SummerjamAufwärmen mit Ohrenstöpseln

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Die Niederländer Galdon, Ashwin und Jeffrey nehmen ein Sonnenbad. Im Fühlinger See würden sie niemals schwimmen. Sie haben Klappräder dabei und machen bald einen Ausflug ins Aqualand.

Die Niederländer Galdon, Ashwin und Jeffrey nehmen ein Sonnenbad. Im Fühlinger See würden sie niemals schwimmen. Sie haben Klappräder dabei und machen bald einen Ausflug ins Aqualand.

Köln – Eine Schlafbrille, Ohrenstöpsel und – ganz wichtig: ein anständiges Bett. Das sind Daniela Zieglers Accessoires für ein gutes Festival. Ihr Luftbett ist zwei Meter lang und 1,80 Meter breit. Die Zeiten, in denen sie sich auf einer schmalen Isomatte im Schlafsack hin- und hergewälzt hat, sind längst vorbei.

Die 36-Jährige sitzt am Dienstag mit einem Krönchen im roten Haar vor ihrem Zelt am Fühlinger See – drei Tage, bevor das Reggae-Festival Summerjam beginnt. „Ich habe heute Geburtstag“, sagt sie. Ihr Freund ist mit ihr deshalb einmal quer über den See gerudert, ihre Freundin hat ihr eine Handtasche aus Spülschwämmen gebastelt. „Wir sind schon seit Sonntag hier“, sagt Daniela Ziegler. 16 Zelte haben sie aufgebaut, die meisten Freunde kommen am Freitag nach – ihre Zelte haben sie schon vorgeschickt. „Eins ist im Paket aus Stuttgart gekommen.“ Die Truppe kommt schon seit Jahren zum Summerjam, weniger wegen der Musik als wegen der Stimmung. „Ich höre eher elektronische Musik“, sagt Daniela Ziegler. „Aber das Festival ist so schön, weil es so friedlich ist. Es gibt nie Aggressionen oder Gewalt.“ Sie sagt, sie sei an diesem Tag schon 13 Mal in den See gehüpft. „Der Atlantik ist viel kälter, ich war gerade in Portugal.“

In den See springen? Undenkbar für Galdon, Ashwin und Jeffrey. Die drei hängen in ihren luxuriösen Campingstühlen und lassen sich die Sonne auf die Bauchmuskeln scheinen. „Ich gehe da nicht rein“, sagt Galdon (41), der einen Flachmann in der Hand hat. Das Wasser sei zu eklig. Stattdessen wollen die tätowierten Niederländer mit ihren Klapprädern ins Aqualand fahren. Und sonst? „Chillen, Musik hören und Leute beobachten“, sagt Ashwin (36).

Das macht Renate Pilz auch. Aber lieber wäre es ihr, wenn sie nur Schwäne und Enten sehen würde. Die 70-Jährige verbringt seit Jahren jeden Sommertag am See, meistens mit einem befreundeten Ehepaar. Sie kommen mit Sackkarren, Liegestühlen und Proviant. „Und zwischendurch trinken wir Kaffee an der Bude“, sagt Renate Pilz, die einen schicken Bikini trägt und so braun ist, als wäre sie auch gerade erst an der Atlantikküste gewesen. Nun stehen Zelte auf ihrem gewohnten Platz, die drei mussten ausweichen – und sitzen direkt hinter den Dixie-Klos.

Das Summerjam-Festival findet vom 5. bis 7. Juli auf der Regattainsel am Fühlinger See statt. Das Drei-Tage-Festivalticket kostet inklusive Campingmöglichkeit 99 Euro plus VVK-Gebühr. Wenn das Festival nicht ausverkauft ist, gibt es am Sonntag Tagestickets für 60 Euro. Kinder bis zwölf Jahre haben freien Eintritt. Neben den beiden Open-Air-Bühnen gibt es einen Basar, einen Kinderbereich und eine Dancehall-Area. Shuttlebusse verbinden die ausgewiesenen Parkplätze und den Campingbereich. (hsr) www.summerjam.de

„Mich nervt dieses Festival“, sagt Renate Pilz. Sie wirkt ein bisschen so, als wäre sie aus Versehen hier gelandet. Ein paar Meter weiter spielen die Camper zu lauter Reggae-Musik Volleyball. „Diese Dudelei“ gilt es auszuhalten, da muss Renate Pilz jetzt durch. Und nächste Woche hat sie den Fühlinger See wieder für sich allein.

Offiziell ist das Zelten am See erst ab Donnerstag erlaubt. „Aber es lässt sich nicht vermeiden, dass die Leute früher kommen“, heißt es seitens des Veranstalters.

Das Programm zum diesjährigen Motto „Free your mind“ findet sich auf der Homepage.

Der jamaikanische Sänger Ken Boothe hat seinen Auftritt beim Festival und die komplette Europa-Tour abgesagt. „Wir haben aber mit Max Romeo einen guten Ersatz für ihn gefunden“, sagt Pressesprecherin Jutta Hackland.

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