Hier zu sitzen nach so langer Zeit fühlt sich an wie wieder nach Hause zu kommen.“

KStA abonnieren